Testbericht

aus der Zeitschrift DM TEST vom 13. Dezember 1962, 2. Jahr, Nr 24, S. 38-58.

veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Handelsblatt online (Sales Manager Content)


ELEKTRISCHE EISENBAHNEN

 

TEST

Im DM-TEST-INSTITUT wurden elektrische Eisenbahnen getestet: die wichtigsten sechs deutschen Systeme und deutsche und ausländische Lokomotiven und Waggons. Die deutschen Modelleisenbahnen sind fast alle von guter Qualität. Es gibt Unterschiede in der Einfachheit der elektrischen Schaltung und in der Ausbaufähigkeit eines Systems. Billige Eisenbahnen aus Blech gehen zu schnell kaputt. Sie sind ihren Preis nicht wert.

Sehr empfehlenswert

Fleischmann: Das ausbaufähigste System, Kombinationsmöglichkeit mit allen international genormten Lokomotiven und Waggons. Gute, modellgetreue Ausführung aller Teile.

Für Modelleisenbahner und für technisch begabte Jugendliche geeignet.

Märklin: Das System mit dem insgesamt sichersten und einfachsten Aufbau. Alle Teile mit Ausnahme der Schienen sind sehr robust. Preiswert für Kinder, Jugendliche, aber auch für Modelleisenbahner.

Empfehlenswert

Das Trix-System ist einfach und sicher aufgebaut. Der Zweizugbetrieb bringt keine echten Vorteile, eher Komplikationen. Betriebssicherheit und Lebensdauer sind etwas weniger gut.

Für Modelleisenbahner weniger, für Kinder und Jugendliche geeignet. Der Trix-Transformator ist für Modelleisenbahner sehr empfehlenswert.

Arnold-Rapido ist im Begriff, sich zu einem qualitativ hochwertigen System zu entwickeln. Es bringt erhebliche Platzeinsparung: Ein Viertel der Fläche einer HO-Anlage ist nötig. Die Ausbaumöglichkeit ist beschränkt. Für Kinder und Jugendliche empfehlenswert, für Modelleisenbahner weniger.

Das Rokal-System benötigt nur die halbe Fläche einer HO-Anlage. Die Ausbaumöglichkeit ist beschränkt. Qualität und Betriebssicherheit lassen zu wünschen übrig. Als Kinderspielzeug brauchbar, weniger für Modelleisenbahner.

Nicht empfehlenswert

Das Bub- System ist von unzureichender Qualität. Nicht preiswert. Nur Transformatoren sind empfehlenswert.

Spielzeug von HWN und Keim das in Versand- und Kaufhäusern angeboten wird, ist als Kinderspielzeug ungeeignet. Qualität minderwertig, Lebensdauer ungenügend, Reparaturen sind ausgeschlossen, Ersatzteile werden meistens nicht geliefert.

Endstation einer Modelleisenbahn. Nur die zu große Bogenlampe links im Bild verrät, daß diese Aufnahme nicht auf einem echten Bahnhof gemacht wurde.

"Spielen verboten!"

Das Schild ist 50 Zentimeter breit und ebenso hoch. Es hängt über den Prüftischen im DMTEST-INSTITUT. Auf den Tischen surrt und tickt es. Lokomotiven kurven über Gleisanlagen, Weichen ticken und Trafos summen: Dauertest. Ingenieure, Mechaniker und Journalisten umringen die Tische. Erst wenn sich herausgestellt hat, welche Bahn am besten ist, darf gespielt werden.

"Wir bauen den Trix-Expreß unverändert seit 27 Jahren. Eine Anlage für Vater und Sohn", sagt Trix-Chef Kurz.

"Unser Wechselstromsystem ist immer noch am einfachsten für Kinder und Modellbahner", sagt Märklin-Chef Saft. Er schätzt seinen Marktanteil: 60 bis 80 Prozent.

"Unsere Anlage ist mit sämtlichen ausländischen Modellen befahrbar", sagt Fleischmann.

Arnold-Rapido-Chef Ernst: "Die Neun-Millimeter-SpurWeite beansprucht nur ein Viertel des Platzes einer 16-Millirneter-Bahn. Sie ist auch billiger. Unser neues System ist die Modellbahn der Zukunft."

Trix und Märklin waren 1935 mit der ersten funktionsfähigen Modelleisenbahn Spur 00 auf der Leipziger Messe. Heute wird diese Spur HO (H-Null) genannt und beträgt 16,5 Millimeter.

Im DM-TEST-INSTITUT wurden Modelleisenbahnen getestet. Es sollte festgestellt werden:

  • Was sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen elektrischen Systeme?

  • Kann das Schienensystem ausgebaut werden?

  • Wie lange leben die Lokomotiven und was leisten sie?

  • Wie sind Schienenlage und Kupplungen von Waggons?

  • Sind alle Teile modellgerecht?

  • Sind die Transformatoren auch für Kinder betriebssicher?

Seit Jahrzehnten veröffentlichen Illustrierte den Standard-Witz: Vati spielt mit der Eisenbahn des Sohnes. Variationen: Bubi mußte schon zu Bett. Bubi liegt noch in den Windeln. Bubi ist noch nicht geboren. Vati ist Junggeselle.

Hersteller wissen nicht genau, wieviel Erwachsene und wieviel Kinder mit Eisenbahnen spielen.

Märklin sagt: Unsere Bahn wird zu 90 Prozent von Kindern gefahren." Spielwaren-Kurtz in Stuttgart: Wir schätzen 60 Prozent Väter und 40 Prozent Kinder." Fachhändler Schüler, Stuttgart: Wir verkaufen 80 Prozent an Erwachsene und 20 Prozent an Kinder bis zu 16 Jahren."

Märklin, Trix und Fleischmann stellen übereinstimmend fest: Die ernsthaften Modellbahner sind hauptsächlich Lehrer, Rechtsanwälte, Arzte und Ingenieure. Oft helfen die Ehefrauen begeistert beim Aufbau mit. Dadurch bleiben die Männer lieber zu Hause."

Der Arbeitsausschuß Gutes Spielzeug" in Ulm hat erfragt: Leitende Verwaltungsangestellte haben zu 70 Prozent elektrische Eisenbahnen. Bei wissenschaftlichen, künstlerischen und freien akademischen Berufen, bei Verwaltungsbeamten, bei sämtlichen kaufmännischen und technischen Berufen: 40 Prozent. Handwerker, Pädagogen, Rentner und Pensionäre folgen mit 35 Prozent. In Familien von Landarbeitern, ungelernten Arbeitern und Berufslosen wird am wenigsten gespielt. Nur jede zehnte Familie besitzt eine Eisenbahn.

Die meisten Eisenbahnen werden nicht in Großstädten, sondern in Mittelstädten unter 100 000 Einwohnern gekauft. In Dörfern am wenigsten. Insgesamt wird in jeder dritten Familie mit der Eisenbahn gespielt.

LOKS FOR 900 MARK

Phantasiebahnen werden kaum noch gebaut, Käufer verlangen modell- und maßstabsgerechte Ausführungen der großen Vorbilder.

Bub: Unsere Bahnen sind nur für Kinder geeignet. Wir bauen bewußt billiges Spielzeug. Unsere Qualität ist nicht mit der von Modelleisenbahnen zu vergleichen." Bub baut nach Vorbildern der Deutschen Bundesbahn, aber ohne Ehrgeiz auf Originaltreue.

Nur bei markenloser Versandhausware werden, noch Phantasielokomotiven allerbilligster Ausführung angeboten. Fachhändler Schüler: "Wegschmeißware. Nicht zu reparieren."

Die sowjetzonale Firma Piko und die ausländischen Marken Hornby-Meccano, Rivarossi, Pocher, Lima, Liliput und Klein sind auf dem deutschen Markt im Fachhandel vertreten. Ausländische Waggons und Lokomotiven dienen der Ergänzung von Modelleisenbahnanlagen. Liebhaber kaufen hauptsächlich solche Modelle, die sie auf ihren Urlaubsreisen im Ausland gesehen haben. Diese Bahnen laufen nur auf Modellgleisen der internationalen Spurweite 16,5 mm und Zweileiter-Gleichstrom.

DM testete deshalb auch die wichtigsten ausländischen Lokomotiven und Waggons.

Liebhaber bezahlen hohe Preise für hochwertige Modelle. Die japanische Firma Thensodo beliefert den gesamten Weltmarkt mit handgefertigten Messing-Modellen. Die Preise liegen je nach Größe zwischen 200 und 900 Mark. Fachhändler Schüler: "Bei unseren Löhnen würde die Lokomotive 4000 Mark kosten. So gerechnet sind die Japaner wirklich billig. Das ist natürlich kein Spielzeug für Kinder." Die japanischen Lokomotiven laufen ebenfalls nur auf internationalem Gleichstromsystem.

Auch Kinder-Psychologen beschäftigen sich mit Eisenbahnen. Roderich Graf Thun: "Wichtig ist die richtige Größe des Spielzeugs. Es ist nicht so, daß zum kleinen Kind grundsätzlich kleines, zum großen Kind großes Spielzeug gehört. Nicht selten ist es gerade umgekehrt. So braucht das Kleinkind bis etwa zum fünften Lebensjahr einfache, große Formen, vergleichsweise große Bausteine, eine große Holzeisenbahn. Erst die größere Geschicklichkeit des Schulkindes bewältigt kleine Formen."

Professor Dr. Hildegard Hetzer, Gießen: "So nützlich die elektrische Eisenbahn für den Zehnjährigen ist, so wenig nützlich mag sie für den Dreijährigen sein."

Modellgetreue Nachbildungen von Eisenbahnen werden von Psychologen für Kinder sehr empfohlen. Weil Original-Modelle nicht veralten, behalten sie über Jahrzehnte ihren Wert.

TEUER KANN BILLIG SEIN

Liselotte Pée vom Arbeitsausschuß "Gutes Spielzeug" in Ulm: Ein teures Stück ist oft preiswerter und wirtschaftlicher als ein billiges. Spielzeug, das schnell kaputt geht, verärgert nur das Kind und schafft damit Unlust, Mißmut und Minderwertigkeitskomplexe. Vor dem schulpflichtigen Alter sollte kein Kind eine elektrische Modelleisenbahn bekommen. Dann aber ist es wichtig, keine fertigen Anlagen zu schenken, sondern mit einfachsten Baugruppen anzufangen. Erst der eigene Aufbau befriedigt das Kind."

"Das Spiel des Kindes ist der Arbeit des Erwachsenen gleichwertig", sagt Liselotte Pée. "Kinder müssen langsam in die elektrische Schalttechnik eindringen. Das Kind wird sonst nicht angespornt, kompliziertere Anlagen zu bewältigen."

Modellbahner nehmen es mit dem Maßstab sehr genau. Betriebsleiter Saft von Märklin: "Alle Teile werden bei uns im einheitlichen Maßstab 1:87 gefertigt."

Im DM-Test wurde festgestellt, daß Märklin mit geringen Schwankungen zwischen 1:85 und 1:89 arbeitet. Trix liegt nach den Messungen der DM zwischen 1:82 und 1:92. Betriebsleiter Kurz von Trix: "Die einen oder anderen Modelle verlangen eine optische Verkürzung. Besonders die D-Zug-Wagen werden entgegen dem Vorbild kürzer gebaut. Sie laufen sonst nicht durch den engen Radius der Modelleisenbahngleise."

Fleischmann-Modelle sind durchweg größer. Fleischmann gibt an, im Maßstab 1:82 zu bauen. Die DM-Messungen ergaben Schwankungen zwischen 1:78 und 1:90. Betriebsleiter Fleischmann: "Der optische Maßstab ist ein anderer als der geometrische Maßstab. Wir gehen von der Größe der Radsätze aus und bauen nach oben. Auf der Modellanlage erreichen wir damit wieder die richtigen Proportionen."

Die Marken Piko, Liliput, Kleinbahn, Tesmo, Hamo, Pocher, Lima, Hornby und Bub liegen durchweg in den Grenzen von 1:85 und 1:90. Rivarossi baut dagegen größer 1:82.

Die Rokal-Bahn ist kleiner. Sie läuft auf Zwölf Millimeter-Gleisen und hat einen Maßstab 1:120. Der Kreisdurchmesser beträgt 59,5 Zentimeter. Der kleinste Kreisdurchmesser für Märklin-Gleise beträgt 61, für Fleischmann-Gleise 74.5, bei Trix 71,5 Zentimeter. Rokal spart nur zwischen vier und 17 Zentimeter für den Kreisdurchmesser.

Arnold-Rapido baut seit zwei Jahren eine Neun Millimeter-Modellbahn. Der Maßstab liegt etwa bei 1:160, der kleinste Kreisdurchmesser bei 38,4 Zentimetern, Die Rapido Bahn nimmt nur ein Viertel vom Platz einer HO-Anlage ein. Rapido-Chef Ernst weiß, daß jede zehnte elektrische Eisenbahn aus Platzmangel nicht aufgestellt werden kann. Er rechnet mit den Käufern, die in engen Wohnungen leben. Ernst: "Ich habe 800 000 Mark in die Entwicklung gesteckt, 175 000 habe ich erst wieder heraus."

Von leidenschaftlichen Modellbahnern wurde Rapido bisher nicht ernst genommen. Wagen und Lokomotiven entsprachen nicht genau genug dem Original. Rapido-Ernst: "Wir bauen jetzt genau nach Vorbild und maßstabgerecht." Hersteller erhalten von der Bundesbahn genaue Konstruktonszeichnungen, meist schon ein Jahr früher als die Lokomotive auf den Bahnhöfen zu sehen ist. Modellbauer stellen neue Maschinen zur gleichen Zeit der Öffentlichkeit vor wie die Bundesbahn.

Eingefleischte Modelleisenbahner behaupten: "Wir fahren auf unseren Anlagen nur mit Originalgeschwindigkeiten." Das menschliche Auge kann das Verhältnis für Größen, aber nicht für Geschwindigkeiten zueinander erfassen. Ein D-Zug mit 120 km/Std. müßte auf der Modellbahn mit 40 cm/sec. fahren. Das ist sehr langsam.

Hersteller sagen: "Wir können keine langsamen Lokomotiven verkaufen. Der Käufer verlangt schnelle Maschinen."

Die Geschwindigkeit, mit der Modelleisenbahnen fahren, entspräche in der Wirklichkeit leicht 300 km/Std.

Schnelle Maschinen fliegen bei voller Spannung aus den Kurven. Außerdem ist der Verschleiß von Getrieben, Radlagern und Steuerungen größer. Die Reparaturanfälligkeit steigt mit der Geschwindigkeit.

Nur Rangierloks oder Bergbahnlokomotiven laufen langsamer. Durch die kleinen Übersetzungen der schnellen Lokomotiven verringert sich die Zugkraft. Hohe Zugkraft einer Lokomotive ist wichtiger als ihre Höchstgeschwindigkeit.

Märklin-Saft: "Wir holen die Zugkraft unserer Lokomotiven mit Neopren-Haftreifen heraus." Gute Lokomotiven haben heute allgemein Kunststoff-Reifen.

Für die gute Rangierfähigkeit einer Lokomotive ist wichtig, daß sie langsam fahren kann. Beim DM-Test wurde die langsamste Geschwindigkeit aller Maschinen festgestellt.

MODELLE PREISGEBUNDEN

Modelleisenbahnen werden nicht über den Großhandel verkauft. Die meisten Hersteller verkaufen ihre Artikel direkt an Einzelhändler. Die Rabattsätze betragen 33,3 bis 45 Prozent auf Nettopreise. Trix verkauft zu Ladenpreisen auch bei Neckermann, Quelle, Wenz, Schwab und Bauer. Das sehen die Einzelhändler nicht gern. Mechanikermeister Schieck aus Stuttgart: "Das kaputte Zeug müssen bloß wir wieder reparieren. Darum kümmern sich die Versandhäuser nicht. Und wo bleibt unser Verdienst?"

Rokal verkauft ebenfalls über Versandhäuser. Rokal verkauft mit 20 bis 25 Prozent Preisnachlaß auch über Discountgeschäfte.

Hersteller betonen in ihren Prospekten: Lieferung nicht direkt an Private. Fachhändler behaupten: "Modelleisenbahnclubs beziehen ihren Bedarf direkt ab Fabrik mit hohen Rabattsätzen."

Bub liefert nur an Spielzeuggroßhändler und an die Versandhäuser Quelle, Neckermann, Schöpflin, Bauer, Schwab sowie an die Kaufhäuser Karstadt, Kaufhof und Migros (Schweiz). Betriebsleiterin Huck: "Wir verkaufen nur zu Nettopreisen. Unsere Großabnehmer schlagen 40 bis 43 Prozent auf."

Fleischmann treibt große Reklame mit Anlagen von Eisenbahn-Amateurclubs. Betriebsleiter Fleischmann: "Das Material wird von uns zur Verfügung gestellt. Wir benutzen die Anlagen der Clubs nicht für unsere Werbung."

Der 1. Vorsitzende des Stuttgarter Modelleisenbahnclubs, Sommerfeldt: "Wir beziehen unser Material mit 50 Prozent Rabatt. Wir könnten es auch geschenkt bekommen. Das wollen wir aber nicht. Wir wollen unabhängig bleiben."

GLEICH- ODER WECHSELSTROM?

Die Modelleisenbahn-Welt fährt Gleichstrom. Eine einzige Firma fährt noch mit Wechselstrom: Märklin. Es ist die größte deutsche Firma mit der höchsten Produktion:

Vor zehn Jahren stellte auch Trix endgültig auf Gleichstrom um. Fleischmann: "Die Gleichstromlokomotive ist betriebssicherer und billiger."

Betriebsleiter Saft von Märklin: "Unsere Marktumfragen sowie unsere technischen Untersuchungen sprechen mit überwältigender Mehrheit für die Beibehaltung des Wechselstromsystems. Das Problem der Umschaltung ist gelöst, den Bocksprung der alten Märklin-Lokomotiven gibt es nicht mehr."

Im DM-Testinstitut wurden zehn Märklin-Lokomotivumschalt-Relais einer Dauer-Erprobung unterzogen.

Seit der Erfindung des leistungsfähigen Permanent-Magneten sind die Schwächen des Gleichstrommotors behoben. Durch das konstante Feld dieses Magneten hat der Motor schon bei geringer Drehzahl ein hohes Drehmoment. Gleichstrom-Lokomotiven können mit ganz geringer Geschwindigkeit fahren und besonders gut rangieren.

Wechselstrom-Lokomotiven laufen erst bei höherer Spannung an: Sie fahren ruckartig los, das Rangieren wird erschwert. Zur Änderung der Drehrichtung muß die Feldspule des Motors umgeschaltet werden. Dazu braucht jeder Motor ein eigenes Umschaltrelais. Am Transformator ist nicht ersichtlich, welche Fahrtrichtung eine still stehende Maschine einnimmt.

Beim Gleichstrom-Bahnregler ist dagegen an der Stellung des Schaltknopfs oder des Umschalthebels die Fahrtrichtung der Lokomotive im voraus zu ersehen. Dabei ist gleichgültig, in welcher Richtung die Lokomotive auf dem Gleis steht. Das ist für sauberes Fahren und Rangieren besonders bei großen Anlagen vorteilhaft.

Durch den Umschalt-Spannungsstoß bei Wechselstrommaschinen erhalten die elektrischen Birnchen der Lokomotiven Überspannung. Das beeinträchtigt die Lebensdauer. Märklin: "Die Eingangskontrolle von Glühbirnen wird besonders überwacht. Oft lassen wir ganze Sendungen zurückgehen, die dann natürlich im Einzelhandel wieder erscheinen.'

Der Reiaisspannungsstoß von 24 Volt wird bei Märklin außerdem für die Telex-Kupplung ausgenützt. Das ist eine Entkupplungseinrichtung direkt in der Lokomotive. An jeder beliebigen Stelle der Anlage kann die Maschine vom Zug abgetrennt werden. Das ist ein Vorteil. Beim Gleichstrombetrieb ist das nicht möglich.

Vorsitzender Sommerfeldt vom Stuttgarter Modelleisenbahnclub: "ich kenne keinen Modellbahnclub, der noch mit Wechselstrom fährt."

ZWEI- ODER DREILEITER?

Das klassische elektrische Modeilgleis besitzt zwei Schienen und einen isolierten Mittelleiter. Der eine Pol liegt am Mittelleiter, der andere Pol an der Masse des Schienenkörpers. Als einzige Firmen bauen heute noch Märklin und Trix Modellgeleise mit Mittelleitern. Trix benützt eine durchlaufende Mittelschiene. Märklin begnügt sich mit Punktkontakter, die aus jeder Gleisschwelle hervortreten.

Nur Märklin hat ein echtes Mittelleitersystem. Bei Trix sind die beiden Fahrgleise voneinander isoliert. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, zwei getrennte Stromkreise in einem Gleis unterzubringen: Zwei Maschinen können bei Trix unabhängig voneinander gefahren werden.

Die Vorteile des Märklin-Systems: Die Kontaktsicherheit in den Schienenanschlüssen ist größer, da immer zwei Schienenlaschen für einen Pol zusammengesteckt werden. Der Nachteil: Bei Deformation des Mittelleiters erhöht sich die Kurzschlußgefahr. Über Weichen und Kreuzungen ist die Stromabgabe kompliziert.

Nachteil bei Trix: Bei Montage verbiegen sich leicht die Kontaktlaschen des Mittelleiters. Kontakt-Sicherheit leidet darunter.

Beim Zweileitersystem entfällt der Mittelleiter. Die beiden Schienen des Modellgleises bilden die beiden elektrischen Pole. Das Gleis ist einfacher und naturgetreuer aufgebaut. Die Stromübertragung an den Schienenstößen muß allerdings einwandfrei sein. Verbogene Laschen verhindern eine verlustlose Spannungsübertragung. Große Modellanlagen werden an den Schienenstößen zur Sicherheit verlötet.

Beim Aufbau von Zweileiter-Gleichstromanlagen ergeben sich Schwierigkeiten: Gleichstrom ist gerichtet. Jeder Plus-Pol der Gleisanlage muß wieder mit Plus verbunden werden. Bei Kehrschleifen und Gleisdreiecken treffen die falschen Pole aufeinander. Solche Gleisbilder können aber trotzdem aufgebaut werden. Die Gleise werden an zwei Stellen elektrisch getrennt und der restliche Gleisabschnitt bei Schaltung der Weiche umgepolt. Das ist schaltungstechnisch komplizierter. Die Firmen mit solchen Systemen liefern ausführliche Gleispläne mit. Die Beherrschung solcher Systeme verlangt etwas mehr Vertiefung und Verständnis elektrischer Schaltungstechnik.

Beim Märklin Mittelleiter-System gibt es diese Polungschwierigkeiten nicht. Wechselstrom ist pulsierend, beide Pole sind gleichwertig. Bei sämtlichen Gleisanlagen wird der stromführende Mittelleiter immer nur mit einem anderen Mittelleiter verbunden, Umpolschwierigkeiten oder Schaltungsfehler sind fast ausgeschlossen. Auf Zweileiter-Gleichstromgleisen fahren die Marken Fleischmann, Rokal, Arnold-Rapido, Bub, Hamo, Tesmo sowie sämtliche ausländischen Fabrikate.

Modelleisenbahner scheuen keine Schwierigkeiten, um möglichst modellgetreues Gleismaterial einzubauen. Ihre Anlagen werden fest verschraubt. Modelleisenbahner wollen jeden beliebigen Radius, jeden beliebigen Übergangsbogen aufbauen. Dazu sind flexible Gleise mit Kunststoffunterbau am besten geeignet. Fleischmann, Rokal und Arnold liefern Gleise mit den größten Variationsmöglichkeiten. Genauso wichtig sind knickfreie Übergänge bei Bergauffahrten. Märklin baut seit drei Jahrzehnten seine Gleise auf einem Unterbau aus Blech. Dieser Blechkörper ist vollkommen starr. Die Gleisstücke können Höhenänderungen schlecht angepaßt werden. Märklin liefert jedoch drei verschiedene Radien sowie eine große Anzahl verschiedener Längen.

Nemec- und das englische Peco-Gieis sind das ideale Material für den Modellbahner. Es wird in Meterlängen geliefert, ist nach allen Seiten beweglich und bei fester Montage sehr stabil.

Kinder bauen ihre Anlagen meist auf dem Boden auf. In den Wohnungen ist wenig Platz für große Platten. Auf dem Boden liegende Gleise werden leicht getreten. Die Märklin, Fleischmann-Standard-, Rokal- und Trix-Schienen sind nicht trittsicher. Die Märklin-Schiene ist bei Deformationen kaum zu reparieren. Die Fleischmann-Modell, Arnold- und Bub-Gleise sind trittfest.

EISENBAHNEN SIND LAUT

Gute Kontaktabgabe von der Schiene zum Rad oder zum Schleifer ist wichtig. Verchromte Gleise verrosten am wenigsten. Messing- oder Stahlgleise müssen von Zeit zu Zeit mit Fettlösungsmitteln gereinigt und mit feinem Schmirgelpapier abgeschliffen werden. Das Nemec-, Güntzel- und das englische PecoGleis hat Schienen aus Neusilber. Dieses Gleis hat die größte Kontaktsicherheit.

Modelleisenbahnen machen Lärm. Durch eine weiche Schienenunterlage kann das Fahrgeräusch gedämpft werden. Das Märklingleis wirkt auf einer harten Unterlage als Resonanzkörper. Die Fahrgeräusche werden verstärkt und durch den Fußboden weitergeleitet.

Andere Gleise mit Kunststoffschwellen haben diesen Mangel nicht.

Von allen Gleissystemen können kleine Geschenkpackungen gekauft werden; sie lassen sich später weiter ausbauen. Bei den billigen Kaufhauswaren ist das nicht möglich.

Eltern kaufen zum Anfang besonders gern eine billige Geschenkpackung. Trix, Bub und Rokal sind verhältnismäßig preiswert über Versandhäuser erhältlich. Es sind die einzigen Versandhausmarken, die sich für einen Ausbau eignen

Die besten Möglichkeiten zum Ausbau bieten Märklin und Fleischmann. Bei beiden Firmen kann außerdem das gesamte Waggonmaterial ausländischer Marken gefahren werden. Auf Fleischmann fahren sogar alle ausländischen Lokomotiven, die der internationalen Norm entsprechen. Tesmo, Hamo, Liliput und Pocher liefern auch Wechselstrommaschinen. Die Kupplungen müssen allerdings ausgetauscht werden, Jede europäische Firma hat ihre eigene Kupplung.

SCHIENEN PRO METER

Günstig beim Ausbau von Fleischmann-Anlagen: Gleise können meterweise eingebaut werden. Güntzel, Nemec und Peco liefern sehr gutes Gleisband, biegsam und beliebig lang, allerdings nicht billiger (siehe Tabelle Seite 39). Beliebt zur Erweiterung von Modellanlagen sind Oberleitungen. Die Firmen Fleischmann, Märklin, Trix, Rokal, Rivarossi, Lima, Liliput und Kleinbahn liefern E-Loks. Oberleitungen bieten die Firmen Märklin, Vollmer und Sommerfeldt an. Vollmer- und Sommerfeldt-Oberleitungen passen für Rokal und alte HO-Systeme. Mit einer Oberleitung können ohne Schaltungskniffe zwei Lokomotiven auf einer Anlage fahren. Das ist sonst nur bei Trix möglich. Auf einer Wechselstromanlage (Märklin) sind Oberleitungen am narrensichersten zu montieren.

Modelleisenbahnen können auch automatisch gefahren werden. Der Aufbau ist nur für besonders elektro-technisch Begabte möglich. Modelleisenbahner gestehen: "Der Reiz solcher Anlagen besteht im Aufbau. Nach der Fertigmontags sind die Anlagen nur noch als Demonstrationsmodelle oder für Ausstellungszwecke interessant. Die Anlagen können beliebig groß gebaut werden. Die Züge steuern sich dabei gegenseitig. Zur Bedienung ist nur eine Kontrollperson erforderlich.

Die überwiegende Mehrheit der Modelleisenbahner der ganzen Weit fahren mit dem genormten amerikanischen Kupplungssystem. Sechzig Firmen in Amerika bauen Modelleisenbahnen. Alle sind mit derselben Kupplung ausgerüstet.

Fleischmann: "ich habe schon vor zehn Jahren versucht, alle deutschen Herstelller vom Vorteil einer genormten Kupplung zu überzeugen. Es war keine Einigung zu erzielen. Der Leidtragende ist der Kunde."

Das Umbauen anderer Wagentypen auf einheitliche Kupplungen kann Schwierigkeiten bereiten. Beim DM-Test wurden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Kupplungssysteme festgestellt:

Die Märklin-Kupplung ist sehr betriebssicher. Zum Rangieren ist sie am besten geeignet. Die Wagen lassen sich nach dem Entkuppeln noch weiter schieben und auf ein Abstellgleis stoßen, ohne daß die Kupplungen wieder einschnappen. Das Entkupplungsgleis von Märklin funktionierte im Test hundertprozentig.

Die Fleischmann-Kupplung ist einfacher und stabiler gebaut. Gegen mechanische Beanspruchung ist sie nicht so empfindlich. Das automatische Entkuppeln ist allerdings nicht sehr sicher: Werden die Wagen gezogen, klemmen die Kupplungen und haken oft nicht aus.

Die Trix-Kupplung ist teilweise aus Kunststoff. Sie bricht an einer schwachen Stelle leicht ab. Die Drahtbügel sind nur einseitig angebracht, Wagen müssen immer in derselben Richtung stehen, Umdrehen ist nicht möglich. Die Drahtbügel verklemmen außerdem.

Das Trix-Entkupplungsgleis funktioniert sehr schlecht: Es ist zu kurz, hat keine Signalmarke und entkuppelt nur unzulänglich.

Arnold Rapido hat ein eigenes Kupplungssystem entwickelt. Es sind Kunststoffteile, die leicht ausgewechselt werden können und für sämtliche Typen passen. "Das Kuppeln ist sicher. Ein Entkupplungsgleis wird noch nicht geliefert.

WEICHEN LEBEN AM LÄNGSTEN

Rokal hat eine etwas plumpe Kupplung. Sie funktioniert gut. Jedoch lassen sich die Wagen nur mit dem Entkupplungsgleis gut trennen, von Hand ist es sehr schwierig. Bub verwendet eine Blechkupplung, die ähnlich wie die Fleischmann-Kupplung arbeitet.

Weichen, Doppelkreuzweichen und Entkupplungsgleise wurden im DM-Test einer Dauererprobung unterzogen. Mit einem Multivibrator wurde alle Sekunde ein Stromstoß abgegeben. Fleischmann, Märklin und Rokal zeigten bei 50 000 Umschaltungen noch keinen Defekt. Die Trix-Weichen fielen dagegen bei durchschnittlich 12 000 Schaltungen aus.

Sehr naturgetreue Weichen haben lediglich Fleischmann und Arnold.

Zur Betätigung von Weichen, Signalen und Entkupplungsschienen werden Schaltpulte angeboten. Vom Leitstand einer Anlage aus soll genau ersichtlich sein, welche Gleisstraßen befahrbar und welche Signale gesperrt sind. Modellbahner bauen sich dafür eigene Gleisbildstellwerke mit Lichtwegen auf.

Für diesen Zweck baut Arnold Rapido die besten Weichenschalter. Damit können modellgerechte Stellwerke aufgebaut werden. Die Weichenstellung ist gut zu erkennen.

Alle übrigen Schaltpulte sind übersichtlicher gestaltet, Fleischmann, Märklin und Bub benützen Druckknopfschaltungen. An der Stellung der Druckknöpfe ist schlecht zu erkennen, weiche Weichen oder Signale eingeschaltet sind. Rokal und Trix haben Hebel-Schaltpulte: Sie sind gleichfalls nicht vernünftig zu bedienen.

530 WAGGONTYPEN

Beim DM-Test wurden die gebräuchlichsten Waggontypen getestet.

  • - Ein D-Zug-Personenwagen

  • - Ein Personenzugwagen

  • - Ein gedeckter Güterwagen

  • - Ein Kesselwagen

Der klassische Modellbahnwaggon war aus Blech. Er verbeulte leicht, war aber stabil und nicht sehr modellgetreu. Später gab es Spritzgußwagen. Sie sahen viel echter aus, zerbrachen aber leicht bei einem Fall.

Heute wird meistens Kunststoff verwendet. Aus Kunststoff lassen sich die genauesten Modelle spritzen. Mikroskopisch feine Gravuren und Beschriftungen sind möglich. Feine Details wie Geländer, Fensterstege, Laternenhalter brechen leicht ab.

Dies erhöht den Wert als Modell und setzt den Wert als Spielzeug herunter.

Die besten Modellausführungen haben Piko, Hornby-Meccano und Pocher. Fast gleichwertig sind Liliput und Rivarossi. Meccano, Liliput und Piko sind sehr preisgünstig. Von westdeutschen Marken hat Fleischmann und Trix die besten Modelle. Kleinbahn und Liliput haben auch gute Ausführungen, jedoch schlechtere Qualität der Kunststoffe. Märklin hat relativ grobe Modelle, besonders in Personen- und D-Zug-Wagen: Sie sind heute noch aus bedrucktem Blech. Märklin-Saft: "Für eine Spielzeugeisenbahn sind unsere Wagen sehr stabil. Wir drucken unsere Beschriftung auf. Bei der Bundesbahn gibt es auch keine erhabenen Beschriftungen."

Mokal und Arnold-Rapido haben relativ schlechte Ausführungen: Arnold-Chef Ernst: Unser gesamtes Wagenmaterial wird erneuert."

Modellbahnwaggons sollen nicht entgleisen, besonders beim Überfahren von Weichen und Kreuzungen. Dazu ist ein genügend hoher Spurkranz nötig. Genormte Spurkranzhöhen betragen mindestens 1 mm. Besser sind 1,5 mm. Trix hat 1,8 mm.

Leichte Wagen springen gerne aus den Schienen. Viele Firmen beschweren ihre Kunststoffwagen. Dadurch liegen sie sicherer.

Drehgestelle und Kupplungen sind Verschleißteile. Sie sollen deshalb leicht zu demontieren sein.

Im DM-Testinstitut stehen 16 Tische übereinander. Auf jeder Tischplatte sind langgezogene Gleis-Achten aufgebaut. Die Platten sind alle um drei Grad geneigt. Auf diesen Tischen liefen 41 Lokomotiven drei Wochen Tag und Nacht. Sie wurden vorschriftsmäßig geölt und gewartet. Abgelaufene Bürsten wurden ersetzt. Fiel eine Maschine aus, so wurde sie fachmännisch repariert. Die Maschinen liefen im automatisch gesteuerten Rhythmus: Dreißig Sekunden vorwärts und dreißig Sekunden rückwärts. So schnell wie es die Schienenlage zuließ.

Die Lokomotiven mußten zeigen, was sie ziehen können. Die Zugkraft wurde mit einer Federwaage bei 0,5 und 10 Grad Steigung gemessen.

Die Zugkraft einer Lokomotive hängt davon ab, wieviel Kraft über die Triebräder auf die Schienen übertragen werden kann. Zur Erhöhung der Zugkraft gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Die Anzahl der angetriebenen Achsen zu vergrößern.

  • Das Gewicht der Lokomotive zu erhöhen.

  • Die Haftreibung zu erhöhen.

Gute Lokomotiven sind mit Haftreifen ausgerüstet. Sie bringen mehr Zugkraft als hohes Gewicht. Haftreifen müssen nach einigen hundert Stunden Laufzeit ersetzt werden.

Wichtig ist eine gute Kontaktübertragung von der Schiene auf die Lokomotive. Gleitende Kontakte sind besser als rollende. Federnde Schleifer leiten den Strom am sichersten. Märklin und Trix arbeiten als einzige Firmen mit Schleifkontakten. Alle übrigen Lokomotiven erhalten den Strom über die Räder. Bei verschmutzten oder korrodierten Rädern oder Schienen ist die Kontaktabgabe nicht sicher genug.

LOHNT NICHT

Bürstenverbrauch bei Lokomotiven ist normaler Verschleiß. Die Maschinen sind so gebaut, daß auch Laien Bürsten wechseln können. Je nach Fahrweise halten die Bürsten 50 bis 100 Stunden.

Wichtig für lange Lebensdauer ist ein guter Zustand des Kollektors, Dieser hängt vom Material der Bürsten ab. Schlechte oder eingelaufene Kollektoren können zu inneren Kurzschlüssen und Verschmoren des Motors führen. Verschleißanfällig sind sämtliche Lagerungen in einer Lokomotive, besonders die Ankerlagerung. Trix hat wartungsfreie Sinterlager, Rivarossi hat Kugellager. Lager müssen alle 10 bis 20 Stunden mit dickem Motorenöl geschmiert werden. Die Achsen laufen meistens direkt im Werkstoff des Fahrgestells. Billige Blech- oder Spritzgußwerkstoffe führen zu schnellen Lagerschäden.

Batteriebahnen benötigen ein bis zwei Batterien pro Fahrstunde: Sehr teurer Strom.

Bei Lokomotiven minderwertiger Qualität lohnt sich eine Reparatur von Motor, Getriebe oder Lagerungen nicht. Ihre Lebensdauer beträgt zumeist nur 20 Stunden. Trotzdem sind sie kaum billiger als Qualitätsmarken.


(...)

Rokal

Das elektrische System:

Gleichstrom für Bahnbetrieb bis 14 Volt.

Vorteil:

Sehr einfach aufgebaute Gleichstrommotoren. Betriebssicher, wenig störanfällig, lange Lebensdauer. Gutes Anzugsmoment bei niedrigen Drehzahlen. Es können sehr langsame Geschwindigkeiten gefahren werden. Die Fahrtrichtung wird durch einfache Drehung des Reglerhebels am Fahrpult geändert. Sehr gute Lösung für sicheres Rangieren. Bei einfachen Gleisanlagen ohne Kehrschleifen einfacher elektrischer Aufbau.

Nachteil:

Kontaktabgabe auf die Räder störanfällig. Weißblechschienen sind anfällig gegen Korrosion. Maschinen bleiben öfters stehen. Bei Kehrschleifen, Gleisdreiecken und Verbindungsgleisen ist Vorsicht geboten. Gleisabschnitte müssen getrennt und durch Weichen umgeschaltet werden. Größere Anlagen sind nur mit elektrotechnischer Erfahrung aufzubauen.

Ausbaumöglichkeit:

Rokal fährt als einzige Marke auf TT-Spur = 12 mm. Eine Kombination mit anderen Systemen ist unmöglich. Die Ausbaumöglichkeit ist auf das eigene System beschränkt. Das Lieferprogramm genügt durchschnittlichen Ansprüchen.

Beim Kauf in Versand-, Kauf- und Discount-Häusern ist der Kundendienst nicht immer zufriedenstellend.

Schienen:

Die Fahrschiene besteht aus hohlem Blechprofil. Der Unterbau ist aus leicht zerbrechlichem Kunststoff. Das Gleis läßt sich für Steigungen ausreichend biegen. Die Montage ist einfach. In montiertem Zustand ist der Gleisaufbau stabil. Das Gleis ist nicht trittsicher. Das Blechprofil wird deformiert und kann nicht mehr repariert werden. Vorsicht beim Reinigen der Schienen: in Fettlösungsmitteln löst sich der Unterbau des Gleises auf.

Es werden zwei verschiedene Radien und vier verschiedene gerade Längen angeboten. Das Rokal-Gleis ist beim Befahren leise. Die modellgetreue Nachbildung ist gut.

Weichen:

Die Rokal-Weiche ist sehr betriebssicher. Noch 100000 Schaltungen funktionierte sie noch einwandfrei. Die Kontaktabgabe beim langsamen Durchfahren ist mittelmäßig. Die modellgetreue Nachbildung läßt zu wünschen übrig.

Die Entkupplungsschiene funktioniert sehr sicher. Die Schaltbrücke ist zu schmal; eine Signalmarkierung fehlt. Das erschwert ein genaues Entkuppeln. Handbetätigung ist nicht vorgesehen. Die Lebensdauer ist mangelhaft: Ausfall nach 5000 Schaltungen.

Schaltpulte:

Die Pulte besitzen Stellwerk-Kippschalter: Die Richtung der geschalteten Weiche ist am Schaltpult nicht sicher zu erkennen. Der Aufbau von Gleisbild-Stellwerken ist unmöglich.

Für elektrische Verbindungen werden Stecker benützt: Umständlich und hoher Aufwand.

Transformatoren besitzen SEV-Zeichen (SchweizerElektrotechnischer-Verein), doppelte Schutzisolation. Kurzschlußsicherung spricht gut an. Vorteil: Transformator und Fahrtregler mit Gleichrichter sind getrennt. Vier Fahrpulte können an dem großen Transformator angeschlossen werden. Nullstellung des Fahrtreglerknebels in der Mitte. Durch Drehung nach links oder rechts wird die entsprechende Fahrtrichtung der Lokomotive bestimmt. Bei Wechsel der Fahrtrichtung muß über Null umgeschaltet werden. Zum Rangieren sehr günstig.

Waggons:

Die Rokal-Waggons sind aus Kunststoff gespritzt: Nicht immer modellgerechte Ausführung, teilweise sehr grob. Als Kinderspielzeug ist das Material stabil genug. Die Radachsen bestehen aus Stahl und laufen ohne Absatz zum Teil in Metall, zum Teil in Kunststoff. Ausreichend leichtgängig. Die Kupplungen sind eingeschraubt oder eingesteckt. Sie können leicht ausgetauscht werden. Die Drehgestelle der vierachsigen Wagen sind ebenfalls geschraubt, einfach auszuwechseln. Die Schienenlage der Waggons im Schub ist nicht sehr sicher: Beim Überfahren von Weichen gibt es oft Entgleisungen.

Kupplung:

Die Kupplung bricht verhältnismäßig schnell ab. Kuppeln und Entkuppeln funktioniert gut. Mangel: Eine Trennung der Wagen von Hand ist schwierig. D-Zug-Wagen haben deshalb einen Dachentkuppler.

Lokomotiven:

Kontaktabgabe über die Räder. Die Räder müssen immer sehr sauber gehalten werden.

Durchschnittlicher Bürstenverbrauch etwa 100 Stunden. Die Reparaturanfälligkeit ist im allgemeinen etwas größer als bei den sehr guten HO-Modellen: Beim DM-Test verklemmten sich Zahnräder und Ritzel, Antriebsräder lösten sich von der Achse, bei einer Maschine brannte der Anker durch. Nach 150-200 Stunden waren die Haftreifen noch in Ordnung.

Die Reparaturmöglichkeiten sind im allgemeinen gut.

Preis der billigsten Geschenkpackung (mit Transformator) für Anfanger: 39,80 Mark.


Gesamturteil:

Vorteil des Systems ist Platzersparnis: Es wird mehr als die halbe Fläche der HO-Anlagen benötigt. Qualität und Betriebssicherheit lassen etwas zu wünschen übrig. Die Ausbaumöglichkeit beschränkt sich auf das eigene System und genügt durchschnittlichen Ansprüchen. Verhältnismäßig teuer. Als Kinderspielzeug werden bei größeren Anlagen schon einige elektrotechnische Kenntnisse verlangt: Noch empfehlenswert. Für Modelleisenbahner weniger empfehlenswert.



D-Zug Wagen 10,75 Mark (mit Beleuchtung)


Personenwagen (5 Mark)


Kesselwagen (5,50 Mark)


Gedeckter Güterwagen (4,50 Mark)


E 10

  • Preis 46 Mark

  • Lebensdauer: bis auf geringe Mängel gut.

  • Zugkraft 135 Gramm,

  • Mindestgeschwindigkeit 54 Modell-km/Std.,

  • Höchstgeschwindigkeit 95 Modell- km/Std.,

  • Modellausführung: gut detailliert,

  • Beschriftung ist schlecht auflackiert,

  • Stromabnehmer trotz feiner Ausführung sehr stabil,

  • Pufferbohlen schwenken aus. Kunststoffgehäuse.

V 200

  • Preis 40 Mark

  • Lebensdauer: Anker brannte nach 13 Stunden durch.

  • Reparaturen sind schwierig, können nur vom Fachmann ausgeführt werden.

  • Zugkraft: 100 Gramm,

  • Mindestgeschwindigkeit 54 Modell-km/Std.,

  • Höchstgeschwindigkeit 103 Modell-km/Std.,

  • Modellausführung ziemlich grob.

  • Pufferbohlen schwenken aus.

  • Kunststoffgehäuse. Fahrgestell aus Spritzguß.

BR 03

  • Preis 54 Mark

  • Maschine blieb bei Richtungswechsel häufig stehen.

  • Entgleisungsgefahr, besonders bei Tender groß.

  • Lebensdauer ist gut.

  • Zugkraft 50 Gramm,

  • Mindestgeschwindigkeit 27 Modell-km/Std.,

  • Höchstgeschwindigkeit 103 Modell-km/Std.,

  • Modellausführung gut detailliert. Spritzgußgehäuse.

BR 89

  • Preis 19,80 Mark

  • Lebensdauer sehr gut. Wenig störanfällig,

  • Reparaturmöglichkeit gut.

  • Zugkraft 30 Gramm,

  • Mindestgeschwindigkeit 72 Modell-km/Std.,

  • Höchstgeschwindigkeit 140 Modellkm/Std.,

  • Modellausführung schlecht.

  • Keine Originalsteuerung.

  • Kunststoffgehäuse, Fahrgestell Spritzguß.


 

Übersicht Rokal TT