11. November: "Hoppeditz' Erwachen"
Vom Martinsbrauch zum Eröffner der Karnevalssession ("fünfte Jahreszeit")
Der 11. November
Der 11. November (Martinstag) war ein bedeutender Tag im Leben der bäuerlichen Gesellschaft vorindustrieller Zeiten. (also bis 1850): An diesem Tag wurde der "Zehnt" (Steuer, Pacht) entrichtet, er war der Tag des Gesindewechsels. Das aus diesem Anlass übliche Festessen mit Martinsgans gehört wie Karneval zum "letzten großen Essen" vor der - diesmal vorweihnachtlichen, aber ebenfalls 40 Tage zählenden Fastenzeit. (Sonntage als "Tag des Herrn" nicht mitzählen!)
Das Feuer am St. Martinstag hat mit der Heiligenlegende zunächst einmal gar nichts zu tun, es diente als Versammlungsort für die letzte Feier vor dem Winter- oder Adventsfasten. Wenn die Kinder und Jugendlichen das Feuerholz zusammengetragen hatten, sangen sie an den Türen - ohne Aufsicht durch die Erwachsenen am Feuer - was Geistliche und Lehrer später zur Aufstellung geordneter Martinszüge veranlasste. => St.Martinsverein.
Der Name "Hoppeditz"
Schon beim Singen an den Türen und auch noch in den ersten etwa 20 Jahren der Umzüge wurde ein 'Martinsmännlein' huckepack getragen, das war ein mehr oder weniger als Martin verkleidetes Kind auf den Schultern eines Jugendlichen. Die Erwachsenen feierten die Fasten-Nacht, wobei der Hoppe- (hoppe, hoppe Reiter) Ditz (kleiner Ditz = kleiner Junge, vgl.:. i-Dötzchen) als "Hoppe-Ditz" = reitender kleiner Junge erhalten blieb.
Mit dem Auftakt des Karnevals am 11. November ("11. im 11.") gilt die 11 als Narrenzahl: Fester Bestandteil des Sitzungskarnevals ist der "Elferrat", eine bezüglich der Zahl der Apostel unvollständige Zahl, gleichzeitig übertritt die 11 um "eins" die Zehn Gebote und bekommt damit etwas ebeso Unkorrektes wie Anarchistisches. Vielfache der elf werden übrigens gerne als "Schnapszahlen" begossen. Es gibt aber die Erklärung nachdem "eins" neben "eins" steht was verdeutlicht, dass unter Narren keine Standesunterschiede gelten.
Die Karnevalssession
Der Auftakt ist fest - er orientiert sich am festen Weihnachtsfest, wegen des beweglichen Osterfestes ist Karneval selber (6 Wochen vor Ostern) ein bewegliches Fest, die "Session" damit unterschiedlich lang.
Hoppeditz' Ende:
Zum Schluss des Karnevalsfestes am Veilchendienstag abend wird mancherorts ein Karnevalsmännchen oder eine Karnevalshexe (Köln: "dä Nubbel") verbrannt, Figuren, die für ungehemmtes Benehmen und Geldausgeben verantwortlich gemacht werden und unter großer Anteilnahme der "Betrogenen" einen "fairen Schauprozess" bekommen.
Aber wie das so ist. Schlechte Eigenschaften lassen sich nicht beerdigen - die kommen immer wieder hoch - so jedes Jahr am 11.11.
Die mitgetragenen Martinsmännlein als Namensgeber sind längst vergessen. Heute hat der Hoppeditz eine klare Aufgabe, wenn er wach wird: den Oberen die Leviten lesen.
Aus praktischen Erwägungen wird der 11.11. in Lobberich am jeweils folgenden Samstag - um 11.11 Uhr - meist mit Bühnenwagen, Musik und Bierzelt - auf dem Alten Markt eingeläutet.
Übersicht kultureller Jahreskalender