WESTDEUTSCHE ZEITUNG

07. Oktober 2004


Französisches Recht galt auch in Lobberich

Vor 125 Jahren wurde das Amtsgericht per Order von Wilhelm I. eingerichtet.

Lobberich. Vor 125 Jahren, am 1. Oktober 1879, wurde das Lobbericher Amtsgericht von Preußen-König Wilhelm I. durch Verordnung vom 26. Juli 1878 eingerichtet. Anlass für Wilhelm I. war das Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze, mit denen erstmals einheitliche Gerichtsarten und Verfahrensregeln für das gesamte Reichsgebiet festgeschrieben wurden.

Die Geschichte des Gerichtswesen in Lobberich reicht aber viel weiter in die Vergangenheit. In einer Pachturkunde aus dem Jahr 1475 werden erstmals Schöffen erwähnt, die in einer "Schöffenbank" zu Gericht saßen. Ab 1673 übte ein Schultheiß die Gerichtsbarkeit aus. Im selben Jahr wurde die "Herrlichkeit Lobberich" durch die spanische Regierung an die Adelsfamilie derer Bocholtz zu Bocholtz verkauft. Mit dem Einmarsch der Franzosen, Ende des 18. Jahrhunderts, galt französisches Recht am Niederrhein.

Kaiser Napoleon brachte mit dem "Code Napoleon" ein für die damalige Zeit fortschrittliches Gesetzbuch mit. Und weil man sich daran gewöhnt hatte, wurde auch nach dem Wiener Kongress nach französischem Recht geurteilt. Aus diesen "Friedensgerichten" ging 1879 das jetzige Amtsgericht hervor. Damals noch zugehörig zum Bezirk Kleve. 1910 wurde es dem Bezirk Krefeld zugewiesen. Bis heute unterstehen die Gerichte in Lobberich, Kempen und Krefeld diesem Landgerichtsbezirk.

Ursprünglich war das Amtsgericht an der Süchtelner Straße untergebracht. Am 20. März 1938 zog man um in das heutige Gerichtsgebäude an der Steegerstraße, das 1994 noch erweitert wurde.


Am 20. März 1938 zog das Amts-
gericht in das heutige Gebäude an
der Steegerstraße, das 1994
erweitert wurde.

1970 wurde es im Rahmen der kommunalen Neugliederung in Nettetaler Amtsgericht umbenannt. Zurzeit arbeiten dort 40 Bedienstete, davon sechs Richter.

Hinzu kommen vier Gerichtsvollzieher und sechs Schiedsleute. Jährlich werden etwa 1250 Zivil-, 580 Familien- und 350 Strafsachen bearbeitet.

08.10.04

Von Verena Schade


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