Die Geschichte
der ROKAL-TT Modelleisenbahn
von Manfred Albersmann
ständig aktualisierte Online-Version des Buches
Die ROKAL-Modellbahn 1960-1969
Die technisch erfolgreichen Jahre
Als Nachfolger von Otto Gothe wurde im Frühjahr 1960 Heinrich Burkhardt eingestellt. Burkhardt, damals 54 Jahre alt, kam aus Nürnberg. Er war in der Spielwarenbranche tätig gewesen, hauptsächlich im Blechspielwarenbereich - somit kein Fachmann für Spielzeug- oder Modelleisenbahnen. Burkhardt, von untersetzter Gestalt, aufgeschlossen und gesellig, war kein Erfinder, aber fertigungstechnisch mit guten Ideen ausgestattet. Er führte das Team der Konstruktion und Entwicklung unauffällig, konnte zuhören, bildete sich dann seine eigene Meinung. Der "Draht zu Robert Kahrmann" war gut - als neuer Mann ("neue Besen kehren gut") - hatte er kaum Schwierigkeiten, die im Team erarbeiteten Richtlinien durchzusetzen.
Ein Teil der Lokgehäuse und die Chassis waren aus Zinkdruckguss. Die Gehäuse bereiteten in der Gießerei von ROKAL keine Schwierigkeiten. Große Anforderungen wurden aber bei den Chassis an die Stichmaße der Zahnraduntersetzung gestellt. Die Bohrungen mussten mitgespritzt werden, und die dünnen Stifte in der Form waren sehr empfindlich. Das Gießereipersonal war gewohnt, große Vergasergehäuse zu spritzen. Blieb ein Chassis in der Form hängen, brachen die Stifte ab.
Ausschnitt einer ROKAL-Anlage von M. Aurich in Berlin (Anfang 1960)
Burkhardt nutzte seine Verbindungen nach Nürnberg und setzte bei Robert Kahrmann durch, dass alle Chassis bei einer Firma in Nürnberg gespritzt und gratfrei angeliefert wurden. Diese Firma war auf solche Teile spezialisiert, auch hatte man bei ROKAL den Eindruck, dass deren Druckguss in sich homogener war; darüber hinaus waren die Teile trotz der Transportkosten preiswerter als vom eigenen Werk.
Neben der bisherigen Rangierlok, der BR 89 (die es nun auch vereinfacht und preiswert für Anfangsgarnituren gab - als B 1012 (2 Achsen, nur in der Junior C-Packung 1958 und 1959 in schwarz und grün) und B 1027) kam zur XI. Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg 1960 eine weitere C-Lok in das Loksortiment: die BR 80 ("Bulli"), die zur Erhöhung des Reibungsgewichtes in den Wassertanks zusätzliche Bleigewichte bekam.
BR 80 (B 1026) |
BR 89 einfache Ausführung (B 1027) |
BR 89 mit 2 Achsen (B 1012) |
Allen drei kleinen Loks war nun folgendes gemeinsam: an Stelle des bisherigen Motors trat ein neues Antriebsaggregat mit Zahnradübertragung. Damit ging ROKAL grundsätzlich vom reparaturanfälligen Schneckengetriebe ab. Der bekannte Rundmotor war nur noch in wenigen Loktypen vorhanden, war jedoch nach wie vor als Ersatzteil unter der Bezeichnung "UPM 4" (für Bastler) erhältlich.
Auf der Nürnberger Spielwarenmesse 1960 zu bewundern: Zwei neue E 10 vor einem D-Zug
Zur Messe gerade noch fertig geworden war das E Lok-Modell der BR E 10 blau mit dem gleichen Triebwerk wie die V 200, ebenfalls mit wechselnder Stirnlampenbeleuchtung. Drei Licht-Spitzensignale - sowie die Möglichkeit mittels Handumschaltung auf Ober- oder Unterleitungsbetrieb zu fahren machte die Lok - auch in Metalldruckguss gefertigt - zu einem gefragten Stück - allerdings bis 1961 noch mit dem "alten" Schneckengetriebe.
Nun endlich auch in TT-Größe vorhanden: die "E 10" der Deutschen Bundesbahn
Die neuen Güterwagenmodelle (G-Wagen "Kassel" mit Bremserhaus, Kühlwagen, SEEFISCHE-Wagen, Bananen-Wagen) hatten in 1960 erstmals das Oberteil aus Kunststoff. Das Kunststoffmaterial war viel kostengünstiger und problemloser in der Spritzgussfertigung. Außerdem brachte es für die rollenden Artikel erhebliche Gewichtseinsparung und geräuschärmere Laufeigenschaften. Der neue 4-achsige Niederbordwagen (übrigens hat es diesen Güterwagen in der Form nicht bei der Deutschen Bundesbahn gegeben) war leer oder mit "Mannesmann-Röhren" (später auch mit THYSSENROHR und mit PHOENIX RHEINROHR) oder 2 Kfz beladen erhältlich.
Güterwagen "Kassel", Bremserhaus
Güterwagen SEEFISCHE
Güterwagen "BANANES" und Niederbordwagen mit "Mannesmann-Röhren"
Eine kleine Schauanlage für ein Spielwarengeschäft in Lobberich
ROKAL-Fahrzeuge auf dem Messeheft der "Miniaturbahnen"
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