PARK UND GARTEN BEI HERRENSITZEN UND HÖFEN IM KREIS (Ausschnitt)
Von Jochen Hild, Porz-WahnBurg lngenhoven
Nettetal-Lobberich, Burgstraße 10

Diese inmitten des Ortes gelegene Anlage war bis 1864 landtagsfähiges Rittergut und besteht als ehemalige Wasserburg der Herren von Bocholtz aus einem zweigeschossigen Herrenhaus mit Walmdach und Ecktürmchen und den rechteckig um den kleinen Innenhof geschlossenen Bauten.
Die heutige Anlage geht vor das Jahr 1544 zurück, wurde 1581 zerstört, später erneuert und 1866 und um 1910 überarbeitet.
Da die vorliegenden Urkarten keine Hinweise auf eine alte Gartenanlage
geben, muß angenommen werden, daß der heute vorhandene Park in seiner ursprünglichen
Form nach 1867 entstanden ist. Er erstreckte sich bis zum Ende des
19. Jahrhunderts weiter in Richtung Boisheim, jedoch wurde der südlich gelegene
Teil abgetrennt, ais in unmittelbarer Nachbarschaft des Parks ein klassizistischer
Bau (Erlenbroich oder Eulenbroich) entstand, zu dem auch heute noch der dendrologisch
wertvollere Teil der alten Parkanlage von lngenhoven gehört.
Die Architektur des vor der Burg gelegenen Gartentraktes läßt vermuten, daß
hier im 18. Jahrhundert eine Parterreanlage nach dem Geschmack der Barockzeit
vorhanden war, die aber offenbar um 1826 bereits nicht mehr existierte oder verwilderte.
Die alte Grabenanlage ist längst verfüllt, erhalten ist lediglich ein Schwanenweiher.
Auf einen Parterregarten, der vielleicht als Vorgänger eine Art Renaissancegarten
hatte, deutet auch noch die heute erkennbare deutliche Terrassierung
bzw. Etagierung der Gesamtanlage um den Weiher hin. Auf diese Zeit deuten vermutlich
auch noch die Reste uralter Taxus- und Hainbuchenhecken, die heute noch
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kleinere Sitzecken markieren.
Im übrigen ist der größte Teil der Parkanlage nach
modernen gartenarchitektonischen Gesichtspunkten gestaltet, es finden sich ausgedehnte
Staudenpflanzungen mit Astilben, Rosen und Ericaceen. Auch der benachbarte,
ehedem zu Ingenhoven gelegene Parkteil ist modern umgestaltet, wenn
er auch mehr noch als der eigentliche Ingenhovenpark die alte Form mit einer großen
zentralen Rasenfläche, umlaufenden Wegen und mehr oder weniger dichten
Gebüsch- und Gehölzgruppen aufweist.
Bemerkenswert in beiden Parkpartien sind vor allem die Gehölze, die aus der
Mitte des letzten Jahrhunderts stammen und einen vorzüglichen Eindruck von der
damals üblichen Gehölzartenauswahl vermitteln:
- Pinus griffithii (Tränenkiefer, Asien),
- Abies cephalonica (Griech. Tanne),
- Chamaecyparis obtusa „Plumosa" (Feder- Scheinzypresse, Asien),
- Thuja plicata (Riesenlebensbaum, USA),
- Quercus palustris (Sumpfeiche, USA), Quercus rubra (Roteiche, USA),
- Catalpa bignonioides (Amerik. Trompetenbaum),
- Acer negundo „Variegatum" (Eschenahorn-Form, USA),
- Pterocarya fraxinifolia (Kaukasische Flügelnuß),
- Taxodium distichum (Sumpfzypresse, USA),
- Aesculus x carnea (Roßkastanien-Bastard),
- Sequoiadendron giganteum (Amerik. Mammutbaum),
- Ginkgo biloba (Ginkgobaum, SO-Asien),
- Liriodendron tulipifera (Amerik. Tulpenbaum),
- Tsuga canadensis (Kanada-Hemlock),
- Aesculus pavia (Gelbe Roßkastanie, USA),
- Quercus robur „Fasti.giata" (PyramidenStieleiche, Europa),
- Abies concolor (Kolorado-Tanne, USA),
- Indigofera gerardiana (Indigostrauch, Asien),
- Quercus coccinea (Scharlach-Eiche, USA),
- Morus nigra (Schwarzer Maulbeer, 5-Europa),
- Liquidambar styraciflua (Amberbaum, USA),
- Populus angustifolia (Schmalblätterige Pappel, USA).
Die Gesamtanlage Ingenhoven befindet sich in einem guten Zustand; der alte und teils exotische Baumbestand macht es jedoch erforderlich, sukzessive umfangreiche Neu- und Nachpflanzungen vorzunehmen, wenn der dendrologische Wert dieser nach dem englischen Landschaftsgartenvorbild begründeten Anlage erhalten werden soll.
Quelle:
Heimatbuch 1974 des Kreises Kempen-Krefeld, Kempen 1973, S. 193f.
Die Veröffentlichung an dieser Stelle geschieht mit freundlicher Genehmigung des
Kreises Viersen vom 16. September 1999
(Aktenzeichen 41/E
1-47 12 43)
Der Artikel wurde in alter Rechtschreibung belassen
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