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Donnerstag, 01. November 2007

ausgeliefert Mittwoch 31. Oktober


„Friends“ basteln Flügelfahnen


(dv). Große Ereignisse in Hinsbeck werfen mal wieder ihre Schatten voraus. Anlässlich der Diamantenen Hochzeit des englischen Königspaares am Samstag 17. November, veranstalten die „Friends of British Royalty“ ein kleines Jubelfest.

Im Rahmen einer „Winter-Garden-Party”, soll der englischen Krone gehuldigt werden.

Da sich die Freunde des britischen Empires nicht vom Wetter beeindruckend lassen, wird das Fest wie der Namen „Garden-Party“ schon verrät im Außenbereich der Stammenmühle - dem Clubsitz des Vereins - gefeiert. Damit die angereisten Gäste es jedoch nicht zu kalt haben, wird der Innenhof überdacht und mit „Heizpilzen“ ausgestattet.

Für das leibliche Wohl sind die Gäste mit Gegrilltem und echten englischem Bier gut versorgt. „Der Club verbindet mit diesem Fest zwei Leidenschaften: Das Grillen der Deutschen mit dem Bier der Engländer“, informiert Laird Bastian Rütten. Die 16-köpfige Pipe & Drum Band „Mc Laren“ sorgt für die richtige musikalische Stimmung.

Der Höhepunkt neben einer angekündigten Fernseh-übertragung, ist der Basteleinsatz der Friends. Als ganz besonderes Geschenk zur Diamanthochzeit wird der Club die Mühlenflügel mit überdimensionalen Union-Jacks auf voller Flügellänge bespannen. Wie das Foto beweist, schnitten und nähten die Friends mit vollem Einsatz an den vier Fahnen für die Mühlenflügel. Der Weg zur Mühle wird von der Nachbarschaft aus Büschen gekränzt - wie es sich bei einer Diamanthochzeit gehört.


„Schicksalstag“ 9. November


Am Freitag, 9. November, jährt sich die Reichs-Progromnacht, in vielen deutschen Geschichtsbüchern noch verharmlosend als „Reichs-Kristallnacht“ bezeichnet, zum 70. Mal. Am 9. November 1938 zogen braune Horden durch deutsche Städte, zerstörten Häuser und Geschäfte von jüdischen Familien, setzten Synagogen in Brand.

Auch in Breyell und Kaldenkirchen. Die Evangelische Kirchengemeinde Lobberich und das Projekt Vielfalt laden aus diesem Anlass am Freitag, 9. November, 19 Uhr, in das Evangelische Gemeindehaus in Lobberich (Steegerstraße 39) zum „Ein Projekt - eins von fünfzehn“ ein. Thema: „Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk“.

Pfarrer Dr. Matthias Engelke wird in das Projekt einführen und die ersten Strophen aus „Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk“ des jüdischen Lyrikers Jizchak Katzenelson lesen. Musik macht Uli Windbergs (Hinsbeck).

Nach Vortrag und Gesang besteht Gelegenheit zum Gespräch mit offenem Ende. Aus der Diskussion erhoffen sich die Veranstalter auch neue Erkenntnisse über die Geschichte der jüdischen Familien und der jüdischen Gemeinden in Nettetal. Auch darüber, wie sich die Nettetaler vor 70 und mehr Jahren gegenüber ihren jüdischen Mitbürgern verhalten haben.

Der Frage, was an den Erzählungen wahr ist, dass Hinsbecker während der Reichs-Progromnacht jüdischen Mitbürger schützten, soll nachgegangen werden. Auch ob die Berichte stimmen, dass sich der Hinsbecker Ortsgruppenleiter weigerte, an den Progromen teilzunehmen.

Das „Projekt 1 von 15“ ist auf 15 Jahre ausgelegt. Ab Freitag, 9. November, soll jährlich immer an dem Freitag, der dem 9. November am nächsten liegt, einer der 15 Gesänge (je 15 Strophen) aus „Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk“ von Katzenelson besprochen und gesungen werden.

Engelke hat eine Vision: „Schön wäre es, wenn in 15 Jahren wieder eine Synagoge in Nettetal gebaut würde.“ Zunächst sind seine Ziele aber realistischer: Das Eintrittsgeld (Erwachsene fünf Euro, Schüler und ALG-II-Empfänger zwei Euro) sind Spenden für die Thora in der neuen Synagoge Krefeld.

Die Eintrittskarte für eine Veranstaltung berechtigt zum Eintritt für die folgenden 15 Jahre. „Der Eintrittspreis wird sich in den Folgejahren erhöhen, also sollte man schon jetzt kommen, hören und mitmachen“, wirbt der Pfarrer. Die Veranstalter würden sich freuen, wenn sich in den nächsten Jahren viele Mitorganisatoren finden. Die Veranstaltung müsse nicht immer im Evangelischen Gemeindehaus sein.

Katzenelsons „Lied vom ausgerotteten jüdischen Volk“ wurde bereits 1951 von Hermann Adler aus dem Jiddischen ins Deutsche übersetzt und unter dem Titel „Das Lied vom letzten Juden“ herausgegeben. Der Komponist wurde 1886 in Karelitz bei Minsk geboren. Er war jüdischer Lyriker und Dramatiker. Das Lied vom ausgerotteten jüdischen Volk schrieb er im KZ Vittel/Frankreich. Es gilt als sein wichtigstes Werk.

Katzenelson war als Lehrer in Polen tätig. Beim Einmarsch der Wehrmacht floh er mit seiner Familie nach Warschau, wo sie ins Ghetto gerieten. Seine Frau und zwei seiner Söhne wurden vergast. Im KZ Vittel schrieb er „Dos lid vunm ojsgehargetn jidischen folk.“ Das Manuskript vergrub er in Flaschen verpackt unter einem Baum, eine Kopie wurde, in einen Koffergriff eingenäht, nach Israel geschmuggelt. Ende 1944 wurde Katzenelson in Auschwitz ermordet.

Weltbekannt machten Joan Baez und Bob Dillon Katzenelson`s Lied „Das Kälbchen“.


Nettetal gegen Coffeeshops


(dv) Mit einer eindeutigen Stellungnahme hat sich die Stadt gegen den Bebauungsplan „Bevrijndingsweg“ zur Legalisierung der Coffeeshops an der Grenze ausgesprochen.

Zur Begründung heißt es, dass sich die Stadt für die Bürger in ihren Rechten beeinträchtig sieht. Dafür hat die Stadt fünf Gründe zusammen gefasst: Beeinträchtigte Schützwürdigkeit der im unmittelbaren Grenzbereich wohnenden Bürger, Sicherheitsdefizite im öffentlichen Personennahverkehr und am Bahnhof Kaldenkirchen, besondere Gefahr für Kinder und Jugendliche durch Shops, negatives Image für die Region Venlo-Nettetal sowie die festgestellte Rechtswidrigkeit der Shops durch das Gericht in Roermond. In die Analyse der Stadt flossen auch Zahlen der Kreispolizeibehörde ein, die eine deutliche Sprache sprechen.

Alle diese Gründe seien allerdings nur eine Stellungnahme der Stadt und keine Klage gegen die Nachbarn in Venlo. „Diese schließe ich aber für die Zukunft nicht aus“, machte der Vorsitzende des Ausschusses für Stadtplanung Ingo Heymann deutlich.


Integration baut Brücken

Der Ausländerbeirat in Nettetal arbeitet derzeit massiv an der Realisierung seines Wahlspruchs „wir wollen Brücken bauen und gemeinsam etwas bewegen“.


Foto: Frank Hohnen

Nach der erfolgreichen Integrationsveranstaltung „Sport spricht alle Sprachen“ mit rund 300 Besuchern, die der Ausländerbeirat angeregt und tatkräftig mit unterstützt hatte, konnte man Mitte August ein zweites Projekt anstoßen. Im Netzwerk Integration versammeln sich engagierte Personen, die den Dialog mit Migranten forcieren.

Einen Arbeitsschwerpunkt bilden dabei nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der konkreten Lebenssituation. Den Vorsitz hat der Vorsitzende des Ausländerbeirats Cüneyt Deveci inne, der möglichst viele Institutionen wie Kirche, Schulen, Vereine, Kitas, Gemeinwesenarbeit und Jugendzentren zusammenführt, „um etwas für die Menschen zu erreichen“.

Zum besseren Kennenlernen lud der Ausländerbeirat die Akteure zu einem Abendessen ein. Dabei wurde deutlich, dass man noch am Beginn der Arbeit steht. Auf der zweiten Sitzung des Netzwerks am 15. November werden Themen wie ältere Migranten aus der ersten Generation, Jugendliche in Freizeitheimen, Deutschunterricht für Russlanddeutsche im Kindergarten und die stärkere Einbeziehung von Migranten in die Schularbeit diskutiert. „Lösen können wir die Probleme nicht alleine, aber wir können versuchen, die trennenden Aspekte zu überwinden“, so Cüneyt Deveci. Der Vorsitzende des Ausländerbeirates möchte eine neue Kultur des Dialoges - vor allem an Schulen - aufbauen. „Bis heute gab es zu wenig Dialog zwischen den Kulturen, da man immer von einer Rückkehr der Migranten ausgegangen war. Spätestens jetzt steht fest, dass viele Migranten hier bleiben, also muss man sich mit ihnen auseinander setzen“, so Deveci. Die Schulen und Kindergärten übernehmen bei diesem Dialog eine Schlüsselfunktion, da zum einen die Migrantenkinder spätestens dort die Sprache lernen, und zweitens hier der richtige Ort sei um Vorurteile abzubauen. „Wir müssen dort ansetzen, um die Migrantenfamilien aus ihrer Isolation heraus zu holen“. Die türkischen Migranten hätten diesen Eingliederungsprozess vielfach schon hinter sich, derzeit läge der Fokus daher stärker bei den Russlanddeutschen. Die Bemühungen des Ausländerbeirates aus diesem Kulturkreis ein Mitglied für die Arbeit im Beirat zu finden, seien leider gescheitert. „Im Moment sind wir dabei, Kontakt zu den Russlanddeutschen aufzubauen“, so der Vorsitzende.

Gemeinsam mit den Schulen, soll dieser Schritt gelingen. Die existierenden Probleme in und an den Schulen zu lassen, sei nicht der richtige Weg. „In den Schulen hören wir oft, dass sich die Lehrer mehr Sorgen um die Eltern als um die Kinder machen. Die Eltern müssen zeigen, dass sie Sorge tragen für die Schulbildung der Kinder, dann können wir was tun“, so der Vorsitzende. Aber auch ausländische Senioren stehen im Focus.

Konkrete Hilfe in Alltagssituationen bietet der Ausländerbeirat in seiner Sprechstunde mittwochs von 10 bis 12 Uhr im Rathaus. „Zu uns können Mütter kommen, wenn ihre Kinder Probleme in der Schule haben, oder wir beim Ausfüllen von Formularen helfen können“, umreißt Deveci die Aufgaben. In seiner Arbeit für den Ausländerbeirat stecken er und seine Mitstreiter viel freie Zeit, um vor allem der jüngeren Migrantengenerationen zu zeigen, dass sich Probleme lösen lassen. „Ich arbeite vor meiner Haustür an einer Gesellschaft, in der Toleranz und Akzeptanz von fremden Kulturen zwischen den Menschen gelebt ist“.

Die Stadt möchte mit einer eigenen Migrantenfachkraft an der Verbesserung der Situation arbeiten. Diese soll die bisher bestehenden Integrationsmaßnahmen erfassen, vernetzen und weiterentwickeln. Gemeinsam mit dem Ausländerbeirat und Michael Theven, Fachbereichsleiter Soziales, stellte man mit dem Düsseldorfer Institut für interkulturelle Management- und Politikberatung (imap) einen Antrag beim Land. Die Förderung des Projektes „Aufbau eines Multiplikatorennetzwerkes“ erfolgt frühestens im April kommenden Jahres.


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