1000 Jahre Lobberich

Geschichte und ihre Geschichten -
ein Leseheft für Schulen und Familien


Spuren

Gut ein halbes Jahr nach jenem denkwürdigen Weihnachtsfest, im Juli 1359, starb Gerhard. Er wurde wunschgemäß in der Kirche bestattet. Seinem Beispiel folgten bis 1685 nachweisbar 18 derer von Bocholtz. Eine Grabplatte in blauem Granit betritt man heute noch beim Turmeingang, das Wappen mit den 3 Leopardenköpfen ist gut in einer Ecke erkennbar.

Nicht alle Familienmitglieder fanden an dieser Stelle die letzte Ruhe, so wurde das Grab des Johann von Besell, genannt Reyde, und seiner Frau Katharina von Bocholtz vor dem Antoniusaltar angelegt, für den sie um 1480 "auf ewige Zeiten" eine Meßstiflung machten, die ausdrücklich festlegte, daß donnerstags, freitags und samstags ein eigens für diesen Altar angestellter Vikar diese Messe zu lesen habe.

Wir besitzen im Archiv der Pfarre St. Sebastian weitere Zeugnisse über Stiftungen der Ritter von Bocholtz, durch die nicht nur Messen gestiftet, sondern auch Geld für die Armen ausgesetzt wurde. Mehrmals wurde die 1471 zuerst genannte "Fabianus-, Antonius-, Sebastianus-Bruderschaft" als Hüterin des Stiftskapitals erwähnt. Dazu muß man wissen, daß man glaubte, durch großzügige Spenden an die Armen und häufige Meßopfer Gottes Urteil beeinflussen zu können.

Hier soll noch eine Stiftung genannt werden, die das Gesagte verdeutlicht: Um 1530 setzten Eduart von Bocholtz und seine Frau Maria Geld aus, damit jährlich am 1. Tag nach der Kirchweihkirmes 13 Priester der Umgebung von Lobberich je eine Messe in Lobberich zu ihrem Seelengedenken feierten. Dafür sollten sie dann bewirtet werden. Die Armen sollte man bei der Gelegenheit mit " Duch und Schoen" (Tuch und Schuhen) bedenken. Die Armenpflege lag wie überall auch in Lobberich in den Händen der Kirche.

Ritter Gerhard hatte seinen Söhnen anbefohlen, die Burg als befestigtes Grenzwerk fertigzustellen. Das geschah auch bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Es waren dann auch gute Dienste der Geschworenen, Schöffen und Untertanen des Kirchspiels Lobberich", die Herzog Karl Egmond am 12. September 1505 bewogen, dem Ort 2 Märkte (Viehmärkte) zu gestatten. In der Urkunde wird folgender Grund angegeben: "to Dienst der reparation des Dorffs mackinge der stein-strate" (Wegen der Arbeiten im Dorf durch Reparatur der Steinstraße.)

Auch Ritter Gerhards Herzensanliegen ging in Erfüllung: Die beiden Familien der von Bocholtz vermehrten ihre Herrenrechte in Lobberich über soviel Land, daß sie zu solchem Wohlstand kamen, am 27. November 1673 die "Herrlichkeit Lobberich" von König Karl II. von Spanien als Herzog von Geldern kaufen zu können. Sie ernannten danach den Schultheiß, die Schöffen und Geschworenen und in ihrem Namen wurde Recht gesprochen.

  • Schöffen, Geschworene und Schultheiß:
    Ihnen oblagen Aufgaben der örtlichen Gerichtsbarkeit. Sie sind Vorläufer der heutigen Verwaltung. Der Schultheiß war vom Amtmann in Krickenbeck ernannt. Ihm zur Seite standen 7 Schöffen und die gleiche Zahl Geschworene. Die 4 Honschaften stellten, so weit man zurückverfolgen kann, je einen der 7 Schöffen.

Aus den Familien sind im 16. und 17. Jahrhundert auch hohe geistliche Würdenträger hervorgegangen, so Äbte in Mönchengladbach und Corvey (Abt und Reichtsfürst) und Domherren in Lüttich. Mehrere weibliche Mitglieder wurden Äbtissinnen.

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Aegidius von Bocholtz (1468-1538)

Aegidius von Bocholtz aus der Linie Ingenhoven (1468-1538) war 33 Jahre Abt des Benediktinerklosters St. Vitus in Mönchengladbach. Er wird als 32. Abt seit der Gründung geführt und gilt als derAbt, der vor allem die Disziplin nach dem Vorbild des Klosters Bursfeld an der Weser gegen erheblichen Widerstand knapp 7 Jahre vor Martin Luthers Thesenanschlag von Wittenberg erneuerte. Bei seinem Tod haderte ein Mönch in überschwenglicher Form mit dem Tod:

0 unermeßlich ungerechter Tod, solche Mittel setzt du ein und raubst in deinem Wahnsinn dem Erdkreis sein Licht: Religion war sein Leben, mit lauterem Herzen diente er Christus und führte die heilige Schar hinauf zu den Gestirnen. Er war ein Gelehrter des göttlichen Rechtes und verfügte über bewundernswerte Urteilsfähigkeiten und die Gabe des guten Rates. Auf der Erde gab es in der Vergangenheit keinen klügeren Menschen. Selbst du, durch seine Weisen berühmtes Griechenland, mußt vor dem plötzlich Dahingerafften zurückstehen.

Es handelt sich hier um einen Lobgesang auf einen Toten, der durch den Vergleich des Verstorbenen mit den Geistesgrößen des griechischen Altertums fast an die Grenzen des Möglichen geht.

(bild)

Das Portralt und Wappen des Aegidius von Bocholtz sind nach der Fundatio des St. Vitusklosters Mönchengladbach des Abtes Knor aus dem Jahre 1717 von Barbara Blix, Lobberich, nachgestaltet.


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Geschichte(n) - auch aus anderen Quellen.