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Donnerstag, 08. November 2007


Gutes Programm lockte wenig Besucher


INGE VON DEN BRUCK/DANIELA VEUGELERS

„Stoffwechsel“, das erste deutsch-niederländische Laientheater-Festival wartete zwischen Donnerstag und Sonntag mit insgesamt sieben Aufführungen zwischen Venlo und Nettetal auf.

Vermutlich lag es an der Dichte der kulturellen Veranstaltungen, die in den vergangenen Wochen um Zuschauer buhlten. „Eingeklemmt“ zwischen den Literaturtagen und der Kunstszene musste sich das Theater-Festival mit zum Teil wenig Publikum begnügen. Am Programm kann es dabei nicht gelegen haben, denn dieses war erstklassig von Festivalchef Dirk Windbergs und Roger Dick (Nette-Agentur) ausgewählt worden.

Zu den Höhepunkten, nicht nur aufgrund der Räumlichkeiten, zählte sicherlich der Auftritt des Niederländers Han Rutten in seinem Ein-Mann-Stück „Die Spitzin“ in der Krankenhauskapelle. Die Krankenhaus-Seelsorgerin Schwester Patricia zeigte sich auf jeden Fall begeistert von der nicht ganz alltägliche Nutzung. Die Idee zu diesem Stück kam Rutten, der im Hauptberuf Lehrer ist, vor einiger Zeit, als er im Schlafwagen zwischen Wien und Köln in seinem Abteil eine kleine Lektüre fand. Dies war der Startschuss zu seinem neuen Theaterstück. Die Geschichte ist kurz erzählt: „Die Spitzin“ wurde von Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach geschrieben. „Es ist eine rührende Tiergeschichte und regt sehr zum Nachdenken an“, so Han Rutten. Sie handelt von einem kaum zwei Jahre alten Waisenkind, das von Zigeunern in einem Dorf zurückgelassen wird. Keiner will den Findling haben, nur eine alte Witwe erbarmt sich seiner und versorgt den Knaben, bis sie wenige Jahre später stirbt. Jetzt ist er wieder alleine, ist nicht getauft und lebt in Fetzen. Er wird beschimpft, gehasst und geprügelt. Sie nennen ihn „Provi“ nach provisorisch und „Kirchhof“ seinem Fundort. In der Schule wird er nur „der Abschaum“ gerufen. Die einzige Schoberwirtin hat Mitleid und gibt ihm jeden Tag ein Glas Milch. Beim Wegemacher findet er im Ziegenstall eine Unterkunft, muss hart arbeiten und bekommt Prügel. Nur zu einer alten, verkrüppelten Spitzin, also ein weiblicher Spitzhund, baut der heranwachsende Provi eine Beziehung auf. Als die Spitzmutter stirbt, fühlt sich Provi für ihr Junges verantwortlich. So ändert sich sein Schicksal. „Es ist eine rührende Geschichte über Alleinsein, Gemeinschaft und Liebe“, so Han Rutten, der diese altmodische Geschichte seinen Schülern vorgelesen hat. „Und die waren begeistert, weil sie so einfach ist“, so der Lehrer. So war die Idee geboten, die Geschichte auch anderen Menschen vorzutragen. Was dann Han Rutten auch mit seiner warmherzigen Erzählung hervorragend gelungen ist.

Nach Abschluss des „Stoffwechsels“ zieht Mitinitiator Roger Dick eine gemischte Biilanz. Einer wunderbaren Organisation und begeisterten Schauspielgruppen steht ein schlechter Kartenverkauf gegenüber (insgesamt 60 Karten für fünf Veranstaltungen). Der Zuspruch der Schauspieler untereinander habe dies aber wett gemacht. So sei die Schauspieltruppe aus Köln nach ihrem Auftritt mit geschminkten Gesichtern nach Venlo gefahren. Da die Kooperation mit den Niederländern so hervorragend funktioniert hätte, „überlegen wir derzeit, wie eine Fortsetzung im kommenden Jahr aussehen könnte“, so Dick.


Kibiz - ein Erfolgsmodell für Nettetal


Während einige Kindertageseinrichtungen und Politiker über die Neuregelungen des Kinderbildungsgesetzes (kurz Kibiz) nicht erfreut sind, sehnt Nettetals Bürgermeister dessen Einführung schnell herbei.

„Wir profitieren von Kibiz, da wir echte Vorteile durch das Gesetz genießen“, freute sich Christian Wagner im Jugendausschuss. Wenn das neue Gesetz tragfähig sei, dann könne Kibiz ein Erfolgsmodell sein, „da das Gesetz einen garantierten Kindergartenplatz ab dem dritten Lebensjahr vorschreibt“. Zuversichtlich zeigte Wagner sich auch, dass auch die Betreuung für Kinder unter drei Jahren verbessert wird. Derzeit wird nur in einer Betreuungsstelle mit sieben Plätzen für das gesamte Stadtgebiet dieses Angebot vorgehalten. „In Zukunft sollte dies in jedem Stadtteil angeboten werden“, hofft der Bürgermeister. Der Handlungsbedarf wird deutlich, wenn man sich aktuelle Zahlen ansieht. Der Bedarf liegt bei 17 Plätzen für Zweijährige und bei 70 Plätzen für Zwei- bis Dreijährige.

Nach Informationen des Kreisjugendamtes müssten die Kindertagesstätten mit den Zuschüssen „auskömmlich arbeiten können“, jedoch gäbe es bei der Stundenanmeldung eine Unsicherheit für die Einrichtungen. Die Eltern können künftig Stundenpakete von 25, 35 oder 45 Stunden buchen. Unklar ist, was passiert, wenn die Kinder länger als gebucht untergebracht werden. Die Details der Planung wird das Kreisjugendamt den Trägern aller Kindergärten am 28. November erläutern. Der Jugendhilfeausschuss soll dann im März kommenden Jahres spätestens über die Pläne beschließen. Im Zuge der aktuellen Entwicklung will der Bürgermeister nun auch die Zuzahlungen ans Bistum für deren Kindergartengruppen einstellen. „Insgesamt haben wird als Stadt eine halbe Million Euro in 2007 zugeschossen. Das hört jetzt auf“.

Das Kreisjugendamt erarbeitet derzeit eine gemeinsame Stellungnahme gegenüber dem Bistum. Die Zeiten, als jede Kommune mit dem Bistum verhandelte, scheinen vorbei. „Wir wollen aus der Zuschusszahlung raus“, so Wagner.


Mehr für Jugendliche tun


(dv) Stumm halten die Jugendlichen ihre Plakate in die Höhe. Zu lesen sind dort eingängige Worte wie „Ohne Jugend keine Zukunft“ oder „Mehr Wertschätzung für Jugend in Nettetal“.

Die rund 20 Jungs und Mädchen - viele aus Schaag - haben sich am vergangenen Dienstag zur Sitzung des Jugendausschuss im Werner-Jaeger-Gymnasium begeben, um ihren stillen Protest kund zu tun und um zu hören, was der Bürgermeister, der extra an der Sitzung teilnahm, zum Thema Streetwork und zur Jugendarbeit allgemein zu sagen hatte.

Wagner und die Ausschussvorsitzende Beatrix Müllers-Kostas begrüßten ausdrücklich das Engagement der Jugendlichen. „Wir freuen uns über Jugendliche, die mit der Politik gemeinsam für ihre Anliegen arbeiten möchten“, unterstrich die Vorsitzende.

.Anlass des Besuches Wagners waren die immer wieder aufkeimenden Konflikte zwischen Jugendlichen und Anwohnern in den Stadtteilen - zuletzt massiv in Schaag. Dort haben sich die Jugendlichen den Hubertusplatz als neuen Treffpunkt ausgesucht, was den Anwohnern deutlich missfällt. Sie wandten sich bereits mit einer Unterschriftenliste an den Landrat, damit dieser ein Platzverbot ausspricht. In seiner Ansprache zeigte der Bürgermeister die vielfältigen Bemühungen der Stadt zum Thema auf. „Das Thema des Zusammenlebens von Jung und Alt ist immer aktuell und von daher nicht neu für uns“, so Wagner. Nicht zuletzt aus diesem Grund sei die Streetworkstelle in Nettetal geschaffen worden. „Dank der hervorragenden Arbeit von Frau Hellekamps kennen wir jetzt die Nöte der Jugend“, so Wagner. Neue Treffpunkte seien an den Standorten der Schutzhütten entstanden. Wagner sicherte zu, sich auch in Zukunft für die Belange der Jugend einzusetzen. In dieser Woche finden Gespräche mit einer Stiftung statt, um den weiteren Ausbau des Bolzplatzes Speck weiter voran zu treiben

Neben der besonderen Präventionarbeit in verschiedenen Netzwerken sei es aber an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. „Wenn eine kleine Gruppe gewaltbereit ist und dazu trinkt, dann ist das keine Aufgabe mehr für die Street- oder Gemeinwesenarbeit, sondern dann müsssen sich andere kümmern“, unterstrich der Bürgermeister. Zu diesem Zweck wurden Polizei und Kreisjugendamt gebeten, sich einigen Störenfrieden in Schaag anzunehmen. „Die große Mehrheit der Jugendlichen hat damit aber nichts zu tun, das möchte ich hier in aller Deutlichkeit klar stellen“, unterstrich Wagner.

Für diejenigen, die sich außerhalb der Regeln stellen und sich mit Straftaten hervorheben wollen, die müssen auch bestraft werden. Nach diesem ersten Schritt will die Stadt gemeinsam mit den beiden Behörden die Jugendarbeit insgesamt überdenken. „Wenn die Eskalation droht, wollen wir mit Polizei und Jugendamt auf einzelnen Einfluss nehmen“, damit die Situation entschärft wird“. Bei den Gesprächen solle es darum gehen, weitere Treffpunkte für Jugendliche zu finden. In die Entscheidung sollen die Betroffenen mit einbezogen werden. Vorschläge soll dann das Kreisjugendamt vorlegen. Wagner machte allerdings nochmal ganz deutlich, dass die Aufgabe der Erziehung, „nicht die Aufgabe von Polizei und Streetwork ist, sondern von den Eltern“. Wenn einige Eltern dazu nicht in der Lage seien, müsse man diesen Familien Hilfen anbieten. Zudem machte Wagner in seiner Ansprache deutlich, dass er sich für die Ausweitung der Streetworkarbeit einsetzt.

Hubert Schröder (CDU) lobte noch einmal die Arbeit der Streetworkerin und differenzierte sehr genau zwischen Störenfrieden und unschuldigen Heranwachsenden. „Wir wollen nicht alle über einen Kamm scheren und an den Pranger stellen.“

Dem Nachwuchs gingen die Stellungnahmen der Politiker nicht weit genug. Sie fürchteten, dass man ihre Nöte nicht ernst genug nimmt. „Überall werden wir als störend empfunden, das ist auf die Dauer sehr deprimierend. Wo sollen wir den hin, wenn wir nirgends willkommen sind“, fragte eine Jugendliche nach dem Ende der Sitzung.


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