WESTDEUTSCHE ZEITUNG14. Juli 2004 |
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Lobberich. Das Schild vor der Werner-Jaeger-Halle war eindeutig: Kinder am Bühneneingang abgeben! Da, wo sonst nur gestandene Künstler Einlass haben, zogen am Samstagnachmittag 120 Mädchen ein: die Tänzerinnen der Ballettschule Annette Schulz aus Boisheim. Und hinterher, da waren sie echt die Stars, wurden gefeiert für ihre gelungene Aufführung von Dornröschen - Ballett in drei Akten nach der Musik von Tschaikowsky.
Geradezu rührend, wie die Kleinsten, knapp vier Jahre alt, in reizenden Kostümen über die Bühne tänzelten, ins Publikum schielten und winkten, wenn sie ihre Familie entdeckten. Manch eine Großmutter winkte da zurück, stolze Eltern klatschten begeistert dazwischen.
Verständlich und doch wäre da mehr Zurückhaltung im Publikum angemessen gewesen. Denn die Messlatte war hoch angesetzt: Dornröschen, nach Motiven des gleichnamigen Märchens, ist ein anspruchsvolles Ballett, das den Künstlern alles abverlangt, hohe Konzentration erfordert.
Umso mehr verdient die Leistung der Tänzerinnen Respekt, die am Samstag vor fast vollem und am Sonntag vor ausverkauftem Saal auftraten.
Gut besetzt die Hauptrollen: Nadine Gruteser, 17 Jahre alt, als Prinzessin Aurora und Michaela Pfeiffer, 16, als Prinz Desire. Je länger die Aufführung dauerte, desto leichter ihre Schritte und Sprünge, desto sicherer die Drehungen sogar auf einem Bein.
Allerhand, zumal beide recht groß gewachsen sind. Als Fliederfee, die das Schicksal der Prinzessin begleitet und zum Guten wendet, war die 16-jährige Lena Küskens ideal: Sie tanzte und spielte mit einer Leichtigkeit - zauberhaft.
Zu Recht gehörte sie mit dem Duo Clarissa Diebel und Simone Brinkmann als Blauer Vogel und Prinz zu den Publikumslieblingen. Das Zusammenspiel von großen und kleinen Tänzern klappte hervorragend: Wunderschön die Schlussszene, als das ganze junge Ensemble inklusive Hofstaat mit männlichen Mitwirkenden die Bühne belebte.
Nichts zu mäkeln also an der tänzerischen Darbietung. Am Drumherum schon. An der Grenze zum Kitsch manche Ausstaffierung. So wirkten die kleinsten Tänzerinnen beim Finale eh schon herzig da mussten sie nicht noch aussehen wie Badenixen mit blauen Schwimmflügeln. Größtes Manko allerdings war am Samstag die Musik: armer Tschaikowsky!
Das Wechselspiel von munter-heiteren Melodien und schwermütig-bombastischem Sound ging unter in einem seifigen, verwaschenen Klangteppich, so schlecht war die Musikaufnahme ausgesteuert, zudem meist viel zu leise.
Da hatten Künstler und Publikum Besseres verdient. Allemal verdient aber der herzliche, ja begeisterte Applaus am Schluss für die Tänzer bevor sie nach fast drei Stunden wieder am Bühneneingang abholt wurden.
Dienstag - 13.07.2004
Von Joachim Burghardt
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