Der Nordkanal

Das Ende des Kanalbaus

"aus: Tamm, Horst (Hrsg): Das Kanalhaus. Der Nordkanal im Raume Viersens und das Viersener Kanalhaus, Viersen (Eigenverlag), 2000."

Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers vom 12. Juli 2022

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Das Ende des Kanalbaus

Der Druck Frankreichs auf Holland bzw. Napoleons auf sei­ nen Bruder Ludwig Buonaparte, dem von ihm eingesetzten Kö­ nig von Holland, wurde immer stärker, um einen vollständigen Anschluß an die Kontinentalsperre zu erreichen. Die dramati­ schen Ereignisse der Zeit 1809/10 werden bei Papon wie folgt dargestellt40): Ludwig, der holländische König, fuhr nach Paris, um die An­ schuldigungen zu entkräften und seinen Bruder zu beschwichti­ gen. Die französische Presse beschuldigte Holland, die allge­ meine Sache zu verraten. Truppen von 40 .000 Mann wurden im Januar 1810 in Brabant zusammen gezogen. Es wurde immer wieder auf die Kabinettsorder von 1807 hingewiesen, die den Handel mit England unter allen Umständen untersagte. Aber auch England konnte sich seinerseits von seiner Seekriegspoli­ tik nicht lösen, zumal es auf dem Meer und außerhalb Europas

die Oberhand hatte. 11 England bezeige die innigste Theilnahme an Hollands unglücklicher Lage; . . . Schritte zu einer friedlichen Annäherung könne England um so weniger thun, da Frankreich durchaus keine gleiche Neigung äußere" wurde einem Abge­ sandten Hollands in London erklärt.

So standen Prinzip gegen Prinzip, Härte gegen Härte unver­söhnlich gegenüber und die kleinen Staaten dazwischen wurden aufgerieben. Holland mußte am 16. März 1809 einen Vertag un­ terschreiben, der zuließ, daß französische Zollbeamte seine Flußmündungen kontrollieren und von Holland zu unterhalten seien. Es mußte die Provinzen südlich der Waal abtreten und Frankreich 9 Linienschiffe, 6 Fregatten und 100 Kanonenboote überlassen und importierte Waren aushändigen. Positiver Ne­ beneffekt dieses Vertrages war nur, daß die gegen Holland er­ richtete Handelssperre aufgehoben wurde . Es kam zu Geplänkeln zwischen Zollbeamten und Schleich­ händlern, infolge der Unterstützung des Zolls durch französi­ sche Soldaten kam es zu Übergriffen auf diese und auf Beamte. Schließlich griff man sogar die französische Gesandtschaft in Amsterdam an. Das war für Napoleon ein willkommener Anlaß weitere Soldaten unter Marschall Oudinot nach Holland zu ent­ senden; Amsterdam wurde am 29. Juni 1810 besetzt. In dieser demütigenden Lage faßte König Ludwig den Entschluß , zuguns­ ten seines Sohnes abzudanken. Er ging über Dresden nach Ös­ terreich. Weil dieser Schritt mit ihm nicht abgesprochen gewe­ sen sei, erklärte Napoleon ihn für ungültig und Holland am 9. Juli für mit Frankreich vereint. Da nach dieser Entwicklung die politische Bedeutung des Nordkanals hinfällig geworden war, ordnete Napoleon am 22. Dezember 1810 die Einstellung der Bauarbeiten für den 1. Januar 1811 an. Zwar wurde unter Graf Mole, dem General­ direktor für Brücken und Chausseen, eine Kommission einberu­ fen, die den Weiterbau bzw. die Einbindung in ein größeres Ka­ nalsystem empfahl, das Seine mit der Ostsee verbinden sollte (Canal Baltique). Aber durch die kriegerischen Ereignisse der kommenden Jahre mit dem Rußlandfeldzug 1812 und den Be­ freiungskriegen 1813/15 hatte keiner dieser Pläne Realisie­ rungschancen. Die Departementsverwaltung hatte Mühe, die errichteten Bauwerke und das noch nicht verbaute Material zu schützen

und zu erhalten. Der Präfekturrat verurteilte am 2. Oktober 1811 den Anton Jansen aus Süchteln, weil er durch den Nord­ kanal mit Pferd und Wagen fuhr 41) . Damit geht auch hervor, daß der Kanal noch nicht geflutet worden war. - Inspektionen der Anlage erfolgten noch im Juli 181342 ). Über das weitere Schicksal des Kanals nach Abzug der Franzosen aus diesem Gebiet (im Januar 1814) wird weiter un­ ten berichtet


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