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Donnerstag, 27. September 2007


Longlife geht - Kaufland kommt


Nach VW Hölter zieht auch Longlife in ein anderes Gebäude um. Verbindung in die Innenstadt

Die Firma Longlife mit Blick von der Johannes-Cleben-Straße. Foto: Max Behnen

Das künftige Gesicht der Innenstadt Lobberichs könnte sich in den kommenden drei bis vier Jahren gehörig ändern. Nachdem sich am Mittwochabend Anlieger, Investoren, VVV und Werbering positiv über die Ergebnisse der zweite Planwerkstatt für die südliche Innenstadt Lobberich geäußert hatten, stellten am Donnerstag Bürgermeister Christian Wagner und die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche erste Planungsergebnisse vor. Durch die Zusage der Firma Longlife, ihr Gebäude an der Johannes-Cleven-Straße dem Investor Tenbrinke zu überlassen und ihren Standort an einer anderen Stelle in Nettetal zu bündeln, konnten die Stadtplaner das Gelände völlig neu überplanen. Weitere Gespräche mit umliegenden Grundstückseigentümern wie Straten (Kino), Post, VW Hölter und Bongartzstift ergaben eine völlig neue Plansituation.

Anders als bisher verlautet, soll Kaufland sein Gebäude – mit einer Verkaufsfläche von 3.400 Quadratmeter – an der Ecke Johannes-Cleven-/Freiheitstraße errichten. Ein weiteres eingeschossiges Verkaufsgebäude mit Verkaufsflächen zwischen 600 und 1.200 Quadratmeter (insgesamt nochmals 3.500 Quadratmeter) ist auf dem jetzigen Standort der Werkstatt von VW Hölter geplant. Die beiden nebeneinander liegenden Gebäude sind durch einen überdachten Fußweg miteinander verbunden. Zu beiden Seiten des neuen Weges sollen Schaufenster zum Bummeln einladen.

Parken werden die Kunden künftig auf zwei Parkdecks, die zum einen von einer Rampe aus über den Fußweg erreichbar sind, und zum anderen über einen Lift, der am Ende des Weges steht.

Durch die Neukonzeption des Geländes, mit einer Gesamtfläche von 7.500 Quadratmeter, ist es den Planern gelungen, eine durchgängige Fußwegeverbindung zu erreichen. Diese zieht sich von der Friedhof- und Breyeller Straße zwischen den beiden neuen Gebäuden hin zum Brockerhof. „Somit haben wir eine neue innerstädtische Fußwegeverbindung, die zwischen der Post und dem Kino auf den Brunnen zuläuft“, erläutert die Technische Beigeordnete. Idealerweise könnte sich am Ende des Fußweges Gastronomie ansiedeln. „Damit würde auch der Platzcharakter mehr unterstrichen“, so Wagner.

Die Anlieferung des Kaufland-Gebäudes erfolgt über die bereits bestehende Anlieferung von Hertie über die Freiheitstraße. Geprüft wird derzeit, ob man auch die jetzige Auffahrt zum Hertie-Parkdeck gemeinsam nutzen kann. „Diese Lösung wäre zwar ideal, dennoch haben wir noch mit den Höhenunterschieden zu kämpfen“, so Susanne Fritzsche.

Die Stadt tendiert derzeit für eine Aufsplittung des Verkehrs. Die Auffahrt zum Kaufland-Parkdeck soll über die Freiheitstraße erfolgen, die zum neuen Gebäude von der Breyeller Straße über einen Stich zur Johannes-Cleven-Straße und dann zum Parkdeck. Im Zuge der Überlegungen wurden auch Gespräche mit dem Bongartzstift geführt. Sollte der Investor das Gelände kaufen, könnte der Kindergarten in einen anderes Gebäude umziehen, und der Weg für eine zweite Verbindung in die Innenstadt wäre gegeben. „Wenn ein zweiter Fußweg eingerichtet werden soll, dann muss das Bongartzstift umziehen“, stellte Bürgermeister Wagner klar. Weiterhin zeigten sich die Eigentümer der Geschäfte Photo Porst und Elektro Schmitz bereit, zwischen den Gebäuden eine weitere Fußverbindung zur unteren Hochstraße einzubauen.

Zufrieden ist Bürgermeister Wagner vor allem mit der Arbeit der Technischen Beigeordneten Fritzsche, die es geschafft habe, „dass sich der Investor unseren Vorstellungen angepasst hat.“

Zustimmung für die komplette Überplanung der südlichen Innenstadt gibt es bereits vom Einzelhandelsverband, „Wir müssen für die Zukunft der Stadt etwas tun, da Studien uns gezeigt haben, dass der Abschfuss der Kaufkraft, beispielsweise im Elektrobereich enorm ist“, so der Bürgermeister. Ingesamt verliert die Stadt rund 23 Prozent ihrer Kaufkraft an die umliegenden Großstädte. „Diesen Trend, hoffen wir, mit diesem attraktiven Angebot stoppen zu können“, so Wagner.

Sollten die bisher noch offenen Fragen zügig abgearbeitet werden können, will man noch in diesem Jahr mit den Plänen in die Bürgeranhörung gehen. Im Sommer nächsten Jahres will man dann das Planverfahren abschließen. Bis die geplanten Gebäude allerdings stehen, dürfte es Ende 2010 werden, da der Zeitplan im wesentlichen vom Neubau von VW Hölter in abhängt.


China, ich komme“


von HEIDI KNIERIM

„Ich freue mich schon sehr, nach Shanghai, in diese große Stadt, zu reisen“, erzählt Josef Porschen (41) aufgeregt und voller Erwartung. Der begeisterte Schwimmer nimmt schon seit Jahren erfolgreich an den Deutschen Special Olympics teil.


Josef Porschen

Dabei hat er 2006 den Titel des Deutschen Meisters in 100 Meter Brust und 50 Meter Freistil errungen. Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin ist er in diesem Jahr Vize-Meister geworden. „Ich habe schon jede Menge Medaillen gewonnen, mein Trophäenschrank ist schon ganz voll“, lacht er.

An den Special Olympics World Summer Games in China werden mehr als 7.000 Sportler mit geistiger Behinderung aus 169 Ländern, 40.000 freiwillige Helfer und 3.500 Offizielle und Organisatoren teilnehmen. Mit 184 deutschen Athletinnen und Athleten wird die Special Olympics Deutschland eine der größten Delegationen stellen und in 18 verschiedenen Sportarten antreten.

Josef Porschen vertritt Deutschland in den Disziplinen 50 und 100 Meter Freistil sowie 4x50 Meter Lagen. „Dabei sein ist alles“, meint Porschen. „Dieser Leitsatz steht auch bei den Special Olympics im Mittelpunkt.

Die Teilnehmer treten in homogenen Leistungsgruppen gegeneinander an, die ihren Fähigkeiten entsprechen. So hat jeder die faire Chance zu gewinnen“, so Frank Zillessen, Wohnstättenleiter der Lebenshilfe.

„Die Wohngemeinschaft in Lobberich setzt sich zusammen aus drei Wohngemeinschaften in denen insgesamt 29 Erwachsene mit einer geistigen Behinderung ihr Zuhause haben. Sie sind verteilt auf vier Häuser, die alle in naher Nachbarschaft zueinander liegen“, erklärt der Wohnstättenleiter.

Josef Porschen versorgt sich dabei möglichst eigenständig und gestaltet seinen Alltag nach eigenen Bedürfnissen. Der Schwimmer arbeitet im Städtischen Krankenhaus Nettetal im Schichtdienst. Für seine Teilnahme an diesem Weltereignis hat er eine Woche Urlaub genommen und Sonderurlaub bekommen. „Ich trainiere einmal pro Woche für eine Stunde“, sagt er, „wenn das Wetter gut ist, fahre ich mit dem Fahrrad nach Viersen - das reicht.“

Was bedeutet eigentlich Schwimmen bei den Special Olympics? In verschiedenen Kategorien ergeben sich viele Möglichkeiten für den einzelnen, seine Fähigkeiten im Wasser zu beweisen. Jede Special Olympics-Delegation darf nur zwei männliche und zwei weibliche Athleten je Kategorie melden, es sei denn, die Gesamtzahl einer Delegation überschreitet sechs Frauen und/oder sechs Männer. Wenn die Gesamtzahl einer Delegation für Wassersport sechs Frauen/sechs Männer überschreitet, darf die Delegation so lange einen weiteren Athleten für jede Kategorie melden, bis sie ihre Quote über sämtliche Kategorien verteilt hat. Dadurch wird eine gerechte Vertretung in den verschiedenen Disziplinen gewährleistet. Alle für Wassersport registrierten Sportler dürfen maximal an zwei Einzeldisziplinen und einer Staffel teilnehmen.

Seinen Gesundheitscheck hat der Vize-Meister bereits absolviert und mit großer Vorfreude die Koffer mit gesponserter Freizeit- und Sportbekleidung gepackt. Porschen erwartet ein vielseitiges Rahmenprogramm. Alle Delegationen werden an einem viertägigen Gastprogramm vom heutigen 27. September bis 1. Oktober in chinesischen Partnerstädten teilnehmen. Dieses Programm bietet den Athleten die Möglichkeit, sich in China einzugewöhnen und die chinesische Kultur kennen zu lernen.

Eine unterhaltsame Eröffnungsfeier wird im Shanghai-Stadion stattfinden, das 80.000 Sitzplätze hat. Die Show wird von Don Mischer produziert, der ebenfalls die Eröffnungsfeiern der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta und 2002 in Salt Lake City kreierte. Es werden viele berühmte Sänger wie Bon Jovi, Norah Jones oder Sting auftreten. Ein spektakulärer Höhepunkt wird der Einmarsch der über 7.000 Athleten sein sowie die Entzündung der Flamme.

Am 11. Oktober wird eine Abschlusszeremonie ausgerichtet, um vor allem die Fähigkeiten und Leistungen der Athleten zu würdigen und einen schönen Abschluss der Spiele zu bieten. Die Sportler werden gemeinsam mit den chinesischen Gastgebern und den anwesenden Repräsentanten und Medienvertretern ihre Teilnahme feiern. „Schade, dass mich mein Trainer Thomas Türk nicht begleiten kann. Außerdem werde ich meine Betreuer und Freunde sehr vermissen“, sagt Porschen etwas traurig.

Als kleinen Vorgeschmack auf sein großes sportliches Ereignis lud er seine Fangemeinde am Montag zu einem chinesischen Abschiedsessen ein.


Kicker-Spektakel zum Sebastian Cup


Lobberich (ib). Die beiden Elfjährigen, Juliane und Jessica vom Werner-Jaeger Gymnasium,
hatten ihre farbigen T-Shirts schon übergestreift. Foto: Inge von den Bruck

Und damit man auch die mitgebrachten Fans Alexa, Samira, Daria, Esma und Oliver erkennen konnte, hatte die Sebastian Apotheke auch ihnen die gleichen T-Shirts gespendet. „Wir haben insgesamt 190 T-Shirts ausgegeben“, freute sich Organisator und „Sebastian- Apotheken-Schwiegersohn“ Roland Christmann, der gemeinsam mit seinem Bruder Jörg das Turnier leitete, über die überwältigende Teilnahme. Passend zum Weltkindertag und zur Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in China veranstaltete die Sebastian Apotheke mit dem großen Kicker-Spektakel ihren diesjährigen „Sebastian Cup“ für Mädchen. Bereits im Frühjahr hatten sie die Klassenmeister ermittelt. „Spielen durften nur Mädchen aus den vierten Klassen der Grundschule und aus den sechsten Klassen der weiterführenden Schulen“, erläuterte Roland Christmann. Die Sebastian Apotheke hatte den Schulen eigens zur Ermittlung der Klassenmeister Kicker zur Verfügung gestellt. In der vergangenen Woche war es dann endlich soweit. Die Endsieger aus den Schulen trafen sich zur Finalrunde.

Mit Fahnen und Plakaten waren die Mitschülerinnen und Mitschüler in die Dreifachturnhalle gekommen, dazu noch die betreuenden Lehrpersonen und natürlich jede Menge Familienangehörige, die Tribüne platzte folglich aus allen Nähten. Jörg Christmann an der Technik und zugleich auch Oberschiedsrichter, gab den Startschuss und schon stürmten die Mannschaften an die Kicker. Darunter Namen wie „Piraten“, „Leoparden“, „Crazy Girls“, „Teufels-Kicker“ oder „die Power Girls“. Gespielt wurde fünf Minuten. „Drehen ist verboten“, erklärte Jörg Christmann und forderte die Zuschauer auf, näher an das Geschehen am Kicker heranzugehen. Die Halle bebte, so viel Spannung lag in der Luft. Die Klassenkameraden und Freunde feuerten ihre Teams an und bejubelten lauthals die Tore, denn immerhin stand für die Klassengemeinschaft viel auf dem Spiel. 250 Euro für die Klassenkasse winkten dem Sieger für die Klassenkasse, 125 Euro gab es für den Zweitplatzierten und 62,50 Euro bekam das Team des dritten Platzes.

Insgesamt gingen 19 Teams an den Kicker. Am Ende setzten sich die Mädchen des Teams „Piraten“ der Klasse 4b von der katholischen Grundschule St. Lambertus im Endspiel gegen die „Power-Girls“ vom Werner-Jaeger Gymnasium mit 8:5-Toren durch. Für die „Kickergirls“ (KGS Leuth) blieb der dritte Platz, auf den weiteren Plätzen folgten die „Kickermädchen“ (KGS Kaldenkirchen), „die 2!!“ (WJG) zusammen mit den „Leoparden“ (KGS Breyell). Apotheker Ernst Picksack konnte am späten Nachmittag die Geldpreise den Siegern übergeben. Was die Klassenverbände nun mit dem gewonnenen Geld machen, müssen die Mädchen und Jungen erst noch überlegen. Nur eines steht fest: Dass der Sebastian Cup auch im nächsten Jahr wieder aufgelegt wird. „Auf welcher Basis allerdings, das müssen wir noch überlegen“, sagt Roland Christmann im Gespräch mit den Grenzland Nachrichten. Vorstellungen hat er schon, die seien aber noch nicht spruchreif.


Deutliche Akzente in der Stadt gesetzt


(dv) Dass man auch innerhalb von zwei Jahren einen bleibenden Eindruck in einer Stadt hinterlassen kann, macht ein Blick auf die Bilanzliste des Ersten Beigeordneten Marc Lahmann deutlich.


Marc Lahmann

Innerhalb von zwei Jahren stieß er eine Vielzahl von Projekten und Aktionen an, die erst in Zukunft ihren Abschluss finden. Am Dienstag räumte er seinen Schreibtisch, um am 1. Oktober seine Stelle in Barsinghausen anzutreten.

Zu seinen größten Erfolgen gehört sicherlich der Bau von drei OGS-Bauten, die in ungekürzter Höhe durch das Land (90 Prozent) gefördert wurden. Mit den neuen Gruppenräumen hat Nettetal nun 300 Ganztagsplätze im Primarbereich geschaffen. Er konnte auch die Bezirksregierung davon überzeugen, die flexiblen 13plus-Angebote aufrecht zu erhalten. „Es freut mich, an dieser Stelle etwas für die Bürger getan zu haben“.

Desweiteren wurde im Schulbereich ein Grundsatzbeschluss zum Bau eines Verpflegungsbereichs am Werner-Jaeger-Gymnasium gefasst. Weiterhin gibt es auch einen gemeinsamen Unterricht Behinderter und Nicht-Behinderter in der Grund- und Gesamtschule.

Im vergangenen Schuljahr beteiligten sich Nettetaler Schulen mit 13 Maßnahmen am Landesprojekt „Schule und Kultur“. In diesem Schuljahr sind es aufgrund des gestiegenen Interesses nur vier Projekte. Durch die Nette-Agentur wird ein städtisches Gesamtkonzept zum Thema Schule und Kultur erarbeitet.

Auf seine Initiative wurde eine Ordnungspartnerschaft zwischen Stadt, Polizei, Zoll und Suchtberatung zur Eindämmung der Belästigung auf dem Drogenpfad installiert. Weiterhin führte man eine gemeinsame Aktion gegen Saufen im Karneval durch Kinder durch. Durch die Zusammenlegung der Asyl- und Obdachlosenverwaltung erfolgt erstmals eine sozialarbeiterische Betreuung der Odachlosen. Weiterhin wurden die Obdachlosenunterkünfte Luchtberg, Nettebruch und Vorbruch geschlossen. Im Bereich Standesamt konnten mehrere Orte für Ambientetrauungen gefunden werden. Hier können Paare künftig mittwochs und freitags nachmittags getraut werden.

Ein weiterer Schwerpunkt in Lahmanns Arbeit lag im Senioren- und Integrationsbereich. Am 20. Oktober findet im Rathaus die erste Senioren-Messe statt. Derzeit wird eine neues Konzept zur Arbeit in den Altentagesstätten erarbeitet. Eine Entscheidung wird Mitte 2008 erwartet. „Es geht darum, durch das Angebot auch jüngere Altersgruppen anzusprechen“. Die Integrationsbemühungen konnten durch den Runden Tisch vorangebracht werden. Als Ergebnis finden Deutsch- und Integrationskurse in Nettetal statt. Anfang September fand auch erstmals die Mitmachaktion für Jugendliche „Sport spricht alle Sprachen“ statt. Neben der Bildung eines „Netzwerks Integration“ bemüht sich die Stadt, auf Anregung Lahmanns, um die Förderung einer Integrationskraft. „In diesem Bereich kann und muss noch eine Menge bewegt werden. Da sollte die Politik auch in Zukunft dran bleiben“.

Bei der Nette-Agentur konnten durch harte Verhandlungen die Finanzen geordnet werden, bei der Beibehaltung beider Aboreihen sowie gleichbleibenden Preisen im Kinder- und Jugendtheater. Die Nettetaler Kunstszene wurde durch die Ausstellung „Frisch gestrichen“ bereichert. Unvollendet bleiben seinen Bemühungen im Bereich Tourismus. „Hier ist die Chance gegeben, insbesondere den Tages- und Kurztourismus auszubauen, da die Niederrhein-Tourismus GmbH ihren Marketing-Etat vervielfachen will. Ich fände eine Zusammenarbeit im Westkreis sinnvoll, um gemeinsam mit den Attraktionen zu werben“, so Lahmann. Der Niedersachse wird vor allem „die netten und offenen Menschen in Nettetal vermissen“, wie seine Mitgliedschaft im Karnevals-Komitee.


Freizeit für Friedhofsgeschichte opfern


Ewald Meier: Der Lobbericher arbeitet die Familiengeschichten von Unternehmern auf

Ewald Meier - beim Blick auf die Lagekarte des Friedhofs, weiß er Bescheid.
Er recherchiert die Geschichte von verstorbenen Lobbericher Unternehmerfamilien.
Foto: Inge von den Bruck

Lobberich (ib). Wenn im Nettetaler Rathaus abends die Lichter ausgehen, brennt im Büro von Ewald Meier vom Grünfläc_henamt oftmals noch das Licht. Der Diplom-Ingenieur der Landespflege kennt nicht nur die 11.000 städtischen Bäume, sondern ist auch mit der Geschichte rund um den Lobbericher Friedhof bestens vertraut.

Seit dem Jahr 2003 führt er bei den Friedhofskulturtagen auf dem Lobbericher Friedhof Führungen durch. „Eigentlich sollten diese Führungen als Höhepunkt der Friedhofstage angedacht und von Dr. Theo Optendrenk durchgeführt werden. Doch er musste leider absagen, da er sich zu dem Zeitpunkt intensiv mit den Markttagen in Lobberich befasste", erinnert sich Ewald Meier. Berufsbedingt kannte sich Ewald Meier mit den groben Zahlen des Lobbericher Friedhofes aus.

Heike Meinert, Leiterin des Grünflächenamtes, fragte ihren Mitarbeiter, ob er nicht die Führungen übernehmen wolle. „Bei der Bundeswehr habe ich gelernt, eine Nacht über wichtige Entscheidungen zu schlafen", so der Baumexperte. Am nächsten Tag sagte Ewald Meier dann zu. „Ich wusste nicht, was alles auf mich zu kam", schmunzelt er. „Ich las viel über den Lobbericher Friedhof in den Heimatbüchern des Kreises nach und hatte sofort Blut geleckt", denkt er zurück.

So stöberte Ewald Meier in alten Gemeindebüchern herum und las in alten Pfarrbüchern. „Die Bücher von Theo Optendrenk waren mir eine große Hilfe, 90 Prozent meines Wissens stammen aus seinen Büchern. Seine Bücher waren meine Grundlage", so Meier. Doch ihn interessierte schnell mehr. „Ich wollte etwas über die familiären Hintergründe der Lobbericher Unternehmer wissen, wollte wissen, wer sie waren", so Ewald Meier. Und mit der Zeit trug er immer mehr Informationen zusammen, sammelte Fotografien der alten Unternehmer.

„Ich erfuhr aus der Bevölkerung nur positive Unterstützung. Wer selbst nicht viel wusste, nannte mir aber Namen, die mir etwas über bestimmte Personen sagen konnten." Die Hauptzeit des Friedhofes war von 1845 an und endete 1945 mit dem Zweiten Weltkrieg. Meier wollte mehr wissen über die Personen, die in dieser Zeit in Lobberich gelebt und gewirkt hatten und schließlich auch auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte fanden. Er suchte neue Bezugsquellen und ging seine eigenen Wege. „Ich reagierte sensibel und wurde hellhörig, wenn ich den Namen Niedieck hörte", sagt der Friedhofsforscher. Mit dem Interesse an den verschiedenen Familiengeschichten, sei es der Gebrüder Niedieck, van der Upwich oder Bongartz, stieß Ewald Meier in eine „Marktlücke".

Meier wollte mehr wissen, wollte mehr über die Ecken und Kanten der Familien herausbekommen, über deren soziale Einstellung. „So hat van der Upwich zum Beispiel Suppenküchen für seine Mitarbeiter eingerichtet und Julius Niedieck hat der Breyeller. Kirchengemeinde Geld für einen Krankenhausbau gespendet", ist Meier sehr beeindruckt.

Aber Meier macht noch mehr. „Während einer Projektwoche, in der es sich um alte Straßennamen handelte, ist er in die katholische Grundschule in Lobberich gegangen und hat den Kindern dort über die Menschen erzählt. Das machte Meier ohne ein Skript. Doch für die Friedhofsführungen, mittlerweile ein Anziehungspunkt der Friedhofskulturtage sind, bereitet er sich vor.

Und das eigentlich das ganze Jahr über. Denn immer wieder erfährt er neue Details aus dem Familienleben der Lobbericher Unternehmer und setzt Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen zusammen. So werden seine Führungen bei den kommenden Friedhofskulturtagen noch informativer sein.

Er hofft, dann auch - mit Hilfe unserer Leser - Fotos der verstorbenen Geschwister Bongartz (Bongartz-Stift), Peter Johann Doerkes (Doerkes Stiftung) und von Mathilde Endrejat (Tochter von Richard Jansen) zu bekommen. „Die fehlen mir noch", gesteht er.

Und bis dahin stöbert Meier weiter in alten Archiven herum und liest in alten Zeitungen.

„Geschichtlich interessiert war ich immer schon", lacht er und widmet sich wieder seiner Arbeit bei der Stadt. Denn die kann von seinem „Hobby" nur profitieren.


Grabstätten erzählen alte Geschichte(n)


Friedhofskulturtage fanden großes Interesse / Frage und Anwort zu jedem Thema

Lobberich (ib). Der Friedhof in Lobberich, eigentlich ein Ort der Ruhe, verwandelte sich am Wochenende in einen Ort des Lebens. Viele Besucher nahmen die „Friedhofskulturtage" zum Anlass, sich in einem vielfältigen Programm mit dem Thema Tod und Trauer zu befassen. Zum dritten Mal machten die ortsansässigen Firmen gemeinsam mit der Stadt Nettetal und der Hospizinitiative im Kreis Viersen auf. die Bedeutung und Funktion der Friedhöfe aufmerksam., „Die Grabmale sind steinerne Zeugen der Vergangenheit", so Nettetals Dezernentin Susanne Fritzsche bei der Eröffnung der Friedhofskulturtage, „Der Friedhof verbindet die Menschen über den Tod hinaus. Er ist eine grüne Oase in der steinernen Stadt, er ist ein Ort der Kommunikation und ein sicherer Hafen für Trauernde."

Insgesamt 140 interessierte Besucher kamen am Wochenende zu den Friedhofskulturtagen.
Ewald Meier vom Grünflächenamt ftihrte äber den Lobbericher Friedhof. Foto: Lobberland e.V.

An beiden Tagen konnten sich die Besucher über viele Themen informieren, ob Grabgestaltung oder Trauerfloristik, die von den Gärtnereien Robert Nellessen und Hans Willi Spütz gezeigt wurden oder sie ließen sich von Steinmetzmeister Manfred Mangold zeigen, wie Grabsteine entstehen. Das Bestattungsinstitut Robert Hellmann erläuterte die Vielfalt der Bestattungsmöglichkeiten und die Möglichkeiten der Bestattungsvorsorge. Der Fachbereich Grünflächen der Stadt Nettetal informierte zu allen Fragen rund um den Friedhof, über die Grabstätte, Kosten der Bestattung und Grabnutzungsrechte, und die Hospizinitiative im Kreis Viersen stand für Fragen zur Verfügung. Die Neusserin Katrin-Schnitzler Liesegang stellte die Jahrtausendalte, heute aber weitestgehend in Vergessenheit geratene Tradition der Totenmasken vor. „Der letzte Gesichtsausdruck eines Verstorbenen ist etwas Unwiederbringliches, und genau diesen Moment halten Totenmasken für immer fest. Gerade der letzte Gesichtsausdruck hat für viele etwas Tröstendes und hilft, die Erinnerung an einen Verstorbenen lebendig zu halten", so die Neusserin.

In einer weiteren Ausstellung zeigten die beiden Lobbericher Hermann Josef Müller und Ralf Schmeink ihre gesammelten Totenzettel und stellten ihr Buch „Andenken" vor. Zum Geheimtipp wurden die Führungen über den Friedhof, auf dem im Jahre 1849 die erste Bestattung stattfand, bei denen Ewald Meier vorn Grünflächenamt der Stadt, Geschichten rund uni den Lobbericher Friedhof und über die Lobbericher Ortsgeschichte erzählte. Insgesamt 140 Personen führte er an den beiden. Tagen über den Friedhof. „Ich war selbst überrascht, das Interesse war riesengroß", so Ewald Meier. Gleichzeitig fanden an beiden Tagen viele Vorträge statt. Der katholische Pastor Günter Puts mahnte in seinem Vortrag „Im Wandel der Zeit" an, dass der Platz des Gedenkens und der Trauer bei anonymen Bestattungen verloren gehe. „Das Grab ist ein fassbarer Ort, wo der irdische Körper wahrhaftig ruht", so Pastor Günter Puts.


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