1000 Jahre Lobberich

Geschichte und ihre Geschichten -
ein Leseheft für Schulen und Familien


Was man über Lobberich in der Zeit von 1850-1914 wissen muss

Die Zahl der schulpflichtigen Jungen und Mädchen nahm so stark zu, daß man die Schule hinter der Kirche aufgab (1828) und in das Gebäude an der heutigen Burgstraße zog. Als auch dieses trotz Aufstockung nicht mehr ausreichte, errichtete man 1870 an der Stegstraße (heute Steegerstraße) gegenüber der Neustraße (heute Färberstraße) ein zusätzliches Gebäude (Dorfschule 1) und da um 1890 die Gesamtzahl der Volksschüler mehr als die Gesamtbevölkerungszahl des Jahres 1797, nämlich 2000 betrug, baute man 1893/94 noch die Schule an der Sassenfelder Straße (Lobberich II). Die Dycker Schule wurde 1750 als Privatschule eingerichtet.

1862 begründete Rektor Gerhard Pickers in kirchlichem Auftrg eine von privaten Spendern finanzierte Rektoratsschule für Jungen (zunächst dreiklassig). 1882 wurde diese Schule öffentlich, d. h. sie wurde von der Gemeinde übernommen. Damals zählte sie 32 Schüler. Das Schulgebäude waren zunächst 2 Räume der Gaststätte Reimes an der Neustraße. Als dann später noch eine 4. Klasse (Untertertia) hinzukam, überschritt die Schülerzahl zum ersten Mal 100. Die Schüler nannte man in Lobberich „Studente". Aus dieser Schule ist dann nach dem 1. Weltkrieg das Werner-Jaeger-Gymnasiu m hervorgegangen.

Wahrscheinlich seit 1907 gab es in Lobberich eine ,Höhere Töchterschule', zunächst im Hause An St. Sebastian 38.

Als 1818 die alte gotische Kirche hinter dem Rathaus nicht mehr genügend groß für den Ort war, wurden je 2 Seitenschiffe an der Nord- und Südseite gebaut, und zwar mit Steinen des von Napoleon unvollendet zurückgelassenen Hebewerks für den Nordkanal vor Herongen. 1875 erkannten Pastor Hegger und der Kirchenvorstand, daß sich die Seelenzahl gegenüber 1818 fast verdoppelt hatte. Man gründete einen „Bauverein St. Sebastian". Eine heftige und langandau­ ernde Auseinandersetzung um den richtigen Platz für einen Neubau verzögerte den Baubeginn bis 1891. Am 15. Oktober 1893 wurde die neue Pfarrkirche eingeweiht. Sie hat eine Fläche von 950 m2 und faßt ungefähr 3000 Menschen.

1845 war der Kirchhof an der Alten Kirche so überfüllt, daß der Gemeinderat beschloß, einen Friedhof am Ortsrand anzulegen. Doch schon 30 Jahre nach den ersten Bestattungen auf dem Friedhof zwischen Allee­ (Düsseldorfer Str.) und Eremitenstraße, im Jahre 1877, reichten die etwa 1500 m2 nicht mehr aus. Zunächst dachte man daran, an der Wevelinghover Straße, wo heute die beiden Sportplätze liegen, einen ganz neuen Friedhof anzulegen, doch wurde 1880 erst­ mals und 1903 nochmals zwischen Allee­ und Eremitenstraße erweitert. Später wuchs dieser Friedhof mit dem westlich anschließenden Niedieckschen Privatfriedhof zusam­men (1920).

Für die Fortentwicklung Lobberichs zum Industrieort war es wichtig, einen Bahnanschluß zu erhalten. Nach langwierigen Verhandlungen begannen 1866 die Arbeiten an der Strecke Kaldenkirchen - Lobberich - Grefrath - Kempen . Im folgenden Jahr machten ausländische Hilfsarbeiter den Durchstich durch den Schlibecker Berg und karrten mit einfachsten Hilfsmitteln den Sand zum De­Witt-See, der durch einen Damm in den Kleinen- und Großen De-Witt-See getrennt wurde. Am 1 .1. 1868 lief der 1. Zug, von Kaldenkirchen kommend, in den Bahnhof Lobberich ein. Ihm entstiegen 7 Fahrgäste. Aus dem Jahr 1881 wissen wir, daß an der Station 83 090 Personen abgefertigt wurden. Es gingen im selben Jahr ab: 1622 Tonnen Güter, und es kamen an: 10488.

Lobberich änderte sein Gesicht: Als die Gebrüder Niedieck unweit der Seen am Weg nach Breyell ihre große Fabrik bauten, begann die Bebauung der Breyeller Straße und des ausgesprochenen Arbeiter­ Wohngebietes zwischen der heutigen Düsseldorfer und Flothender Straße. Vor 1850 war am letzten Haus der unteren Hochstraße (heute: Rang-Hechler) Ende der Bebauung (der „Schlus") . Eine Brücke führte über den Ludbach. Durch Heide und über einen Feldweg kam man zur Eremitage. Der Weg nach Dyck führte durch hohen Buchenwald . Der im Ort gelegene Teil der Süchtelner Straße endete um 1850 noch beim heutigen Möbelhaus Josten. Die nach 1860 begonnene Verlängerung der Süchtelner Straße, die durch das 2. Werk von Niedieck an der rechten Straßenseite vorangetrieben wurde, hieß ursprünglich „Sittarder Leichenweg."

Im Ortsbereich der Süchtelner Straße lagen die Postwagenstelle und der Pferdestall des Postwagenfahrers. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde im vorigen Jahrhundert das Amtsgericht gebaut. Das dem Ortskern zugehörige Stück der alten Kempener Straße hieß „Alt-Kevelaer". Hier lagen an der linken Straßenseite Gaststätte und Bauernhof Doerkes (später: Doerkes-Stift, wonach heute der dahinter liegende Platz benannt ist). Bis 1865 - 70 trafen außerhalb des bebauten Ortskerns am Stern vor der Neuen Pfarrkirche Feldwege zusammen, die heute ausgebaute Straßen sind: An St. Sebastian, Wevelinghover Straße, Niedieckstraße, Steegerstraße, Hochstraße. Alle diese Straßen mündeten als Hohlwege in den Platz. Die Wevelinghover Straße (frü her „Venloer Straße") war vor 1870 Hauptverbindung nach Hinsbeck. Die heutige Niedieckstraße war ein Weg, der zum Oirlich führte, aber hinter dem Werk von de Ball (heute Niedieck) einen Abzweiger nach Hinsbeck hatte. Dieser Weg (Hinsbecker Hohlweg") führte durch einen Buchenwald. Die nach 1870 ausgebaute Steegerstraße (ursprünglich Stegstraße) verband seit altersher Bocholt und Sassenfeld. An St. Sebastian stieg das Gelände links etwa 2 1/2 Meter an. Die Erhöhung reichte bis zum Wedenhof, dem Pfarrhof (heute Arche, erst um 1970 abgebrochen). Da, wo das Gelände nach Süden, Osten und Westen beim heutigen Stern anstieg, lag bis 1870 ein Heiligenhäuschen, nach Süden geöffnet und dem HI. Nikolaus geweiht. Von dort blickte man bei einer dicken Linde nach Norden und Nordwesten zum offen daliegenden Lobbericher Feld und dem anschließenden Wald. Man sollte wissen, daß die beiden Sportplätze an der Wevelinghover Straße kurze Zeit vor und nach dem 1. Weltkrieg angelegt wurden (vorher Sassenfelder Peschen). Erst um die Jahrhundertwende begann man, westlich der heutigen Niedieckstraße Häuser zu bauen, und zwar verlagerte sich zu dieser Zeit die Neigung, Lobberich zu erweitern, von Süden nach Norden, weil außer der Nähe zu de Ball auch die günstige Lage zum Bahnhof anzog. Lobberich änderte sich nach 1850 nicht nur äußerlich von einem Ackerdorf in einen Industrieort, sondern auch im Bewußtsein der Bevölkerung: Da bauten selbstbewußte Handwerker und Handelsleute im Umfeld der Großbetriebe ihre Unternehmen auf - noch heute lohnt ein Gang die Niedieckstraße hoch : Hemels (Elisabethstraße, Schreinerei), Tümmers (Bauunternehmen), Wirths (Hauderei, Ecke Werner-Jaeger-Straße), Gebrüder Bongartz (an derselben Ecke); neben der Bäckerei Drießen hatte Josef Strack seinen ersten Gartenbaubetrieb. Alle genannten Unternehmen verselbständigten sich zwischen 1870-1890. Auch durch den Zuzug von Arbeitern aus dem Umfeld wurde die bis dahin in sich geschlosse ne Dorfgemeinschaft aufgebrochen. So wurden einige Ansiedlungen sogar nach der Herkunft ihrer Bewohner benannt: „Erkelenzer Bahnhof ", „St. Tüneser Hüser". In der genannten Zeit unterschieden die Arbeiter „die Betere", die besitzenden Bürgersleute, wozu man auch „die decke Bure" rechnete, von den sogenannten „klen Lü" (kleinen Leuten).

Der Drang nach Fortschritt war weit verbreitet. Viele Eltern wünschten nichts mehr, als daß es ihren Kindern einmal besser gehen sollte als ihnen. Und da man sich in der Gemeinschaft mit seinesgleichen besonders wohl fühlt und oft Förderung erfährt, bildeten sich verschiedene Arten von Gesellschaften, über die die Obrigkeit wachte, denn oft waren diese „geschlossen", so daß man hinter ihnen gelegentlich Verschwörer vermutete.

Wohl der älteste Verein, der im vorigen Jahrhundert entstand, war der „ Lobbericher Männergesangverein" von 1841, dem über 50 Jahre der Dirigent Eduard lstas vorstand. Er war ein begabter Musiker, aber auch ein sympathischer Lehrer. Dem Verein gehörten bis nach der Jahrhundertwende nur wohlhabendere Bürger an. Dieser Männergesang­ verein hatte strenge Regeln. Wenn sich einer wenige Minuten nach dem Glockenschlag einstellte, der den Probenbeginn anzeigte, zahlte er schon 5 Pfg. Strafe. Wer zweimal vom Dirigenten wegen Ruhestörung er mahnt worden war, gab 4 Pfg. in die Vereinskasse. Die Herren, unter ihnen immer einige Protestanten, sangen auch im katholischen feierlichen Gottesdienst. Gott sei Dank, war das auch eine lustige Schar: 1845 feierten sie in der Burg lngenhoven Fastnacht. Die Wettbewerbe, die von Zeit zu Zeit die große Sängerfamilie zusammenführten, nahm man nicht tierisch ernst: man sang, siegte (oder verlor) und zechte ganz munter dazu. All dies kam 1890 nach einem Wettbewerb in Godesberg zusammen, wo die 35 Lobbericher den 1 . Platz belegt und den Ehrenpreis der Kaiserin Friederich, eine schöne Porzellanvase, entgegengenommen hatten. Eine örtliche Zeitung hat die Stimmung gut eingefangen, daher ge­ ben wir den Bericht hier (verkürzt) wieder: „ Endlich kommt nach 11 Uhr (am Abend des sonntäglichen Wettstreits) der Siegesherold in Gestalt des Stationsvorstehers und allgemeines Hallo, von Haus zu Haus dringt die Kunde: „Männergesangverein Lobberich, 1. Preis! " Die Straßen beleben sich, und Mitternacht war Tag geworden, denn im Augenblick kam Flagge nach Flagge. ... Welch ein Jubel, als Montag gegen 6 Uhr (morgens) der Draht (Telefon) die neue Kunde brachte: „Ehrenpreis der Kaiserin, Lobberich einstimmig zuerkannt." Dieser Ehrenpreis ist ein Geschenk der Kaiserin Friedrich und so nicht nur für den Verein, sondern auch für Lobberich ein bleibendes Andenken für alle Zeiten . Nun hatten alle Hände vollauf zu tun, denn vom Bahnhof aus waren alle Straßen und Häuser festlich geschmückt, dem ·sieggekrönten Verein zu Ehren. Dienstagnachmittag standen dann Vereine und Honoratioren (Personen in Amt und Würde) auf dem Bahnsteig. Ein weithallendes Hurra verkündete die Ankunft. Der Herr Bürgermeister schmückte den Dirigenten lstas mit dem Lorbeerkranz. Nach Ordnung eines Festzuges ging es dann unter Begleitung zweier Musikkorps zum Festlokal. So herrlich war der Schmuck durch Fahnen, Kränze, Girlanden. Blumen und Sträußchen wurden von schönen Händen gereicht." Bei so viel Licht fehlt meist nicht ein wenig Schatten, und den gab es auch: Eine Sängersfrau stand nämlich beim Empfang abseits und ließ sich nicht trösten. Ihr Mann, ein großer Sänger und Zecher, war nicht im Zuge, war nicht heimgekehrt, war verlorengegangen. Als am Mittwoch ein Lobbericher auf Geschäftsreisen auf dem Bahnsteig im Kölner Bahnhof, an dem die Züge nach Krefeld einliefen, wartete, stürzte plötzlich der vermißte Lobbericher mit verstörtem Gesicht auf ihn zu und fragte: „Säk set ör net van Loberik?" Als der Geschäftsmann nickte, bat er drin gend: „Dan set doch so jot, on nemt mich möt. Ich bön al drei mol en Mülheim jewes." Die Kenntnis der Zugrichtungen, ohnehin schwierig auf einem so großen und fremden Bahnhof, war dem wackeren Barden offen­ sichtlich abhanden gekommen. Leider ist nicht überliefert, ob seine gepeinigte Frau ihn dann doch noch als Sieger empfing.

Nicht immer bestanden die in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstehenden Vereine aus wohlhabenden Bürgern, so widmete sich seit 1863 der „Männergesangverein Hoffnung" dem Gesang und der Geselligkeit, ohne daß seine Mitglieder eine in sich „geschlossene Gesellschaft" bildeten, und der 1886 gegründete „Männergesangverein Frohsinn Lobberich-Sittard", der fast ausschließlich aus Arbeitern bestand, führte seinen Ursprung auf einen Geselligkeitsklub mit dem Namen „Lure Fupp" zurück . Er verfolgte folgende Ziele : „die Gesangskunst zu üben und unordentliche Gesänge ins Grab zu stürzen."

1867 entstand die „Oeconomen Gesellschaft'', die sich die Förderung der landwirt­ schaftlichen Interessen und die Unterhaltung zum Ziel setzte. Sie bestand also aus Bauern. Zwei weitere Gesellschaften wollen wir wegen ihrer schönklingenden Namen nennen: „Gesellschaft Stillvergnügt ", „Gesellschaft Sorgenfrei".

Unter den Vereinen, die in der Ortsgeschichte herausragen, sind der 1865 ins Leben gerufene „Katholische Gesellenverein" zu nennen, der wandernden Gesellen auf Zeit eine Heimat geben wollte und in Lobberich, noch ehe der Staat Berufsschulen einrichtete Ausbildungslehrgänge durchführte. Seine Theaterabteilung hatte in diesem Jahrhundert überörtliche Bedeutung.

Dem Ziel, die soziale Sicherheit zu schützen und zu fördern, diente der 1898 gegründete Zentralverband der christlichen Textilarbeiter, der im selben Jahr auch in Lobberich entstand.

Bunt war das Angebot an die Bürger: Neben Musik- und Theatervereinen gab es Kegelclubs, Leseverein, Karnevalsgesellschaften, Schützen- und Kriegerverein. Im Jahre 1908 wurde sogar der Raucherverein „Tuttelje" ins Leben gerufen. Diese Jahrzehnte waren vielleicht die schwungvollsten in der 1000-jährigen Geschichte. Was lag da näher, als daß Bürgermeister Stankeit und viele Mitglieder des Gemeinderates versuchten, für Lobberich die Stadtrechte zu erwerben. Da wollten aber die Bauern nicht so recht mitziehen, denn sie fürchteten, tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Das hinderte Rektor Bernhard Neumann jedoch nicht, einen Lobgesang auf Lobberich anzustimmen:

Sag, was kann es Schöneres geben
als mein liebes Lobberich.
Ja dort läßt sich's leben wonniglich.
Heiter von dem Strand der Nette
schauet man ins Tal hinab.
Dort ist meine Heimatstätte
dorten steht mein Vaterhaus.

Blank und sauber sind die Straßen
frei vom Schutt und von Morast.
Sauber selbst die engsten Gassen,
sauber Hütte und Palast.
Sind bescheiden auch die Leute
ist der Ort doch wohlbekannt.
Denn von hier geht Samt und Seide
zu dem allerfernsten Land.

Und man hört in weiter Runde
wie vom Manne wie vom Kind'
jene altbekannte Kunde '
von dem Lobbericher Wind.
Drum ist wahrlich zu beklagen,
wer mein Lobberich lästern will
manches ließ sich ja noch sagen:
doch der Sänger schweiget still.

Es ist nicht bekannt, in welch launiger Stunde Rektor Neumann so sein Herz ausgoß. Doch geben uns seine flotten Zeilen einen guten Ansatz,etwas über den „Lobbericher Wind" zu plaudern.Wenn wir die letzte Strophe unseres Gedichtes richtig lesen, war das ein Wind, der dem einen oder anderen Nachbarn scharf ins Gesicht blies, so daß er sich ärgerte und sogar lästerte. Mit dem Wind ist mit Sicherheit die Begeisterung gemeint, die gelegentlich so überschäumte, daß man in den Nachbarorten staunte und vielleicht ein wenig neidisch danebenstand, wie das wohl auch in Nachbarschaften geschieht, wenn da plötzlich einer hochkommt und sich nicht scheut, das auch aller Welt zu zeigen. Ihr wißt, daß es heute noch Witzbolde gibt, die den Lobberichern zutrauen,zu hoch hin­ aus zu wollen. Übrigens gibt es am alten Ortsrand nach Hinsbeck hin (heute bei Allkauf) eine um 1970 von den Hinsbeckern mit dem Namen „Am Windfang" getaufte Straße.

Ich möchte euch nun aus der Lebensgeschichte eines Mannes erzählen, der wahrscheinlich ungewollt am Ruf des „Lobberiker Wenkbüll" mitwirkte: Paul Niedieck, Sohn des Julius Niedieck, eines der beiden Gründer des Unternehmens und der Bertha Mengelbier, kam 1873 in Haus Erlenbruch (heute Hauptverwaltung an der Ecke Breyeller - Düsseldorfer Straße) zur Welt. Abenteuerlust war ihm in die Wiege gegeben. Zur Hochzeit im Jahre 1870 verwirklich­ ten sich seine Eltern einen nicht alltäglichen Traum. Das war so: Der Vater der Braut stellte in Aachen herrschaftliche Kutschen her. Da nun der Zar in Petersburg gerade eine in Arbeit gegeben hatte, boten die Jungvermählten sich an, diese nach Petersburg (heute Leningrad) zu bringen. So machten sie ihre Hochzeitsreise in der späteren Zarenkutsche. Dann gab es noch einen Onkel im Unternehmen bei Niedieck, der einmal im Jahr wochenlang verschwand, um sich die Welt zu Fuß zu erobern. Bei solcher Gelegenheit kam er bis in die Türkei und nach Schottland.

Bei Paul verband sich das Reise- mit dem Jagdfieber. So besuchte er um die Jahrhundertwende alle 5 Erdteile. In Japan erstieg er den heiligen Berg Fujijama, auf Ceylon schoß er seinen ersten Elefanten, in Indien jagte er Bengaltiger und in Neufundland Rentiere. 1906 unternahm er mit dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt einen mehrstündigen Spaziergang. Er konnte genauso spannend erzählen wie schreiben. Seine Abenteuerberichte und Jagdschilderungen waren weltbekannt. Hier die Titel : „Mit der Büchse in 5 Erdteilen", „Kreuzfahrten im Beringmeer " (dem Präsidenten Roosevelt gewidmet), „ Begegnungen mit Menschen und Tieren".

Lobbericher Wind

Sein fünfzehnter und letzter Bär

Daheim fehlte der Weltreisende. Da mußten andere seinen Platz einnehmen. Hier erzählte man sich natürlich stolz - er war ja ein Lobbericher -, daß einer der Ihren mit Präsidenten, Fürsten und Generälen verkehrte.

Nicht weniger stolz waren die Lobbericher auf ihre „Studente", die es in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts zu hohem Ansehen brachten. Vor dem 2. Weltkrieg lebten nicht weniger als 6 Professoren, die alle mit Stolz auf ihre Lobbericher Herkunft und die 4 Jahre an der Rektoratsschule hinwiesen. Unter ihnen ragte Werner Jaeger hervor, ein Wissenschaftler, der sich mit Alten Sprachen befaßte und darüber nachdachte und schrieb, was die Menschen vor 2000 Jahren und davor über Gott und die Welt glaubten und meinten. (19) Vor einigen Jahren sprach seine Frau über den Verstorbenen in Lobberich. Dreierlei habe ich in Erinnerung: Er, der berühmte Professor an der Havard University in den USA, freute sich wie ein Kind, wenn sich einmal ein Lobbericher bei ihm auf dem anderen Kontinent einfand. Dann erzählte er immer wieder, er habe auf der Rektoratsschule in Lobberich am besten von allen Gebete und Lieder (geistliche) gekonnt, obschon er evangelischen Bekenntnisses war. Ebenfalls habe ihn keiner in der Schule im Plattsprechen übertroffen. Das sei aber auch nötig gewesen, sonst hätte er in der Schule unter Kameraden kein Bein auf die Erde bekommen. Zu den ehrenvollsten Auszeichnungen im Leben ihres Mannes sei ein langer Empfang bei Papst Pius XI in Rom zu rechnen. Sein Name lebt in der Straßenbezeichnung und dem Namen unseres Gymnasiums weiter.

Da das Stichwort „ Platt" gefallen ist und dies bis ins 20. Jahrhundert hinein in allen Häusern, soweit dort eingesessene Familien lebten, gesprochen wurde, folgen hier einige Sprichwörter und Lebensweisheiten:

Eine dankbare Aufgabe der Schulen wäre, einmal die alten Kinderspiele aus der Vergangenheit herauszuholen. Um 1900 spielten Kinder: Ringelreigen, Seilchen, Verstecken und Nachlaufen, Reifenschlagen. Die Jungen liebten vor allem: Stutz und Ecken, Zausmöppen mit einem Lappenball, Trempeln, Kölschen (Notecken Stucken, Külkemin, Omp end Paar), mit Hilfe von 2 Brettchen mit den Fingern Klappern, Beggelen mit Schweinsknochen oder großem Knopf. Straßen, Feld und Wald (Schulzenburg) waren Spielplätze. Wenn die Erntezeit gekommen war, zogen die Kinder los, um Waldbeeren, Himbeeren oder Brombeeren zu suchen. Auch das Auflesen von Ähren in vorgebundenen Säcken stand auf dem Familienprogramm, denn die Hühner brauchten Kornfutter, die Familien Brot.

Man nannte das „süemere. Was ich bisher niederschrieb, kam überwiegend durch Lesen von Aufzeichnungen der Vorfahren oder auch Studien unserer Zeit zu­ stande, was nun folgt, kann auch nicht auf schriftliche Zeugnisse verzichten, ist mir aber vor allem durch Zeitzeugen direkt überkom men, oder ich habe es selber unmittelbar erlebt: Mein Großvater erzählte mir (1927 geboren), als er über die „Stimmung " in Lobberich unmittelbar vor Ausbruch des 1. Weltkrieges sprach, daß nicht nur der Sommer schwül-heiß gewesen sei. Auch die Menschen hätten in einer eigenartigen Spannung gelebt, einer Art Gewitterstimmung . „So geht es nicht weiter ", sagte man in Berlin, Wien, London und Petersburg und meinte, nur ein Krieg könne die Schwierigkeiten zwischen den Staaten lösen. „ So geht es nicht weiter ", bestätigten auch die Lobbericher an den Stammtischen oder beim Kartenspiel. Als dann in den ersten Augusttagen 1914 die deutschen Armeen gegen Belgien und Frankreich antraten, war man allgemein davon überzeugt, daß die Soldaten Weihnachten wieder im Frieden zu Hause feiern könnten. Doch der Krieg im Osten und Westen dauerte bis 1918. Die Opferwilligkeit in Lobberich war groß, so sammelte man in den 4 Jahren insgesamt über 4 000 000 Mark Kriegsanleihen, spendete Geld, Kleidungsstücke und gab Schmuck her. (21)

St. Sebastian verlor seine Glocken. In der Sassenfelder Schule und im Krankenhaus wurden Lazarette eingerichtet. Die Not wuchs in den Familien: die Eltern konnten von 1916 ab ihre Kinder kaum noch ernähren. Durch Brotmarken wurde sichergestellt, daß niemand täglich mehr als 4 Scheiben Brotgetreide zur Verfügung hatte. Im Winter 1916/ 17 bestanden Mittagsmahl­ zeiten überwiegend aus Steckrübensuppen (sogenannter Steckrübenwinter). Die Lobbericher Milchstellen erhielten März 1917 strenge Anweisung, auf Karten täglich auszugeben: an Kinder in den ersten 4 Lebensmonaten 1/2 1 täglich; an Kinder vom 5 . - 12. Lebens­ monat 3/4 1 täglich; an Kinder im 2 . Lebens­ jahr 3/4 1 täglich; an Kinder im 3 . und 4. Le­ bensjahr 1/2 1 täglich. Zur Regelung der Fleischversorgung wurden im Dezember 1917 neue Grundsätze eingeführt: pro Person wurde wöchentlich 150 Gramm Fleisch verkauft. Butter gab es für eine Woche und Person je 62,5 Gramm. Erstaunlich war schon, daß es noch 1917 so etwas wie Kriegshumor gab:
Zeitgemäßes Küchenrezept : Man schlägt die Eierkarte, legt die Butterkarte an mäßiges Kohlefeuer, bis sie braun wird, und darin schmort man die Fleischkarte. Die Kartoffel- und Gemüsekarten werden abgekocht und dazugereicht. Als Nachmahl kann man vielleicht noch vorhandene Kartoffelkarten heiß abbrühen, fügt die Milchkarte hinzu, süßt das Ganze entsprechend mit der Zuckerkarte und legt endlich die Brotkarte hinein. Nachher wäscht man sich mit der Seifenkarte die Hände und trocknet diese mit Bezugsschein ab. (Rhein und Maas 29 .9.1917).

Die Kriegsbilanz ergab für das Deutsche Reich 800 000 Hungertote in 4 Kriegsjahren. Hätten all diese Opfer zu einem Sieg geführt, so hätte man sie vielleicht für sinnvoll gehalten. Doch das Gegenteil trat ein. Am 9.1 1.1918 ergab sich die deutsche Armee. Tiefsten Schmerz litten die Familien, in denen die Väter, Söhne oder Brüder nicht heimkehrten. So verloren in den 4 Jahren 345 Lobbericher ihr Leben. Ihnen wurde 1926 ein Erinnerungsmal (großer Findling) auf dem Soldatenfriedhof errichtet.

Mein Vater beschrieb die nun folgenden Jahre als Zeit des Umbruchs: Er war Ende Oktober zu seinem ersten Heimaturlaub von Ruß­ land her zu Hause, als er von der Abdankung des Kaisers Wilhelm II am 9. 1 1. 1918 überrascht wurde. Er lieferte an einer Sammelstelle seine Waffen ab, vergrub aber das Sei­ tengewehr im Hühnerstall hinter dem Elternhaus in der Werner-Jaeger-Straße. Damit entsprach er nicht der Anweisung des „ Arbeier- und Soldatenrates" von Lobberich, der am 15. 1 1. 1918 bekanntgab: „Sollten bei einer etwaigen Revision (Überprüfung) noch Waffen gefunden werden, wird strengste Bestrafung eintreten." Dieser Lobbericher Arbeiter- und Soldatenrat, erinnerte sich mein Vater, nahm für sich auf dem Papier zwar höchste Amtsgewalt in Anspruch, aber jeder Lobbericher kannte die 4 Mitbürger, die da anstelle der früheren, zur Kaiserzeit gewählten Räte und Behörden, Macht übernahmen. Sie genossen auch das Vertrauen des Pastors Boers, der den Standpunkt vertrat, man müsse sich nun einmal den überall in Deutschland eingetretenen neuen Verhältnissen anpassen. Immerhin hatte der nur 3 Wochen Amt ausübende Rat am Gründungstag festgestellt: „Alle Verbrechen ... werden mit sofortiger Verhaftung, unter Umständen mit dem Tode geahndet. " Das war nun doch für den Chef der Polizeiverwaltung, Bürgermeister Eger, zu viel des Guten. Am Sonntag, dem 1 1 .7.1920, feierte Lobberich den „ Ehrentag der Krieger im Blumenflor. " Nach einem Bericht eines Teilnehmers gelang dieses Fest als ein Tag des Dankes für die Gefallenen und Heimgekehrten. Vom Januar 1919 ab hatte das Deutsche

Auf einem Bauernhof am Dyck nach dem 1. Weltkrieg

Reich durch geheime, gleiche und durch das erstmals eingeführte Frauenwahlrecht auch allgemeine Wahl eine Nationalversammlung, die für die Gesetzgebung allein zuständig war (Demokratie). Da sie erstmals in Weimar zusammentrat, spricht man von der Weimarer Verfassung. An der Spitze der Republik stand ein Präsident, der erhebliche Macht besaß (Präsidialdemokratie). Das neue Reichskabinett (Regierung) unter Scheidemann stand unter dem Zwang, den von den Siegern vorbereiteten Friedensvertrag zu unterzeichnen. Darin waren so große Wiedergutmachungsforderungen und Demütigungen enthalten (u.a. Besetzung der linksrheinischen Gebiete für mindestens 5 Jahre), daß die erste Regierung zurücktrat. Im Juni unterzeichneten dann doch Mitglieder der neuen Regierung den Vertrag von Versailles, der u.a. auch festlegte, daß belgische Truppen den Niederrhein besetzten (1919 - 1925). Als im Januar 1923 französische Soldaten ins Ruhrgebiet einmarschierten, um Faustpfänder für die Wiedergutmachung in Händen zu haben, rief die deutsche Regierung zum „passiven Widerstand" auf . Eine Folge davon war, daß die Eisenbahner dem Dienst fernblieben. Mein Vater erinnerte sich: „Damals fuhr ich jeden Tag mit dem Fahrrad nach Krefeld und zurück nach Lobberich und das bis Ende September. Das war aber nicht das Schlimmste: Gerade hatte ich bei de Ball Arbeit gefunden, da brach die Geldentwertung herein. Von Stunde zu Stunde sank der Markwert. So konnte man nicht abwarten, bis neue Geldscheine in Berlin gedruckt wurden, denn ehe sie in Lobberich ankamen, war ihr Wert wieder dahin. In dieser Zeit druckte man überall in unserer Heimat auf den Bürgermeisterämtern neues Geld. Ich erinnere mich, daß man die Masse der Scheine mit einem Lastwagen auf den Hof von van der Upwich (früher de Ball) fuhr. Kam man dann zu Hause an, wurde sofort eingekauft. Am 15. 11. 1923 wurde von der Regierung eine neue Währung eingeführt. Beim Umtausch erhielt man für 1 Billion Mark (1 000 000 000) 1 Rentenmark. Das war auch die Zeit, wo die Geschichte der selbständigen Firma Niedieck zu Ende ging. 1924 ging sie in den Girmeskonzem über, und die Fabrikanlagen an der Breyeller- und Süchtelner Straße verfielen als Zeugen einer großen Zeit Lobberichs. "

Als mein Großvater 1927 65jährig in den Ruhestand trat, erhielt er eine Rente von etwa 45 Rentenmark pro Monat. Da seine Frau über Jahrzehnte zu Hause für die Firma geschoren hatte, erhielt sie 40 Rentenmark. Davon konnten die beiden Alten nicht leben, also übernahm mein Vater, der als Samtweber damals etwa 40 RM wöchentlich verdiente, ihre Betreuung . Da mußte man, wie es in Lobberich allgemein hieß „de Penning driene". Meinen Eltern wurde die Entscheidung dadurch erleichtert, daß sie durch Vertrag das elterliche Haus bekamen. Es paßte in diese Zeit des Umbruchs, daß fast alle 7Jahre ein Winter die Weber zur Kurzarbeit verdammte. Von 1930 - 1933 kam es dann knüppeldick über Lobberich: In Amerika, an der Börse von New York, wo man Eigentumsanteile der großen Unternehmen, Banken und Versicherungen kaufen und verkaufen konnte (Aktien), kam es an einem Freitag im Oktober (Black Friday) durch plötzliche massenhafte Verkäufe zu einem Abfall der Werte. Dieser Vorgang hatte in fast allen Ländern die Folge, daß die Werte der Aktienanteile rapide abrutschten. Wenn aber den Fabriken, Banken und Versicherungen das Geld entzogen wird, können sie weder ein- noch verkaufen, das wiederum führt zu Massenentlassungen und Bankrott. Im Juli 1932 gab es in Deutschland über 6 000 000 Arbeitslose. Der katholische Areiterverein in Lobberich zählte schon 1931 von 107 Mitgliedern 97 ohne Arbeit. Nicht nur die Textilindustrie klagte über Auftragseingänge, auch die Einzelhändler und Bauern, schließlich sogar die Beamten stöhnten, da man ihnen die Gehälter kürzte. Das nun war die große Zeit derer, die allen alles versprachen, wenn sie nur erst einmal die Macht bekämen. Adolf Hitler war ein solcher Trommler, der den Menschen ihre Lage vorführte und die Schuldigen in den Politikern der Weimarer Republik und einem, wie er immer wieder betonte, „unheiligen Bündnis" von Juden und Kapitalisten (wohlhabende Menschen) sah. Er versprach, mit den Siegern des 1 . Weltkrieges abzurechnen. Es hat nach dem bisher Gesagten den Anschein, als ob die Jahre bis 1933 für die Lobbericher nur wenig Gutes gebracht hätten. Weit gefehlt, wenn man nun annähme, es

Blick auf die Sportplätze des TV 1861 Lobberich und des LSC 02. Zwischen den beiden Vereinsplät­ zen die Gemeindeturnhalle.

habe eine Art Weltuntergangsstimmung geherrscht. Da waren die unermüdlichen Jugend- und Herrenmannschaften des schon 1902 von Pennälern gegründeten Lobbericher Sportklubs. Es ging mächtig aufwärts. Der Turnverein von 1861 trat 1925 zum ersten Mal mit einer Jugendhandball-Mannschaft an und begann 1930 mit dem Schülerhandball. Übrigens wurden die beiden Vereine,die seit 1923 ihre Sportplätze dicht nebeneinander hatten und in dauerndem Kampf um die Lobbericher Jugend standen, von 1927 ab durch die gemeinsam genutzte Turnhalle verbunden. Dort setzte auch die Turnriege des TV ihre große Tradition fort.

Frischer Wind wehte auch seit 1927 bei der männlichen katholischen Jugend. Kaplan Heßler zog mit seinen Jungschärlern (10 - 14) und der Jungenschaft (14 - 17) in Marschordnung, Fanfaren und Trommeln vorneweg, zum Geländespiel oder zum Lagerleben hinaus. Da gab es Abenteuer und stolze Siege beim Wettstreit mit denen von Grefrath und Kaldenkirchen, aber auch bittere Niederlagen. Was machte es? Die Kameradschaft wuchs. Heute noch schwärmen die über 60 Jahre alten von ihren Führern aus der Sturmschar. In den 20er Jahren warben die Lobbericher um die Gunst der Reiselustigen mit dem Slogan (Werbezeichen) „Ort der 4 S" : Samt-, Seide-, Sänger- und Seenstadt."

Die Karnevalsgesellschaft der „Heier" brach­ te sogar eine Revue mit einem richtigen Hit hierzu auf die Bühne. Der Textdichter war Hein Nicus, späterer Bürgermeister, der schrieb "und komm zu mir ins Samt- und Seidenland!" In schwieriger Situation ließen sich die Lobbericher so leicht nicht unterkriegen: 1929 fand ein großes Sängerfest statt, an dem Chöre aus ganz Westdeutschland teilnahmen. Stolz waren damals die Sänger von „Hoffnung" und „Frohsinn". Die Krone kam aber dem „Lobbericher Männergesangverein mit gemischtem Chor" zu. Schon 1926 schrieb eine westdeutsche Musikzeitschrift: „ Lobberich ist sozusagen das Oberammergau des Rheinlandes", weil der Männergesangverein jährlich mindestens ein großes Chorwerk mit Orchester und Solisten her­ ausbrachte. Feste verstanden die Lobbericher schon immer zu feiern. In einer Festschrift der St. Sebastianus-Marienbruderschaft fand ich zum 24. Juli 1927: „Das wohl glanzvollste Fest, das je in Lobberich gefeiert wurde." Damals zog zum 450jährigen Jubiläum der St. Sebastianus-Bruderschaft ein historischer Festzug durch Lobberichs Straßen, die von etwa 10000 Menschen gesäumt wurden. Natürlich wimmelte es nur so von Rittern und Burgfräulein und Waffenknechten um die im Zug nachgebildete Burg Bocholtz; Germa­ nen, Römer und Franzosen und ein prächti­ ger Wagen mit rheinischen Sängern, alles gehörte dazu .


19) Prof. Werner Jäger (1888 - 1961) wurde in dem Eckhaus Breyeller-Freiheitsstraße geboren. Er besuchte die Rektoratsschule in Lobberich, danach das Thomäum in Kempen. Er studierte in Marburg und Berlin. Mit 26 Jahren war er bereits Professor in Basel. über Kiel kam er nach Berlin und folgte 1936 einem Ruf nach Amerika (Chicago). Es ging ihm letztlich darum, den Menschen seiner Zeit am großen Vorbild der griechischen Welt der Antike und des Christentums etwas zu vermitteln, was er „Sicherheit im Stehen, Sehen und Gehen„. und Wollen gerechter und gemeinnütziger Ziele" nannte. Sein Hauptwerk trägt deshalb auch den Titel „ Pai­ deia" (Bildung zum Menschen)

20) Da das Plattdeutsch gesprochen wurde und nie eine eigene Schriftsprache entwickelte, wie etwa das Niederländische, habe ich hier die Schreibweise der „ Rheinischen Dokumenta" übernommen, die im Grunde versucht, mit dem Alphabet der deutschen Sprache das gesprochene Platt wiederzugeben. Wer darüber mehr lesen möchte, sehe nach im „Heimatbuch des Kreises Viersen", 1986, S. 277 ff. und 1987 S. 254 Da unser Loberiker Plot in seinen Ausdrücken und Bildern die Welt unserer Vorfahren weiterleben läßt, ist es für jeden Lobbericher, der sich als Glied in der langen Kette versteht, die aus der Vergangenheit kommt und in die Zukunft weiterreicht, Pflicht, für den Erhalt dieser Sprache das Seine zu tun.

21) Kriegsanleihen, d.h. man lieh dem Staat Geld, damit er Mittel für die Kriegsführung besitze. Diese Anleihen sind von Spenden zu unterscheiden, die ohne Anspruch auf Rückzahlung gegeben wurden.


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Übersicht: 1000 Jahre Loberich

Geschichte(n) - auch aus anderen Quellen.