WESTDEUTSCHE ZEITUNG

16. Mai 2002


Granatenloch in der Mauer bleibt erhalten

Von Lutz Mäurer

Lobberich. Die "Alte Kirche" in Lobberich hat im Laufe der Geschichte viel mitgemacht. Die Spuren der Vergangenheit wurden bei ihrer Restaurierung ganz bewusst bewahrt. Einzelne Ziegel fehlen, an der Decke sind großflächig Reste von altem Putz zu sehen und in einer Ecke klafft sogar noch ein riesiges Loch im Mauerwerk - dort schlug im März 1945 eine Granate ein. So stellt sich der Laie wohl kaum eine frisch restaurierte Kirche vor.

"Hier konnten wir unser Ideal von Denkmalpflege gemäß dem Grundsatz ,Konservieren statt Restaurieren` verwirklichen. Und das ist selten der Fall", klärt Dr. Ulrich Stevens vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege auf. Gleichzeitig räumt er ein, dass es in diesem Punkt unter Denkmalpflegern auch andere Auffassungen gibt.

Dass die Spuren der Zeit erhalten bleiben, war der Denkmalpflege des Landschaftsverbandes besonders wichtig als man 1987 begann, die "Alte Kirche" in Lobberich zu restaurieren. Im letzten Jahr sind die Arbeiten, die insgesamt rund eine Million Euro gekostet haben, abgeschlossen worden.

Der spätgotische Bau - im 18. Jahrhundert barockisiert und 1818 zur Hallenkirche erweitert war nach Kriegsbeschädigungen notdürftig von Lobbericher Bürgern wieder hergerichtet worden.

So wurde zum Beispiel eine Notverglasung eingebaut und ein zerstörtes barockes Spiegelgewölbe aus dem Jahr 1710 durch eine einfache Bretterdecke ersetzt. "Die sah aus wie von einem bekannten schwedischen Möbelhersteller", meint Stevens.

Die Instandsetzungsarbeiten standen unter der Prämisse, den Zustand wie unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zu erhalten. Als die Handwerker beim letzten Bauabschnitt die Reste des alten Hochaltars wieder an ihren Platz brachten, verzichteten die Denkmalpfleger auch auf die Rekonstruktion der zerstörten Seitenteile und nutzten statt dessen ein neu gefertigtes Stützgerüst.

Das Ergebnis der Restaurierung beeindruckt: Die in backsteinroter Schlämme eingefassten Reste gotischer Wandmalerei, die Spuren barocker Gesimse und der geflickte Blausteinboden vermitteln einen kargen, asketischen Eindruck des Sakralbaus, wie er nach dem Krieg gewirkt haben muss.

"Nun kann man in diesem Raum anhand der authentischen Spuren wie in einem Geschichtsbuch lesen", findet Michael Scholz vom Bischöflichen Generalvikariat Aachen, Abteilung Denkmalpflege.

Und was halten die Lobbericher von ihrer sanierten "Alten Kirche"? "Vor allem die Jugend nimmt das Gotteshaus gut an. Und dieser außergewöhnliche Raum lädt dazu ein, im Rahmen der Liturgie zu experimentieren", erzählt Pfarrer Georg Kerkhoff.

Gruppen, die die Kirche besuchen möchten, können sich im Pfarrbüro St. Sebstian, 02153/91410, anmelden.


Foto: Konserviert, nicht restauriert ist die "Alte Kirche" in Loberich.
Die Folgen des Zweiten Weltkrieges sind noch zu sehen.


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