Die Geschichte
der ROKAL-TT Modelleisenbahn

von Manfred Albersmann
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Das neue Profilgleis

Titel des Buches

Spät, vielleicht fast zu spät, brachte ROKAL 1967 ein vollkommen neues Gleis- und Weichenmaterial auf den Markt. Aber trotz 2,4 mm hohen Neusilber-Vollprofilen und schönem Schwellenband blieb für die Fachleute auf dem Gebiet des Modellbahnwesens ein Rest Unzufriedenheit: die herzstücklosen Weichen stellten zweifellos einen Fortschritt dar, doch hielten sie einen Vergleich mit den N-Bahn-Fabrikaten, die doch eigentlich die schärfsten Konkurrenten der TT-Bahn waren, in keiner Weise aus. Insbesondere die Antriebsfrage hätte anders gelöst werden müssen. Was in N möglich war, musste erst recht in TT möglich sein: kleine Spulen mit Endabschaltung. Zumindest konnte man darüber geteilter Meinung sein, ob das Umschaltrelais bei den neuen Weichen wichtiger war, als die Endabschaltung, wobei man jedoch in Betracht ziehen musste, dass auf dem gleichen Platz des jetzigen Antriebes außer kleinen Spulen und Endabschaltung auch noch das Relais (und einiges mehr) untergebracht werden musste, und die Spulen ja gerade deswegen so groß waren, weil keine Endabschaltung existierte. Ebenso unschön (so die MIBA von März 1967) die Umschaltdrehkontakte zwischen den Schienen, die in länglicher Ausführung unauffälliger wären.

Weiche mit Profilglies

Das einzige große Plus der neuen Weichen war die sichere Stromübertragung, so dass auch Loks mit kleinstem Radstand und andere TT-Fabrikate die ROKAL-Weichen ohne Schwierigkeiten befahren konnten. Die Flügelschienen (die gleichzeitig als Zungen fungierten) wurde durch Kontaktstreifen mit Strom versorgt, die von unten gegen die beweglichen Schienenteile drückten. Die Spalte zwischen den Weichenzungen und den Schienen waren im Zuge dieser Maßnahme zwar etwas arg breit, aber über diesen kleinen Schönheitsfehler konnte man im Hinblick auf die dadurch gegebenen Einsatzmöglichkeiten fremder Fabrikate durchaus hinwegsehen. Die herzstücklose Bauweise ließ allerdings ein Aufschneiden nicht mehr zu, was zwangsläufig zum Entgleisen führt, wenn die Weiche nicht richtig gestellt wird. Ein weiterer schwerer Fehler tritt auf, wenn eine Weiche nach einer Kurve eingebaut wird. Dann stoßen Reisezugwagen mit Dachentkupplern gegen die Spulenabdeckung und entgleisen. Daher findet man heute relativ regelmäßig Reisezugwagen ohne Trittstufen. Die neuen Weichen wurden übrigens nicht mehr mittels Gleichstrom, sondern mittels Wechselstrom gestellt.

Gleissystem

Weitgehend unbekannt war auch - und ist es heute immer noch - dass für den Betrieb der Elektroweichen neue Wechselschalter benötigt werden. Bei Verwendung der alten Schalter stehen die Spulen und Permanentstrom und schmoren irgendwann durch. Hierzu gibt es auch einen Beitrag in den Tipps & Tricks

Die neue Kreuzung mit nur ganz kurzen stromlosen Kunststoffstücken gewährleistete zwar einen einwandfreien Fahrbetrieb, wies jedoch im mittleren Kunststoffstück groß und überdeutlich den erhabenen Schriftzug "ROKAL" auf, was sich inmitten eines höchst natürlich gestalteten Anlagengeländes nicht besonders gut "ausmachte". Weiterhin verzichten musste der ROKAL-Freund auf eine bewegliche Doppelkreuzung und Bogenweichen, die bei der Spur N ebenfalls zum Sortiment gehörten und einen eleganten Anlagenbau ermöglichten.

Übergangsgleisstücke dienten zum Anschluss an die bisherigen Gleise und Weichen. Darüber hinaus gab es eine Trenn- und Ausgleichsgarnitur, die an jeder x-beliebigen Stelle in den Gleisplan eingebaut werden konnte. Der neue Prellbock war so konstruiert, dass die Fahrzeugkupplungen unterhalb der Prell-Pufferbohle durchgleiten konnten. Spezielle Anschlussgleise gab es jetzt nicht mehr, dafür wurden (ähnlich wie bei Fleischmann) federnde Gleis-Anschlussklemmen geliefert, die eine Stromzufuhr an jeder beliebigen Stelle der Anlage gestatteten. Ebenfalls neu war das Schaltgleis mit Silberkontakten, das die Auslösung von Schaltfunktionen in beiden Richtungen durch die fahrende Lok ermöglichte, wie beispielsweise das Stellen von Weichen oder Relaisbetätigung.

Alle Formen der Gleise, Weichen und Kreuzungen wurden von der Fa. Fischbach in Ründeroth im Aggertal hergestellt. Diese Firma spritzte auch das gesamte Sortiment. Das Neusilberprofil wurde in Ringen angeliefert, auf einem Pneumatikautomaten gerichtet, evtl. gebogen und abgeschnitten. Diesen Automaten entwickelte Ludwig Heyn neben Hans Blauen (Nachfolger von Paul Schönfeld).

Erstmals neu im Oberleitungssortiment waren der Turmmast mit Quertragwerk und die Trenngarnitur.

Passend zum neuen Gleissystem erschien 1967 das kleine Gleisplanheft mit fünf Musteranlagen, Hinweisen zum Ausbauprogramm und Signal- und Weichenschaltungen. Die Anlage 415 auf dem Titelblatt ist eine der beliebtesten kleinen ROKAL-Anlagen und wurde bereits von vielen Sammlern nachgebaut und jeweils unterschiedlich gestaltet.

Kooperation mit der EGGER-Bahn

Im Jahr 1966 kam es zu einer kurzen Kooperation zwischen ROKAL und der Firma EGGER aus München, die seit 1963 mit Schmalspur-Feldbahnen im Maßstab H0e auf Gleisen mit 9mm Spurweite für Furore sorgte. Für die Nachbildungen der Zillertal-Bahn bezog EGGER die Aufbauten der 2-achsigen Kesselwagen und des 4-achsigen Schotterwagens von ROKAL und stellte diese auf eigene 2-achsige Fahrgestelle. Bereits 1967 kam das Ende der EGGER-Bahn. Durch die hohe Beliebtheit bei Sammlern entschloß sich der Gründer Dr Ing Theodor Egger in den 1990er Jahren, die Bahn wieder zum Leben zu erwecken. Heute wird die Egger-Bahn wieder auf technisch sehr hohem Niveau hergestellt.
Egger Erzwagen grau
Teerwagen Egger
Petrol Egger
Oilwagen Egger

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