Ermittlungen/Prozess gegen den ehemaligen Lobbericher Pfarrer Kerkhoff

Presse- und Quellenspiegel


Ein Wort vorab:

Georg Kerkhoff verließ Lobberich 2006, ab 2009 wurden Vorwürfe gegen ihn öffentlich, die sich auch auf die Lobbericher Zeit bezogen, 2015 kam es zu einer Verurteilung zu sechs Jahren Haft wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in acht Fällen, sexuellen Missbrauchs von Kindern in 13 Fällen und schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in vier Fällen. (Quelle: Rheinische Post).
Die Kirche reagierte auf das Urteil mit der Entlassung aus dem Klerikerstand (Juni  2016).

Die eigenen Erfahrungen mit einem Pfarrer werden nun ergänzt um Fakten, die das Gericht ermittelt hat: "Der Geistliche hatte sein damals elfjähriges Patenkind teilweise schwer sexuell missbraucht und auch an dem achtjährigen Bruder des Jungen sexuelle Handlungen vorgenommen" (Quelle: Rheinische Post).
Es kamen schon bei den ersten Vorwürfen Fragen auf, wie: "Ist bei uns etwas vorgefallen, das wir hätten wissen müssen?", "Hätten wir genauer nachfragen müssen?" Beides wird Verantwortlichen in Bistum und Gemeinde mehr oder weniger deutlich vorgehalten. - Darunter leider auch von Menschen, die ihr Urteil scheinbar bereits bei Bekanntwerden der ersten Vorwürfe gefasst hatten, und die Überzeugung vertreten, dass es Hinweise in der Gemeinde gegeben haben muss. Als Beleg reicht manchen Leuten schon die Tatsache eines guten Verhältnisses des Pfarrers zur Messdienerschaft.

Würde aber alles, was von diesen Menschen als Hinweis auf bösartiges Handeln beargwöhnt wird, auch wirklich bösartig sein, so stünde wohl jeder mit Kontakt zu Minderjährigen und Kindern (ob Priester, Trainer oder Lehrer), mit einem Bein im Gefängnis.
Schon, wenn Andeutungen die Runde machen, dürfte das berufliche Weiterkommen eines Mannes im Erziehungssektor gefährdet sein. Männer aber, die bereit wären, sich in Kindergärten und Grundschulen diesem zusätzlichen Risiko auszusetzen, gibt es schon jetzt zu wenig.

Um es Leuten aus der Meinungsblase: "kath. Kirche = Missbrauch" nicht zu einfach zu machen, verlege ich den Standort dieser Übersicht hin und wieder, so dass Links aus "sozialen" Medien unbrauchbar werden. Wer sich darüber informieren will, was unsere Gemeinde bewegt hat, ist herzlich willkommen und er wird die Übersicht auf den Seiten mit Hintergründen zur Gemeinde auch weiter finden.

Im Rahmen der Berichterstattung über das Gerichtsverfahren war zu lesen, dass selbst die Eltern der betroffenen Kinder zur Zeit der Vorfälle nicht "die Spur eines Zweifels" an der Integrität des Pfarrers hatten (WZ - Bericht). Die Verantwortlichen der Gemeinden in Lobberich und Hinsbeck soll man bitte nicht vor höhere Ansprüche stellen. Wie die Eltern leben auch wir schwer mit der Frage, ob wir Unheil hätten vermeiden können.

Es war und wird auch immer schwer sein, das Richtige zu tun, wenn man zwischen zwei hohen Gütern abwägen muss.

  1. Es darf nicht gelten: "schuldig-bei-Verdacht - wobei dann für Einige schon pauschal "schuldig" gilt, wenn der Beschuldigte einem bestimmten Geschlecht, einem bestimmten (Priester-)Stand, der katholischen Kirche angehört oder eine bestimmten sexuellen Orientierung hat".
    Auch schwule katholische Priester können feine Kerle sein!
  2. Genausowenig darf aber die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht, einem bestimmten (Priester-)Stand, der katholischen Kirche oder bei einer bestimmten sexueller Orientierung als entlastend gelten, etwa weil "nicht-sein-kann-was-nicht-sein-darf": Auch heterosexuelle anglikanische Priesterinnen können kriminell werden!

Kein Schlussstrich:

Es wurde jetzt Recht gesprochen, die Tatsachen sind damit von unabhängiger Seite ermittelt und bewertet. Das Bistum Aachen saß dabei nicht auf der Anklagebank. Es hat die Umstände um Vertuschungen von externer Seite begutachten lassen; dieser Fall wird in diesem Weblink Gutachten vom November 2020 auch aufgeführt. Dass es auch neben persönlichen auch systemische Ursachen für Defizite ("zumindest problematisches Selbst- und Gruppenverständnis befördernde Sicht (der Kleriker) auf den eigenen Stand") gibt, stellt des Weblink Gutachten der Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl München auf 15 Seiten fest. Es empfielt u.a. eine "kritische Reflexion des priesterlichen Selbstverständnisses" und die "Stärkung der Rolle der Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen". Dem ist nichts hinzuzufügen:

Jegliche Strukturen von Macht gehören kontrolliert - Die Gewaltenteilung ist eine Lehre aus dem Nationalsozialismus, die in Deutschland selbstverständlich sein sollte. Machtstrukturen gehören regelmäßig auf den Prüfstand. Das bedeutet einen hohen Nachholbedarf für eine Gemeinschaft, die sich anmaßt, sich selbst kontrollierende Top-Down-Strukturen als "hier-archisch" (heilige Herrschaft) zu bezeichnen. Es gilt nicht nur als barmherziger Samariter dem zu helfen, der unter die Räuber gefallen ist - es gilt auch, die Ursachen der Räuberei zu bekämpfen!
Ebenso aber gilt das Gesagte für jede Sensationslüsternheit und den damit verbundenen leichtfertigen Umgang mit Neuigkeiten und Vorwürfen, die - einmal in der Öffentlichkeit - auch einem unschuldig Beschuldigten ein Leben lang anhaften werden.
Und damit nochmals ein Gruß in die o.g. Meinungsblase.

Ralf Schmeink
(im Vorstand des Pfarrgemeinderates zur Zeit Kerkhoffs)



Quellen:


Bischöfliches Generalvikariat

17. Dezember 2009

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitchristen in St. Sebastian und St. Peter,

gezielt werden zurzeit Verantwortliche in der kirchlichen Jugendarbeit in Lobberich und Hinsbeck sowie ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihres früheren Pfarrers Georg Kerkhoff angerufen und um Auskunft befragt.

Hinter dieser Aktion steckt eine bundesweit agierende "Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrach von Kindern und Jugendlichen" mit ihrem Vorsitzenden Johannes Heibel. Die Initiative handelt in eigener Sache, ihr Vorgehe ist nicht mit dem Bistum abgestimmt.

Sie verfolgt Hinweise, die einen missbräuchlichen Umgang von Pfarrer Kerkhoff mit Kindern und Jugendlichen während seiner Dienstzeit in Lobberich und Hinsbeck belegen sollen.

Diese Aktion muss im Zusammenhang des laufenden Ermittlungsverfahrens gegen Pfarrer Kerkhoff in Südafrika gesehen werden, in dem es ebenfalls um den Vorwurf eines missbräuchlichen Umgangs mit Kindern durch ihn geht. Pfarrer Kerkhoff bestreitet diese Vorwürfe. Der Ausgang des Verfahrens ist offen.

Es gibt eindeutig Hinweise, dass über die o.g. Initiative eine groß angelegte Medienberichterstattung in Vorbereitung ist, die belegen soll, dass Pfarrer Kerkhoff bereits vor seinem Einsatz in der Auslandsseelsorge einschlägig auffällig geworden ist. Die damit verfolgte Absicht ist offenkundig.

Für die Bearbeitung in Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs durch Geistliche im Dienst des Bistums Aachen ist von unserem Bischof eine unabhängige Kommission eingesetzt, die von Herrn Oberstudiendirektor Dr. Winden geleitet wird. Diese ist bislang an den beschriebenen Vorgängen nicht beteiligt.

Vor o.g. Hintergrund erbittet (sic!) das Bistum alle, die einen Beitrag leisten können zur Erhärtung oder auch zur Entkräftigung (sic!) der von der Initiative gegenüber Pfarrer Kerkhoff verfolgten Verdachte, sich mit dem vom Bischof Beauftragten Dr. Winden in Verbindung zu setzen.

Dazu wird Vertraulichkeit zugesagt.

Seine Kontaktdaten lauten:

Dr. Hans-Willi Winden
Richard-Strauss-Str. 50
41517 Grevenbroich
Telefon 02151-561394 (dienstl.) oder 02181-48217 (privat)
E-Mail: winden@bmmg.de

Mit freundlichem Gruß
Domkapitular Heiner Schmitz
Hauptabteilungsleiter Pastoralpersonal

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Hinweis: Der Leiter der "unabhängigen" Kommission ist Diakon der Gemeinde St. Peter und Paul in Grevenbroich und wurde nach Tätigkeit als Direktor des Katechetischen Instituts des Bistums Aachen nach dessen Zusammenstreichung im Jahre 2004 Leiter der bischöflichen Maria-Montessori Gesamtschule in Mönchengladbach.

Nachtrag:
Das Vorgehen steht dann auch unter massiver Kritik der Aachener Staatsanwaltschaft: Oberstaatsanwalt Robert Deller kritisierte, dass die Bistumsleitung Verdachtsmomente durch Geistliche auf eigene Faust und unter absoluter Geheimhaltung zu klären versuche. "Es kann doch nicht angehen, dass sich potenzielle Opfer Personen anvertrauen sollen, die quasi dem Lager möglicher Täter angehören"
Lesen Sie einen Bericht der AachenerZeitung vom 10. Februar 2010: Staatsanwalt empört über Bistumsleitung

Als Folge wird das Bistum Aachen "künftig die Staatsanwaltschaft unverzüglich über mögliche Missbrauchsfälle in der Kirche informieren."
Lesen Sie einen Bericht der AachenerZeitung vom 24. Februar 2010: Missbrauch: Bistum schaltet Staatsanwaltschaft schneller ein


Die "großangelegte Medienberichterstattung":

Der Spiegel vom 4. Januar 2010

Peter Wensierski berichtet unter der Überschrift "Duschen mit Körperkontakt".

Inhaltlich wird "Georg K." vorgeworfen, er habe sich in Südafrika zu 9-jährigen Jungen in die Betten "gedrängt".

Der Kirche werden in diesem Zusammenhang Ignoranz und Einschüchterungsversuche vorgeworfen. Ein Gesandter der Bischofskonferenz habe vor Ort vor Allem davor gewarnt, dass falsche öffentliche Anschuldigungen strafrechtliche Folgen haben können. Auch habe der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz einen Brief der Eltern lediglich von einem Mitarbeiter beantworten lassen.

Den Grund des angenommenen Wegsehens der Kirche sieht Autor darin, dass die Verantwortlichen "wie so oft bei Missbrauchsfällen" zu lange weggeschaut hätten.
Dies versucht er an Hand von Auffälligkeiten an der früheren Wirkungsstätte zu belegen.

So wird berichtet...

  • in den Gemeinden (gemeint: Lobberich und Hinsbeck) sei "schon lange über den Pfarrer getuschelt" worden.

  • Eine "Frau aus dem Kirchenchor" habe angegeben, der "Der Pfarrer (sei) mit seiner Neigung Stadtgespräch" gewesen: "Viele wussten es". Die "Neigung " und "es" werden dabei nicht weiter ausgeführt.

Der gesamte Artikel bringt den Pfarrer zwar in Zusammenhang mit Pädophilie und Homosexualität, vermeidet aber eine direkte Beschuldigung.

Selbst die seinerzeit viel diskutierten Ministrantinnen, deren Zwangsaufnahme in die Organisationsstruktur der (männlichen) Messdienerschaft von Pfarrer und Pfarrgemeinderat nach zahlreichen Gesprächen letztlich abgelehnt wurde, werden als Beleg dafür gewertet, dass "er Jungs lieber hatte als Mädchen". Es folgt die - lediglich durch eine nicht näher genannnte Quelle belegte  - Behauptung, die "Geschichten" hätten sogar im Pfarrgemeinderat die Runde gemacht (was nach meiner Erinnerung als Vorstandsmitglied nicht der Fall ist - man vergleiche hierzu die Protokolle aus dieser Amtsperiode)

Als "Vorfälle" aus Lobberich/Hinsbecker Zeit nennt der Spiegelartikel im Wesentlichen folgende Fälle:

  • "Georg" sei beim Duschen nach dem Sport "aufdringlich" und "auf Körperkontakt aus" gewesen.
    (Unter Berufung auf den Bericht eines ungenannten jugendlichen Zeugen),

  • Der Pfarrer habe ein Patenkind bei einer Veranstaltung des Kirchenchores "derart intensiv gestreichelt, dass sich viele Teilnehmer (...) beschwert hätten. " (Weiter hinten berichtet das betroffene Patenkind, dass "nie mehr" gewesen sei.)

  • Er habe Messdiener in seine private Sauna im Pfarrhaus eingeladen. (Das Alter dieser Messdiener - Mitglieder der Leiterrunde sind meist volljährig - wird nicht genannt.)

Zwar ist dem Artikel eindeutig zu entnehmen, dass strafrechtlich nichts gegen den Pfarrer vorlag, doch Bischof Mussinghoff und der zitierte Brief des Generalvikariates werden lediglich vorbereitend auf Vorwürfe wie "Unterlassene Hilfeleistung", sowie "Abschotten, Leugnen und Verdrängen" erwähnt.
Inhaltlich ist aber das Zitat Mussinghoffs, nach dem"keine Erkenntnisse vorliegen, dass Pfarrer K. während seiner Pfarrtätigkeit im Bistum Aachen Minderjährige missbraucht hat", völlig identisch mit der eingangs erwähnten  Feststellung des Autors selber.

Zusammenfassung: Ralf Schmeink


Kirchenzeitung für das Bistum Aachen vom 17. Januar 2010:

Unter dem Titel "Südafrika - Vorwurf des Missbrauchs" berichtet B. Fischer über die bekannten Vorwürfe gegen Pfarrer Kerkhoff und über die Versuche, ihm schon aus Zeiten in der Region Viersen sexuellen Missbrauch nachzuweisen.

Der Bericht betont die Unschuldsvermutung und bekräftigt erneut, dass dem Bistum keine Erkenntnisse über eventuelle Missbrauchsfälle Minderjähriger vorlägen. Das Bistum gehe strikt nach eigenen Richtlinien vor, wonach eine unabhängige Kommission - auch mit Hilfe staatlicher Stellen - jeden Verdacht sachlich aufzuklären habe. Dazu verweist es auf den Brief des Generalvikariates an die Pfarrangehörigen. (s.o.)

Eine Onlineversion des KiZ - Artikels finden Sie in den Webseiten der Pfarre St. Petrus Übach-Palenberg


ZDF: Das "heute journal" griff den Fall Kerkhoff für 30 Sekunden
in der Sendung vom 12. März 2010 auf:

(Autoren des Beitrages: Benjamin Dzialowski und Ulrike Brandt)

Zitat heute-journal:

(Ein Bild Kerkhoffs vor der Lobbericher Pfarrkirche wird gezeigt)

"Dass es in der Kirche aber durchaus auch aktuelle Missbrauchsfälle gibt, könnte der Fall von Pfarrer K. beweisen:"

(Bilder aus der Pfarre St. Bonifatius in Südafrika)

"Nach Wensierskis Recherchen habe er sich vor wenigen Jahren in Deutschland an Kindern vergangen, die Kirche habe ihn dann schnell nach Südafrika versetzt."

(Stimme Wensierski) "In einer Kommunionsfreizeit hat er 9-jährige Kinder sexuell belästigt, bedrängt, heißt es  - Dort wird ihm jetzt der Prozess gemacht. (Wensierski im Bild:) Es wird geklärt, äh, ob er ein Täter ist - Der Verdacht jedenfalls war schon im Bistum Aachen da, und trotzdem ist da nichts geschehen."

So weit das heute-journal.

Es geht um die Minuten 10:30 bis 11:00 der Sendung

Hinweis/Kommentar:

Hier steht erstmalig die Behauptung im Raum, Kerkhoff habe sich (...)" Nach Wensierskis Recherchen (...) vor wenigen Jahren in Deutschland an Kindern vergangen" In der Berichterstattung zuvor war nach meiner Wahrnehmung von Vergehen an Kindern (also unter 14-jährigen) in Lobberich/Hinsbeck nicht die Rede gewesen, auch Spiegel Autor Peter Wensierski selber stellt diese Behauptung letztlich nicht auf, sondern beruft sich auf Hörensagen. Die genannte Kommunionfreizeit bezieht sich auf Südafrika.

Ralf Schmeink


April 2010: Bischof Mussinghoff bittet Missbrauchsopfer um Entschuldigung

„Ich empfinde zuerst und vor allem Mitleid mit den Opfern.“

Aachen, (iba) – Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff hat sich in einem Brief an die pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Gläubigen im Bistum Aachen bei den Opfern sexuellen Missbrauchs entschuldigt: „Ich bitte sie und ihre Familien um Entschuldigung für das Leid und die Schäden, die Priester unseres Bistums über sie gebracht haben.“

Das jetzt enthüllte Ausmaß und die Umstände der Vergehen stellten Fragen nach der Verantwortung für die Opfer, nach den Motiven der Täter und nach den kirchlichen Rahmenbedingungen, in denen sich solche Vergehen zum Großteil im Verborgenen hätten vollziehen können.

„Mein heutiges Wissen um das schuldhafte Versagen einzelner Priester, auch in unserem Bistum, erschüttert mich und belastet mich sehr“, sagt Bischof Mussinghoff in seinem Brief. Er bekennt zudem, dass in der Vergangenheit im Umgang mit bekannt gewordenen Fällen falsche Rücksichten auf die Täter und das Ansehen der Kirche genommen worden und die Opfer vernachlässigt worden seien.

Bei den jetzt bekannt gewordenen Fällen handelt es sich fast ausschließlich um Vergehen zwischen den 1950er und den 1990er Jahren. Die im Jahr 2002 von den deutschen Bischöfen erlassenen „Leitlinien in Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche“ seien in den Ausführungsbestimmungen des Bistums Anfang des Jahres 2009 weiter präzisiert worden und die Grundlage für den Umgang des Bistums bei Vorwürfen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche im Dienst des Bistums Aachen.

Der Bischöfliche Beauftragte, Dr. Hans-Willi Winden, geht gewissenhaft und konsequent jedem Missbrauchsverdacht nach und informiert hierüber die durch den Bischof zur Beratung eingesetzte Kommission, der Fachleute aus Medizin, Psychiatrie, Psychotherapie, Pädagogik sowie weltlichem und kirchlichem Recht angehören. Dies geschieht in einem offen liegenden Verfahren, in dem frühzeitig die staatlichen Strafermittlungsbehörden einbezogen werden, wenn das Opfer dem nicht ausdrücklich widerspreche. Täter werden mit allen Mitteln kirchlichen und staatlichen Rechtes zur Rechenschaft gezogen und erhalten keinen Auftrag mehr zur Seelsorge, erklärt Mussinghoff.

Weiterhin erinnert er zugleich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst an die ihnen auferlegte Verpflichtung, dass sie ihnen zur Kenntnis gelangte Sachverhalte, die den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs begründen, dem Bischöflichen Beauftragten Dr. Winden mitteilen: „Wohin Verleugnung und Verdrängung führen, sehen wir in diesen Tagen schmerzlich. Das ehrliche Eingeständnis der erkannten Problematik ist der erste Schritt zur Veränderung. Zu diesem Schritt möchte ich ermutigen.“

Eindringlich fordert der Bischof Geistliche und Gläubige auf, dazu beizutragen, dass in den Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens gepflegt wird: „Helfen Sie mit, Kinder stark zu machen, damit sie bereits den Versuch missbräuchlicher Annäherung erkennen und zurückweisen können.“ Die momentane Krise stelle die katholische Kirche in Deutschland vor eine ihrer größten Herausforderungen. Der Bischof ist sich bewusst, dass ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in sie auf dem Spiel stehen. Die Kirche werde verändert daraus hervorgehen.

Abschließend nimmt Bischof Mussinghoff sich selbst in die Pflicht. Er will dazu beitragen, verlorenes Zutrauen und Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen. „Dazu gehört die schonungslose Aufklärung von begangenen Missbrauchstaten in der Kirche. Dazu gehört, den Opfern Gehör zu verschaffen und ihnen Hilfen zur Verarbeitung des Erlebten und Erlittenen anzubieten. Dazu gehören präventive Maßnahmen, die verhindern helfen, dass sich im kirchlichen Kontext Erwachsene an Kindern und Jugendlichen vergehen und ihr Leben zerstören.“ Ganz besondere Beachtung gelte dabei den Priesterkandidaten, die in ihrer Ausbildung noch mehr Hilfen zu ihrer menschlichen und psychosexuellen Reife bedürften. (iba/Na 62)

Quelle: Bistum-Aachen.de, abgerufen am 25. April 2010


Der Spiegel Nr. 16/19.April 2010:

berichtet unter der Überschrift

Das Schweigen des Bischofs. Kirche - Nichts gelernt

von weiteren Vorwürfen. Demnach hat sich der Vater des nicht weiter genannten "Christopher" am 8. Januar 2010 telefonisch beim bischöflichen Ordinariat in Aachen gemeldet und von sexueller Misshandlung seines Sohnes vom 10. Lebensjahr an berichtet.

Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittele wegen schweren Missbrauchs, wegen Sexspielen unter Alkohol- und Drogeneinfluss und pornografischen Fotos/Videos. "Auch andere Jugendliche sollen betroffen sein".

Weiter wird "Christopher" dahingehend wiedergegeben, dass sich Kerkhoff das Vertrauen der Jugendlichen erschlichen habe. Er habe das Rauchen und den Genuss von Alkohol- und  Haschisch gestattet. Weiter habe er Handys, Spielekonsolen und Notebooks verschenkt.

Von zwei Fällen wird berichtet, bei denen sich der Pfarrer nach einem Trinkgelage den Jugendlichen unsittlich genähert und zu ihnen ins Bett gelegt habe. In einem Fall (eben der des "Christopher") sei der Jugendliche mehrfach missbraucht worden.

Auch sei sein Computer voller - zum Teil selbst angefertigter - Pornos gewesen, im Schreibtisch befände sich eine Schamhaarsammlung, weshalb "Christopher" weitere Opfer vermute.

Kern des Artikels ist die mangelnde Reaktion des Bistums Aachen, das nach dem Anruf nicht tätig geworden sei.

Zusammenfassung: Ralf Schmeink

Der Artikel ist inzwischen online bei spiegel.de


April 2010: Bistum Aachen weist Vorwürfe im Falle des Pfarrers K. zurück

Aachen, (iba) – Das Bistum Aachen weist die Vorwürfe von Johannes Heibel, Sprecher der „Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“ zurück. Der Vorwurf, die Kirche sei trotz monatelanger Debatte über sexuellen Missbrauch ihren eigenen Versprechen nicht nachgekommen, ist beim Vorgehen im Falle des Pfarrers K. unbegründet.

Der bischöfliche Missbrauchsbeauftragte geht gewissenhaft und konsequent jedem Missbrauchsverdacht nach. Dies geschieht in einem offenen Verfahren, in dem frühzeitig die staatlichen Ermittlungsbehörden einbezogen werden, wenn das Opfer dem zustimmt. In dem von Johannes Heibel aufgegriffenen Fall hatte sich der Vater eines 19jährigen Sohns mit der Bitte um Vertraulichkeit an das Bistum Aachen gewandt.

Am 8. Januar hat sich der Vater beim Personalreferenten des Bistums telefonisch gemeldet. Er berichtete, dass sein Sohn als Minderjähriger von Pfr. K. sexuell missbraucht wurde. Der Personalreferent hatte den Vater nachdrücklich gebeten, seinen mittlerweile volljährigen Sohn zur Offenlegung dieses Missbrauchsverdachtes zu bewegen, entweder beim Missbrauchsbeauftragten oder direkt bei den Strafverfolgungsbehörden. Der Vater sagte zu, dies seinem Sohn zu vermitteln. Gleichzeitig bat er jedoch den Personalreferenten um strenge Vertraulichkeit der gemachten Angaben zum Schutz des Sohnes und der Familie. Das im Gespräch erfolgte Angebot zur Vermittlung therapeutischer Hilfe für den Betroffenen und seine Familie zur Bearbeitung dieser akuten Situation griff der Vater auf und wollte es bedenken.

Das Bistum Aachen bedauert, dass es zu keiner weiteren Kontaktaufnahme gekommen ist. Den Medien ist zu entnehmen, dass die Familie inzwischen Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft erstattet hat. Die Diözese ist weiterhin sehr um Aufklärung bemüht. Die Aufklärung des benannten Verdachts ist wesentlich für die Einschätzung der Person des Pfarrers als Priester des Bistums Aachen und der gegebenenfalls daraus auf ihn hin zu ziehenden kirchlichen Konsequenzen. Im Falle der Bestätigung der Missbrauchvorwürfe wird Pfarrer K. neben den strafrechtlichen mit allen Mitteln kirchlichen Rechts zur Rechenschaft gezogen werden und keinen Auftrag mehr zur Seelsorge im Bistum Aachen erhalten. Bischof Heinrich Mussinghoff wird den Missbrauchsbeauftragten Dr. Hans-Willi Winden bitten, der betroffenen Familie ein Gespräch anzubieten. (iba/Na 71)

Veröffentlicht: 19.04.2010

Quelle: bistum-aachen.de, abgerufen am 25. April 2010 


Mai 2010: Bistum Aachen will umfassende Aufklärung im Fall Pfarrer K.

Aachen, (iba) – Nach Informationen der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen e.V. gibt es neue Verdachtsmomente gegen Pfarrer K., die über das bereits Bekannte hinausgehen. Die zuständige Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt in der Sache, weil ein junger Mann Anzeige erstattet hatte. Der bischöfliche Beauftragte in Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche steht im Kontakt zur Familie des Betroffenen.

Das Bistum Aachen ist an einer umfassenden Aufklärung dieses Vorgangs und möglicherweise weiterer interessiert, die im Kontext der Tätigkeit von Pfarrer K. im Bistum Aachen in den Jahren 1994 bis 2007 stehen.

Dazu sind nach Weisung des Bischofs von Aachen alle kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verpflichtet, ihnen zur Kenntnis gebrachte Sachverhalte, die einen Missbrauchsverdacht begründen, dem Beauftragten Dr. Hans-Willi Winden oder direkt der Staatsanwaltschaft Krefeld mitzuteilen. Befürchtungen, sich dadurch Sanktionen des kirchlichen Dienstgebers auszusetzen, sind unbegründet. Dr. Winden ist zu erreichen unter der Telefonnummer 0173 - 96 59 436 oder per E-Mail unter hans-willi.winden@bistum-aachen.de.

Bereits am 17. Dezember 2009 hatte das Bistum Aachen alle Pfarreien angeschrieben, in denen Pfr. K. am Niederrhein tätig war. Die Diözese wiederholt die in diesem Brief geäußerte Bitte, dass alle, die als Betroffene oder Zeugen Hinweise zur Erhärtung des Missbrauchsverdachts gegen Pfarrer K. geben können, sich an den bischöflichen Beauftragten oder an die Staatsanwaltschaft Krefeld wenden.

Das Bistum Aachen setzt sich konsequent dafür ein, dass begangene Missbrauchstaten in der Kirche schonungslos aufgeklärt werden. Dies hat Bischof Heinrich Mussinghoff in einem Brief vor Ostern, über den ausführlich in der Tagespresse berichtet wurde, mitgeteilt. Dazu gehört, den Opfern Gehör zu verschaffen und ihnen Hilfen zur Verarbeitung des Erlebten und Erlittenen anzubieten. Der bischöfliche Beauftragte geht allen Hinweisen auf Missbrauchsverdacht gewissenhaft nach und bearbeitet diese nach einem offen liegenden Verfahren, in dem die frühzeitige Einbeziehung der staatlichen Strafermittlungsbehörden vorgesehen ist.

Veröffentlicht und abgerufen: 04.05.2010 - Quelle bistum-aachen.de


Mai 2010: Fall Kerkhoff: Hinweis aus Kempen?

Die Westdeutsche Zeitung berichtet in ihrer Printausgabe am 11. Mai unter Berufung auf Herrn Heibel von einem anonymen Hinweis auf einen Fall sexuellen Missbrauchs in Kempen.


Juli 2010: Einladung zu einer Podiumsdiskussion in Viersen

Sehr geehrte Damen und Herren in der Pfarrei St. Sebastian,

als Angehörige der Pfarrei St. Sebastian sind Sie mittelbar Betroffene des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch Ihren früheren Pfarrer Georg Kerkhoff. Die Diskussion uni die Vorgänge belasten die Gemeinden seit Monaten. Vor diesem Hintergrund möchte ich Sie herzlich einladen zu einer Veranstaltung des Bistums Aachen in Kooperation mit der „Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen e.V."

Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch Priester

am Montag, 12. Juli 2010, von 19:30 bis 21:30 Uhr im „Haus der Caritas", Heierstr. 17, 41747 Viersen.

Mit dieser Veranstaltung möchten wir Sie und die interessierte Öffentlichkeit in den Gemeinschaften der Gemeinden Nettetal, Kempen/Tönisvorst und Viersen informieren. Fachleute, Personalverantwortliche und Vertreter einer Opferschutzorganisation werden sich Ihren Fragen stellen zu den Themen Missbrauchsvergehen, Auswirkungen auf die Opfer, ihre Familien und mittelbar Betroffene sowie den Prävention- und Hilfsmöglichkeiten.

Gesprächspartner auf dem Podium sind:

  • Pfr. Heiner Schmitz, Leiter der Hauptabteilung Pastoralpersonal des Bischöflichen Generalvikariates, Aachen
  • Johannes Heibel, Vorsitzender der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen e.V., Siershahn
  • Prof. Dr. Löhrer, Arzt und Psychotherapeut, Aachen