WESTDEUTSCHE ZEITUNG30. Juli 2004 |
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Oedt/Lobberich. Als Mitte Juli der marode Textil-Riese Girmes von der französischen Firma Tissavel gekauft wurde, ging ein leichtes Aufatmen durch die Belegschaft in Oedt und Lobberich. So mancher hoffte, dass es doch noch eine Rettung geben könnte für das Unternehmen, dessen Geschäftsführer Dirk Busse am 5. November 2003 beim Krefelder Amtsgericht den Insolvenzantrag hatte stellen müssen. Doch die Hoffnung war für die meisten Beschäftigten wohl trügerisch, wie sich am Donnerstag bei der für 16 Uhr angesetzten Betriebsversammlung herausstellen sollte. Die Vertreter von Tissavel gaben am Nachmittag bekannt, dass es zum 1. August nur für einen Bruchteil der Mitarbeiter neue unbefristete Verträge geben wird. Damit scheint gut drei Monate vor dem 125-jährigen Firmen-Jubiläum ein traditionsreiches Kapitel deutscher Textil-Geschichte seinem Ende entgegen zu steuern. Nähert sich Girmes damit endgültig dem Ausverkauf? Zu den Details: Im Rahmen der Abwicklung hatte Insolvenzverwalter Piepenburg den zuletzt noch 410 Mitarbeitern zum 31. Juli gekündigt. Am Donnerstag hat der neue Eigentümer verkündet, dass es nur für einen (kleinen) Teil weitergeht: |
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35 Vertriebs-Mitarbeiter erhalten unbefristete Arbeitsverträge. Rund 80 Arbeiter, überwiegend aus dem Bereich Industrietextil-Produktion, stehen noch bis Ende des Jahres in Lohn und Brot.
Ob die befristeten Verträge danach verlängert werden? Wohl eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Andere Produktionsbereiche wie Samt, Cord und Fell werden komplett ausgelagert: Ein großer Teil nach Tschechien, der Rest nach Frankreich.
Zudem wird der Düsseldorfer Insolvenz-Verwalter Piepenburg zehn bis 15 Mitarbeiter für die "restliche Abwicklung" beschäftigen. Aber auch die scheiden nach Beendigung der Arbeiten sukzessiv aus. Am Standort Lobberich bleiben lediglich Teile von Druckerei und Logistik vorerst.
Ebenfalls arbeitslos dürfte nach dem 31. Juli der Betriebsrat sein. Schließlich hat Tissavel zwei neue Unternehmen für Vertrieb und Produktion gegründet. Nur bei einer Übernahme von Girmes hätte es rechtlich strengere Regeln gegeben.
"Das ist ein unglaublich trauriger Moment. Vor einem Jahr hatte Girmes noch 800 Mitarbeiter und jetzt das", meinte GrefTel. raths Bürgermeister Herbert Kättner am Donnerstag Abend im Gespräch mit der WZ. Und: "Es ist eine sehr tragische Entwicklung für die Mitarbeiter, das Umfeld und die ganze Gemeinde."
Bei Nettetals Bürgermeister Peter Ottmann löste die Nachricht zunächst Sprachlosigkeit aus: "Mir fehlen die Worte." Und nach einer Schrecksekunde: "Dass es kritisch ist, war allen klar. Aber das es so böse aussieht . . ."
Freitag - 30.07.2004
Von Verena Schade und Detlef Herchenbach
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