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Donnerstag, 28. September 2006


Lichterdemo für Rokal


(dv). Rund 600 Demonstranten nahmen am vergangenen Donnerstagabend an der Lichterdemo unter dem Motto „Eine Region wehrt sich!“, zu der die IG Metall aufgerufen hatte, teil.


Foto: Daniela Veugelers

Schon vor dem stummen Protestmarsch durch die Lobbericher Innenstadt trugen Frimo-Mitarbeiter großformatige Plakate mit Sprüchen wie „Weniger Lohn, weniger Personal, mehr Stress“. Die direkt Betroffenen in den roten T-Shirts „Rokal muss leben“ bestimmten das optische Bild. Auch Roland-Peter Brüster-Schmitz, Vorsitzender des Komba Ortsverbandes Nettetal und des Personalrats der Stadt Nettetal hatte die Kollegen zur Teilnahme an der Protestaktion eingeladen und etliche waren gekommen. Es wurde Seite an Seite mit den Mitarbeitern von Pierburg und Frimo marschiert. Dort müssen 193 Angestellte bis Frühjahr 2007 gehen. Die Betroffenen haben die Kündigung schon erhalten. Auch 32 der 212 ehemaligen Heidel-Mitarbeiter in Boisheim bangen um ihren Job. Bei Rokal sind 135 der 180 Arbeitsplätze bedroht.

Pünktlich setzte sich der Tross in Bewegung, vorne weg Friedel Coenen von der IG Metall dich gefolgt von der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB St. Paulus) Lobberich und der Kolpingfamilie Lobberich, die ihre schwarz-gelben Fahnen neben den Gewerkschafts-Fahnen trugen. Knapp 45 Minuten zog der Fackelzug durch die Gemeinde: Von der Robert- Kahrmann-Straße aus ging es über die Hochstraße, Markt und Burgstraße zurück zur Robert-Kahrmann-Straße. Solidarität mit den Demonstranten zeigten auch einige alteingesessene Lobbericher Geschäfte, die Kerzen in ihre Schaufenster gestellt hatten. Die meisten Schaufenster und Fassaden blieben aber finster als der Lichter- und Fackelzug durch die Fußgängerzone zog. Die Filialen der Einzelhandelsketten blieben Dunkel. Solidarität war da nicht spürbar. Schon eher von Anwohnern, die hinter ihre Fenster Kerzen gestellt haben. Jedoch war auch die „Ausbeute“ bei den Privathaushalten eher bescheiden. „Ich bin total enttäuscht, wir haben über 300 Kerzen verteilt und gerade mal 20 habe ich heute abend gesehen“, so eine Pierburg-Mitarbeiterin.

Nach dem Zug versammelten sich Handwerker, Bürger, Politiker aller Parteien und die Mitarbeiter der drei betroffenen Firmen vor dem Rokal-Werk. Der stellvertretende IG-Metall-Vorsitzende Dirk Schumann, freute sich über die rege Teilnahme der Bürger und wies noch einmal auf die Bedeutung des Arbeitsplatz-abbaus für die ganze Region hin. „Diese Demonstration gilt als ein weithin sichtbares Zeichen gegen Arbeitsplatzabbau und Managementfehler“. Robert Hellmann, von der Nettetaler Handwerkervereinigung, der mit etwa zwei Dutzend Handwerkern dabei war. rief dazu auf, die Proteste nicht nachlassen zu lassen. „Das kann nicht die letzte Aktion gewesen sein, sondern eher ein Anfang. Vielleicht sollten wir jeden Donnerstagabend für den Erhalt der Arbeitsplätze demonstrieren,“ so der Lobbericher Handwerksmeister.

Theo Schnock, stellvertretender Betriebsrat bei Pierburg zeigte sich in seiner Rede sehr kämpferisch. „Die AG`s machen Deutschland kaputt sowie die Dividendenjagd der Aktionäre und die Unersättlichkeit der Vorstände. Es sei ihnen gesagt, Arbeitslose können keine Armaturen oder Autos kaufen.“

Abschließend lobte Detlev Pockrandt, Betriebsratsvorsitzender bei Rokal die Beteiligung, mahnte allerdings dass „wir dringend mehr werden müssen. Die Bevölkerung soll aufmerksam gemacht werden, dass die Industrie in der Region vom Aussterben bedroht ist,“ so Pockrandt. Er appelliert an die Bundespolitik, bessere Rahmenbedingungen zur Schaffung und für den Erhalt von Arbeitsplätzen zu schaffen. Abschließend wies der Betriebsratsvorsitzende noch auf den ersten Etappensieg hin: In einem persönlichen Gespräch erhielten Bürgermeister Christian Wagner und Landrat Peter Ottmann sowie der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Viersen, Rolf Adolphs, von Hansa-Chef Wolfram Göring eine Absichtserklärung wonach mehr als die angekündigten 30 Beschäftigten in Lobberich weiter Arbeit finden.

Trotz allem blieb er bei seiner Haltung, die Fertigungsprozesse im Sanitär-Konzern umzustrukturieren um das Gesamtunternehmen zukunftsfähig zu machen. Die Vertreter aus Kreis und Stadt nahmen als hoffnungsvolles Zeichen das eindeutige Bekenntnis für den Standort Nettetal mit. Die Standortsicherung soll ermöglicht werden durch die Alleinstellung Rokals im Hansakonzern in den Bereichen Premiumproduktion und der auszubauenden Sparte „Service plus“. Im Gegensatz zur bisherigen Absicht des Unternehmens ist nunmehr angedacht, die Galvanik unter dem Dach der Hansa als eigene Sparte zu erhalten, um weitere Arbeitsplätze in Nettetal erhalten zu können.

Am nächsten Donnerstag, 5. Oktober, 20 Uhr, ist eine weitere Aktion in der Viersener Festhalle geplant: Pockrandt hofft auf ein Podiumsgespräch mit prominenten Politikern aus Bund und Land.

ROKAL - Übersicht


Mehr Gemeinsames als Trennendes


(th) Lobberich. Sie ist Fachfrau, kennt sich in ihrer Kunst und im Islam aus. Ilona Klautke hat sich der religiösen Kunst verschrieben, gestaltet muslimische Ornamente und christliche Miniaturkunst. In der Türkei hat sie Ornament- und Miniatur-Malerei studiert.

Von 1975 bis 1987 lebte sie dort - ihr Mann war Pfarrer der evangelischen deutschsprachigen Gemeinde Istanbuls. In dieser Zeit hat die heutige Hannoveranerin einen tiefen Einblick in die Religion der Muslime bekommen.

Und ihr persönliches Fazit? „Es ist eine weltoffene, gewaltfreie Religion, die den Glauben anderer Bekenntnisse respektiert und achtet“, sagt sie heute, „etwas anderes habe ich in den zwölf Jahren dort nicht erlebt.“

In der Kunst werden die Gemeinsamkeiten deutlich


Foto: Thomas Hoffmann

(th) Lobberich. „Es ist höchste Zeit, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen, ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen zu ermöglichen, wo sich jeder in seiner anderen Einzigartigkeit akzeptiert fühlt, wo jeder und jede die eigene Religion in Freiheit ausüben kann und in Demokratie und sozialer Gerechtigkeit lebt.“

Das schreibt Ilona Klautke auf der Einladungskarte zu ihrer Ausstellung. Die heißt „Malen ist ein Gebet“ und ist selbst aufgrund ihrer Beschaffenheit schon interreligiöser Dialog.

„Islamische und christliche Buchmalerei“ von Klautke gibt es noch bis zum Ende der Herbstferien im Café Vielfalt der evangelischen Kirchengemeinde Lobberich-Hinsbeck zu sehen.

Die Buchmalerei ist Klautkes Spezialgebiet: In der Türkei studierte sie türkische und Ornament- und Miniaturmalerei. Und beim Thema „interreligiöser Dialog“ ist sie Fachfrau: Von 1975 bis 1987 lebte Ilona Klautke in Istanbul. Ihr Mann war dort Pfarrer der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache.

„Malen ist wie ein Gebet“, hat ihr türkischer Lehrmeister seinerzeit gesagt, um sie an die Kunst heranzuführen: „Das Schaffen eines solchen Ornaments ist ein Gebet. So etwas, wie Christen es in ihrer wunderbaren Kirchenmusik finden.“ Und je mehr Klautke sich mit dem Thema beschäftigte, desto mehr verstand sie die Sätze. „Es stimmt, je mehr man sich vertieft, desto mehr wird dieses Schaffen zur Meditation.“ In ihrer Türkei-Zeit hat die Künstlerin einen Einblick in den Islam werfen können. „Wie ich die Religion und die Gläubigen erlebt habe“, fasst sie zusammen, „ist es eine ehrliche, gewaltfreie und offene Religion, die andere Glaubenden respektiert und akzeptiert.“

Die Gemeinsamkeiten fand sie schnell, zusammen mit einem Imman. „Es gibt nur einen Gott“, ist der zentrale Satz beider Glaubensrichtungen, der Millionen Christen, Juden und Muslime verbindet.

Von Christi Geburt und Maria handelt sogar der Koran: Maria bringt Jesus in der Wüste an einer Palme zur Welt. Nur ein, aber entscheidender Unterschied: Für Christen ist Jesus der Sohn Gottes, für Muslime ein Prophet.

Klautkes Ausstellung ist ein Muss für die, denen an Gemeinsamem mehr liegt als an Trennendem.


Rokal: Jetzt kreisweite Aktion


(dv) Vor kurzem fragten wir noch in den GN, was die Politiker für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Rokal tun können.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer versuchte es mit einem Brief an Hansa-Chef Wolfram Göhring.

In seinem Antwortschreiben versicherte der Vorstandsvorsitzende, dass „er sich seiner sozialen Verantwortung absolut bewusst ist. Er will daher auch die gegebenen wirtschaftlichen Ist-Daten mit Leben füllen“, so Schummer. Bezüglich der Galvanik-Abteilung in Verbindung mit Management-Buy-Out will Göhring Näheres prüfen lassen, um nicht letztlich dem Konzerngebilde Wachstumschancen zu verwehren. Desweiteren stellte der Bundestagsabgeordnete seine Kontakte zum Wirtschaftsministerium in Land und Bund in Aussicht.

In einem Gespräch mit dem Rokal-Betriebsratsvorsitzenden Detlev Pockrandt sicherte Schummer auch seine Teilnahme an der für kommenden Donnerstag, 5. Oktober, 19.30 Uhr (nicht 20 Uhr) stattfindenden Kundgebung des „Aktionskomitess Arbeitsplätze für den Kreis Viersen“ in der Viersener Festhalle zu.

Initiatoren sind der Rokal-Betriebsrat und die IG Metall. Gemeinsam rufen sie alle Bürger auf, sich gegen den schleichenden Arbeitsplatzabbau in der Industrie zu wehren. „An diesem Abend können die Menschen ihre angestaute Wut mit uns teilen“, so Pockrandt. Nach bisherigen Rückmeldungen wollen neben den Betriebsräten von Rokal, Pierburg und Frimo weitere Betriebe aus Viersen teilnehmen.

Pockrandt möchte mit den Nettetaler Teilnehmern, voraussichtlich ab 18 Uhr, in einem Autokorso nach Viersen fahren. Weitere Auskünfte unter arbeitsplatzerhaltung@mitarbeiter-recht.de


Illegales downloaden- (k)ein Kavaliersdelikt


Das Internet bietet verschiedene Wege, um an die Lieblingsmusik zu gelangen. Auf konventionelle Weise lassen sich CDs über das Internet bestellen und nach Hause schicken.

Doch auch der Download von Musikdateien auf den heimischen Rechner ist möglich. Lange war das Herunterladen über illegale Tauschbörsen sehr beliebt, jedoch mehren sich in diesen Tagen die Strafanzeigen gegen bisher unbescholtene Bürger.

Angesichts von mehr als 40.000 Strafanzeigen allein in dem Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Karlsruhe müssen Raubkopierer im zunehmenden Maße damit rechnen, in das Visier der Strafverfolgungsbehörden zu gelangen.

Denn mittlerweile werden Anschlussinhaber über die bei dem Provider gespeicherten IP-Adressen zurückverfolgt. So geschehen bei einem Mandanten von Rechtsanwalt Georg Wegmann. Dieser vertritt einen bisher unbescholtenen Familienvater, der in die Fänge der Musikindustrie geraten ist. Ihm wird vorgeworfen, rund 200 Musikstücke von einer illegalen Tauschbörse heruntergeladen zu haben. Dabei handelte es sich um Lieder wie „Mensch“ von Herbert Grönemeyer oder „Highway to Hell“ von AC/DC. Als Anschlussinhaber sollte er sich bei einer Beschuldigtenvernehmung den Fragen der Polizisten stellen. Anzeigeerstatter waren einige große deutsche Musikfirmen. „Was viele Bürger nicht wissen, bei einer nachgewiesenen Verletzung des Patentrechts drohen Gefängnisstrafen bis zu drei Jahren oder hohe Geldstrafen“, so der Anwalt. „Im vorliegenden Fall wurde das Strafverfahren mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt, „dies kommt einem Freispruch gleich“.

Die zivilrechtliche Seite sieht allerdings ganz anders aus. In einem Beschluss des Landgerichts Hamburg wurde der für die Verfahrenskosten maßgebliche Gegenstandswert je Titel mit 10.000 Euro festgelegt. Das Landgericht Hamburg fällte darüberhinaus kürzlich ein Urteil, in dem ein Beklagter dafür haftbar gemacht wurde, dass sich ein Dritter illegal Daten aus dem Internet gezogen hat und zwar über einen „offenen“ W-Lan. Jemand der, wie im vorliegenden Fall erfolgt, mit einem solchen „ungeschützten“ W-Lan ins Internet geht, muss nach diesem Urteil für den Missbrauch durch Dritte haften. „Sollte das Urteil Rechtskraft erlangen, muss sich der Bürger künftig sogar für das rechtswidrige Verhalten von anderen verantworten“, empört sich Wegmann. „Wenn man davon ausgeht, dass auch der Schadensersatzanspruch in gleicher Höhe wie der Gegenstandswert festgelegt werden würde, wären es immense Summen, über die wir hier sprechen. Im Falle meines Mandanten hätte dies bei einer Verurteilung seine private Insolvenz zur Folge gehabt“.

Das Hauptziel solcher Verfahren besteht darin, durch das konsequente Vorgehen Exempel zu statuieren. In erster Linie sollen Internetnutzern die Risiken dieser illegalen Aktivitäten bewusst gemacht werden. Dies geschieht umso wirkungsvoller, da eine Rechtsschutzversicherung nicht einspringt und der Mandant die Anwalts- und Gerichtskosten aus eigener Tasche zahlen muss.

„Vor dem Hintergrund des vorliegenden Falles kann ich nur jeden warnen, Dateien illegal aus dem Netz zu ziehen. Es gibt Fälle, in denen gleich tausende von Titeln runtergeladen worden sein sollten. Der vorliegende Fall kann daher als `kleiner Fisch’ bezeichnet werden. Dennoch, auch solche werden verfolgt und können für den Betreffenden erhebliche Auswirkungen haben“, warnt der Fachmann.


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