Stadtplanung geht auch Senioren an

Nettetaler Spätlese. Zeitung für ältere Menschen 30/ 2007

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Fußwegenetz in Lobberich soll vor allem älteren Bürgern zugute kommen

Die in die Jahre gekommenen Fußgängerbereiche in Lobberich und Kaldenkirchen bedürfen dringend der Renovierung. "Das Pflaster ist uneben geworden, man kann nicht sicher drüber gehen", meinte die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche nicht nur mit Blick auf ihre leicht erhöhten spitzen Schuhabsätze, sondern auch auf die, "die nicht gut zu Fuß sind". Gemeint waren vor allem ältere oder behinderte Menschen, die gelegentlich den Rollstuhl oder den Rollator zur Fortbewegung nutzen. Damit sprach sie den Mitgliedern der CDU-Seniorenunion aus dem Herzen, die ins Lobbericher Pfarrzentrum "Brücke" gekommen waren, um etwas über Stadtplanung zu hören, die auch sie angeht.

Grobplanung für die Bebauung des Hölter/Longlife-Geländes in Lobberich: In Dunkelgrün sind neue Gebäude dargestellt, nicht nur das Warenhaus und die Fachmärkte, sondern auch ergänzende Bebauung auf dem Postgelände, am Südrand des Brockerhofs und im Gartenbereich zwischen Kino und Bongartzstift. Ein zwei- bis dreigeschossiger Neubau wird auch für das bislang einstöckige Geschäftshaus "Elektro Schmitz/Modeshop/Photo Porst" (früher Möbel Reyer, Kaufhaus Hermann) vorgeschlagen. Braun gestrichelt sind neue Fußwegverbindungen.

Warenhaus und Fachmärkte

Die beiden Fußgängerbereiche sind vor gut 30 Jahren entstanden und mussten schon an zahlreichen Stellen ausgebessert werden. Inzwischen werden die Ziegel kaum noch erneuert, Löcher werden meist mit Asphalt ausgefüllt. Doch auch anderes soll geändert werden, "damit man ohne Gefahr laufen kann", sagte Fritzsche und meinte damit Hindernisse in Form von Warenständern oder Infotafeln, die verstärkt den Fußgängern in den Weg gestellt würden. "Wir werden mit den Anliegern reden", versicherte sie.

Ansonsten präsentierte sie zunächst die neuen Planungen für die Lobbericher Innenstadt und hier besonders das Hölter/Longlife-Gelände zwischen Johannes-Cleven-, Freiheit-, von-Bocholtz- und Hochstraße. Den Anstoß für Überlegungen gab die Absicht des Autohauses Hölter, auch den VW-Betrieb nach Viersen zu verlegen. Inzwischen hat auch der Teppichersteller Longlife signalisiert, seine Färberei an der Ecke Johannes-Cleven-/Freiheitstraße aufzugeben und nach einer Verlagerung im Bereich Niedieckstraße zu suchen. Ein Warenhaus (im Gespräch ist Kaufland) sowie Fachmärkte (Schuhe, Drogerie, Unterhaltungselektronik) sollen entstehen.

Barrierefreie Laufverbindungen

"Man muss in der Innenstadt auch Lebensmittel einkaufen können", stellte die Beigeordnete mit Blick auf die immer weiter an den Ortsrand wandernden Discounter fest. Vor allem für ältere Leute ohne Auto sei es nicht mehr einfach, sich im Ortskern ausreichend zu versorgen. Zwar gibt es noch zahlreiche Bäckereien, aber nur noch zwei Metzgereien im Ortskern. Als einziger Lebensmittelladen hat der Discounter Plus an der von-Bocholtz-Straße ausgehalten, doch klagt das Unternehmen schon seit einiger Zeit über Platzmangel: Das gesamte Sortiment kann hier nicht präsentiert werden. Es bleibt abzuwarten, was mit Plus geschieht, nachdem das Unternehmen nun von Tengelmann an Edeka verkauf worden ist. "Der Supermarkt könnte auch in das neue Gelände umziehen", meinte Fritzsche.

Nach bisher groben Überlegungen soll an der Johannes-Cleven-Straße nicht ein einzelner Baukörper entstehen. Man will mindestens zwei errichten, um zwischen ihnen vom (ehemaligen) Kino her eine Verbindung bis zur Breyeller Straße zu schaffen. Die Planung sieht zahlreiche "freundliche und barrierefreie Laufverbindungen" in Richtung Hochstraße und von-Bocholtz-Straße vor, erläuterte Fritzsche die Planungen. So ist daran gedacht, von der von-Bocholtz-Straße (zwischen Bongartzstift/Kindergarten und Pavillons) einen Weg nach Südwesten in das Gelände anzulegen, der aber auch hinter der Bebauung untere Hochstraße zur Johannes-Cleven-Straße führen könnte. Weiter könnte eine Fußwegverbindung von der Hochstraße im Bereich Elektro Schmitz/Modeshop nach Westen geschaffen werden. Ob dies auch im Unteren Bereich in Höhe Deutsche Bank möglich sein wird, will man prüfen. Auf der oberen Hochstraße gibt es ja schon mehrere "Durchstiche". Die Wege würden es erleichtern, auch Lobberich kreuz und quer zu Fuß zu durchqueren - wie das in Kaldenkirchen jetzt schon möglich ist.

Für eine lebendige Stadt einsetzen

Da sie nach dem Fortgang ihres Kollegen Lahmann derzeit auch das Ordnungsamt verwaltet, erhielt sie gleich zahlreiche Hinweise auf Unzuträglichkeiten: vom Taubenmist vor dem verfallenden Denkmal-Haus Markstraße 33 in Lobberich über Sicht versperrende Sträucher an Kreisstraßen bis zu unerlaubten Kinderspielen in der früheren Sportklause. "Wir kümmern uns darum", versicherte Fritzsche, die sich über das Engagement der Senioren freute, denn "nur so erhalten wir eine lebendige und bürgerfreundliche Stadt".

Manfred Meis


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