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Donnerstag, 28. November 2002


Der Frohsinn - Chor

Dem Neuen sind sie offen gegenüber, die Sängerinnen und Sänger des Frohsinn-Chores, aber der Tradition dennoch verpflichtet Das symbolisieren sie durch die beiden Autos. Bei aller Anziehungskraft, die das Neue durch seine moderne Technik auf uns ausübt, sind wir doch von der Grazie des alten "Schnauferls" beeindruckt

Von Thomas Hoffmann

Lobberich. Ihre Statuten sind eindeutig. "Der Zweck des Verein ist, die Gesangskunst zu üben und uns im Gesang heranzubilden um unordentliche Gesänge ins Grab zu stürzen", liest man da. Allerdings stammen sie aus dem Jahr 1886, als sich die Lobbericher daran machten, ihren "Frohsinn-Chor" zu gründen. Da steckt viel Zeitgeist drin, in diesem ersten Paragraph besagter Statuten. "Dennoch,. wir sehen uns durchaus in der Tradition der politischen Arbeiterchöre des 19. Jahrhunderts", sagt Harald Post, der Vorsitzende der Lobbericher Sänger, heute: "Allerdings unter den Vorzeichen von heute." Und seit seiner Gründung hat der Chor viele Veränderungen mitgemacht, ist sich letztlich aber immer treu geblieben.

Die erste große Zäsur des Vereins war der erste Weltkrieg: Neun Mitglieder kehrten aus ihm nicht mehr zurück, ähnlich das harte Los des folgenden Krieges. Auch hier fielen neun Sänger auf den "Schlachtfeldern. Schon 1940 wurde die Probearbeit eingestellt. Eine Bombe traf das Vereinslokal, zerstörte das Vereinsinventar. Aber sie haben nach vorne geblickt, die Sänger: Kaum war der Krieg zu Ende, wollten sie auch wieder singen, schnellstmöglich in den Alltag zurückfinden. Noch 1945 nahmen die Lobbericher den Probenbetrieb wieder auf. Aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, übernahm Fritz Kronen 1946 wieder das Dirigat, und im November 1946 war es dann so weit. Die Männer gaben ihr erstes Nachkriegskonzert.

Einschneidend war auch das Jahr 1952: Johannes Menskes übernimmt den "Frohsinn-Chor" und gibt ihm bis heute seine Note. Das führte auch dazu, dass der Männergesangverein 1957 Frauen aufnahm. "Damals wollte man das Repertoire erweitern", sagt Harald Post heute, "mit den Frauen im Chor konnte man andere Musik machen."

Und so folgte unter Johannes Menskes ein für die Lobbericher erfolgreiches halbes Jahrhundert. Gemeinsam mit den befreundeten anderen "Menskes-Chören" folgten Auftritte im Rundfunk und im Fernsehen, CD-Produktionen und Konzertreisen. "Die machen wir alle zwei Jahre", weiß der Vorsitzende, "die Ziele sind immer irgendwo im Bundesgebiet. Wir waren schon im Südschwarzwald, in Bad Kissingen und in Brandenburg."

Die neuen Bundesländer sind auch das Ziel der nächsten Konzertreise, die der "Frohsinn-Chor" unternimmt. Im Juni 2003 sind Eisenach und Erfurt Städte, in denen die Lobbericher gastieren. Zusammen übrigens mit den Gesangsfreunden von Cäcilia Schaag.

Doch auch bei den 106 Aktiven vom "Frohsinn-Chor" ist nicht alles eitel Sonnenschein: Wir stehen vor einem Generationswechsel", sagt Harald Post, "unser Durchschnittsalter liegt bei etwa 60 Jahren." Doch er und sein Chor wollen sich den Herausforderungen stellen,  sanft will man die Literatur ändern, sich jungen Interessen gegenüber öffnen. Wir möchten andere Wege gehen, um junge Menschen für die Chorarbeit zu interessieren", erklärt der Vorsitzende, "so könnten wir vielleicht eine objektbezogene Arbeit anbieten. Das heißt, wir bieten musikalische Ereignisse an, an denen sich die Angesprochenen beteiligen können, ohne sich sofort an den Verein zu binden." Das Ziel hierbei sei eine moderate Einbindung an den Verein. Auch in der Vereinsführung will er Zeichen setzen: "Vereine und Wirtschaftsunternehmen müssen sich den neuen Zeiten stellen. Vereinsvorstände könnten sich an der Wirtschaft orientieren. So machen wir eine kontrollierte Ausgabenpolitik, bemühen uns um neue Geldquellen, aber alles, ohne unsere Wurzeln zu vergessen."

Und was die Sängerinnen und Sänger 2003 vorhaben, ist einiges. Noch in diesem Jahr ist am 21. Dezember das Weihnachtskonzert, am 9. Januar die Jahreshauptversammlung.

Am 1. Mai gestalten sie ein offenes Singen am Naturschutzhof, im Juni geht es nach Eisenach und Erfurt. Anfang August rufen die sommerlichen Musikwochen, im November ist das Cäcilienfest. Und dann folgt schon das Weihnachtskonzert 2003.

Und immer genau nach dem, was sich die Musiker auf die Fahnen geschrieben haben: "Offen dem neuen gegenüber, aber den Wurzeln der Tradition treu bleiben.."


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