Die Geschichte
der ROKAL-TT Modelleisenbahn

von Manfred Albersmann
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Oberleitung und Hohlprofil

Titel des Buches

Messenalage
Ausschnitt aus der ROKAL Messeanlage von 1953

Für alle Zugpackungen war die Anschlusspackung L11000 (Preis 39,-- DM) bestehend aus Transformator zum Anschluss an ein Wechselstrom-Lichtnetz und einem Fahrregler, in welchem gleichzeitig der vom Transformator gelieferte Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt wurde, erforderlich.

Messeanlage 1954
Die ROKAL-Messeanlage von 1954 auf der nicht nur im Hintergrund die ROKAL-Werke in TT-Größe zu sehen sind, sondern auch sämtliche Neuheiten (Signale, Bahnhofsgebäude, Stellwerk, Gebäude, Bogenlampen und sogar - ganz links - der schmucke Dieseltriebwagen. Beneidet wurden die ROKALer von der Konkurrenz auch von der im Vordergrund ersichtlichen Industrieanlage, die leider nicht zu kaufen war.

1955 überraschte die Fa. ROKAL die Freunde der kleinsten Industrie-Spurweite, die TT-Fans, mit ihrem Oberleitungssortiment (System Vollmer in Baugröße TT). Das erste für den Oberleitungsbetrieb produzierte Fahrzeug war der bereits vorher beschriebene dreiteilige "ET 56", der wahlweise mit Ober- oder Unterleitungsbetrieb gefahren werden konnte. Der ROKAL-Elektro-Triebwagenzug war bei Lieferung auf Unterleitungsstromabnahme geschaltet. Die hierfür erforderliche Gruppierung der Metall- und Kunststoffräder sowie die Stellung des Dachschalters waren in der Betriebsanweisung genau beschrieben.

Sollte der Betrieb des Triebwagenzuges über die Oberleitung erfolgen, so mussten die Drehgestelle umgewechselt werden. Beim Aufspuren musste man darauf achten, dass sich die Metallräder auf der dem Oberleitungs-Anschlussmast gegenüberliegenden Seite befanden. Beim Oberleitungsbetrieb erfolgt die Stromzuführung durch den Oberleitungsdraht und durch ein Gleisprofil und zwar durch das Profil, das dem Anschlussmast gegenüberliegt.

Außerdem mussten beide Schaltkontakte der Dachschalter - von denen sich je einer am Dachstromabnehmer des Motor- und Steuerwagens befand - in Mittelstellung gebracht werden.

2-Zug

Ebenfalls neu in den Fahrzeugpark aufgenommen wurde ein mit zwei PKW's beladener "Tafelwagen". Die im Katalog "Tafelwagen" genannten Fahrzeuge - gemeint sind Flachwagen ohne jeden Aufbau -waren sehr einfach gestaltet, konnten aber von Bastlern als Basis für eigene Aufbauten verwendet werden. Im Spielbetrieb boten sich diese Fahrzeuge zum Beladen an. Die Tafelwagen waren auch die Basis für ROKAL’s Drehschemelwagen. Offene und geschlossene Güterwagen waren grundsätzlich älteren, zweiachsigen Typen mit Holzaufbauten nachgebildet und entweder mit oder ohne Bremserhaus lieferbar.

G201
G 201
G 242
G 242

Die Bakelitgleise waren in der Herstellung und auch im Verkaufspreis zu teuer. So fertigte ROKAL - wie auch andere Modellbahnhersteller - den Unterbau aus bitumengetränkter Presspappe mit Hohlprofilen aus vernickeltem Stahlblech an. Die gefertigten Gleise waren absolut "trittfest" und kosteten in der Herstellung nur die Hälfte. Ein Übergangsgleis war für den Wechsel von "alt auf neu" erforderlich.

neues Schienenmaterial
Ebenfalls 1955 wurde das bisherige Schienenmaterial GB (Gleis-Bakelit) vollständig erneuert.

Die Netzanschlussgeräte erfuhren ebenfalls eine Ergänzung in Form eines preiswerten Fahrpultes, das mit 0,7 A Belastbarkeit etwa die halbe Leistung der größeren Standardgeräte abgeben kann. In diesem neuen Anschlussgerät waren, ein Trafo und ein Regler zusammen untergebracht. Der Fahrstrom wurde durch eine Grobvorstufe eingeschaltet und dann weiter fein geregelt.

Im Sommer 1955 verließ Ludwig Bierl die Fa. ROKAL. Als Meister in der Montage wurde nun Kurt Hey eingesetzt, der sich bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich um die Lok- und Weichenfertigung gekümmert hatte. Im November 1955 veröffentlichte Hans Thorey - freier Mitarbeiter bei ROKAL - im "Modelleisenbahner" einen Artikel unter der Überschrift "Eine Fahrt auf Spur TT", mit dem er dem ostdeutschen Publikum die ROKAL-Modellbahn näher bringen wollte.

Für Thorey stand eigentlich fest, dass Bahnen der Kleinstspurweiten für die ehemalige DDR ein Exportartikel ersten Ranges sein könnten. Der Nenngröße TT sagte er eine große Zukunft voraus. Die Fa. Zeuke & Wegwerth (später dann BTTB und Tillig) haben dies eindrucksvoll bewiesen.

Kurz vor Weihnachten 1955 verstarb Clemens Krumm, der seit 1953 für die Auftragsabwicklung und den Versand zuständig war. Die kaufmännische Leitung übernahm vorübergehend Otto Goebelsmann, der als freier Vertreter neben Johannes Orbon für die Modellbahnabteilung tätig war.

Schauanlage
Schauanlage von G. Kaupisch in einem Hamburger Spielwarengeschäft aus Januar 1955

Am 24. 12. 1955 schrieb das Niederrheinische Tagesblatt u. a. "Am Tag vor Heiligabend muss man allerdings schon an den Muster-Glasschrank gehen, wenn man die vielen Modelle, die ROKAL nach Unterlagen der Deutschen Bundesbahn im Maßstab 1 : 120 für die kleinen und großen Eisenbahn-Fans baut, besichtigen will. Die hohen Regale im Lager und Versandraum sind nämlich leer. Die grünen Tischplatten der Werkstatt, auf den meisten liegt ein Gleisring, wurden für die Feiertage blank geputzt. Der große Sturm der Bestellungen hat alle Bestände weggefegt. In die weihnachtsleeren Räume werden bereits die ersten Kisten mit Gussstücken für die kommende Produktion aus der Gießerei geliefert. Gleich nach den Feiertagen wird auch die Arbeit an den großen Reißbrettern im Konstruktionsbüro weitergehen, denn im Februar-März ist in Nürnberg wieder Spielwarenmesse, und dort sollen die Neuheiten des Lieferprogramms 1956 gezeigt werden. Die Eisenbahner von ROKAL- mehr als die Hälfte sind allerdings Frauen - bilden heute bereits eine 60-Mann-Abteilung in dem großen Werk. Da sie als einzige Firma in ganz Europa nach der international genormten TT-Spur bauen, die sonst vorwiegend in Amerika benutzt wird, sind sie auf ihrem Gebiet konkurrenzlos.

Die Konstruktionsergebnisse machen sich auch Bastler zunutze und kaufen sich zum Beispiel Motoren und Kupplungen für ihre selbstgebauten Wagen. In ganz Deutschland gibt es solche Modellbauer und Klubs, darunter wieder Spezialisten wie die "Oldtimer", die nur "historische" Lokomotiven und Wagen bauen, die in Wirklichkeit über kein Gleis mehr rollen."

Anfang 1956 übernahm Hans Rameckers die Leitung der Modellbahnabteilung. Hans Rameckers war mit der ältesten Tochter (Ilse) von Robert Kahrmann verheiratet. Otto Gothe übergab zu dieser Zeit seine Zeichenmaschine an Heinz Holterbosch, der sich nach der Lehre gut eingearbeitet hatte.


Krokodil
Das Messemodell - noch mit durchgehender Dachleitung - der E 05

Das angesprochene Neuheitenprogramm 1956 wurde durch ein Modell der E-Lok E 05 (1'Co'1) (B 1021) angeführt. Diese ungewöhnliche Neuheit ist in Metalldruckguss angefertigt und grün-schwarz lackiert. Als Motor ist wieder der bekannte ROKAL-Gleichstrom-Permanent-Motor eingebaut. Die Stromabnahme kann sowohl vom Gleis als auch über die Oberleitung erfolgen. Zur Umschaltung sind nur wenige Handgriffe erforderlich.

Von der Gattung E 05 wurden seitens der Bahn zunächst nur 3 Maschinen beschafft, die zur Förderung von 400-t-Zügen auf der Strecke Leipzig-Dessau-Magdeburg bestimmt waren. Dass ROKAL die E 05 und nicht die bekanntere E 04 als Vorbild verwendete, hatte fertigungstechnische Gründe: Als Chassis konnte der vorhandene Rahmen der BR 03 verwendet werden. Die Treibradverkleidung verdeckte die Gegengewichte der auch hierfür verwendeten Dampfloktreibräder. Die Abstände der drei Treibachsen der E 04 sind unregelmäßig, bei der E 05 aber gleichmäßig und deshalb leichter nachzubilden - abgesehen davon, dass die E 05 dadurch gefälliger aussieht. Unterlagen über Baupläne besorgten sich die Konstrukteure von ROKAL bei der Firma Henschel u. Sohn in Kassel.

Die Serie der D-Zugwagen wurde durch zwei weitere Einheiten ergänzt. Es handelt sich um einen Schlafwagen (deutsch D 1217/D 1218) und einen Speisewagen (deutsch D 1219/D 1220) der DSG, die jeweils mit und ohne Beleuchtung lieferbar sind. Außerdem ist seit längerer Zeit eine Beleuchtungseinrichtung zusätzlich erhältlich, falls man sich die Wagen erst ohne Beleuchtung kaufen will. Beide Modelle sind rot lackiert. Baugleich, nur mit dunkelblauer Lackierung, gab es beide Modelle auch als Speisewagen (international D 1221/D 1222) und Schlafwagen (international D 1223/D 1224) der ISG.

1218
Schlafwagen DSG – D 1218
1220
Speisewagen DSG - D 1220
1222
Schlafwagen ISG – D 1222
1224
Speisewagen ISG - D 1224

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