Die Geschichte
der ROKAL-TT Modelleisenbahn

von Manfred Albersmann
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Titel des Buches

Im Jahre 1952 wurde das große Konstruktionsbüro Schönfeld wegen Umbau und Renovierungsarbeiten in ein gerade fertig gestelltes Shed (Fertigungshalle) verlegt. Nach Ende dieser Arbeiten verließen alle Konstrukteure die Halle bis auf Gothe und Thieme. In dieses und das Nachbarshed wurde die gesamte Modellbahn (Fertigung, Ein- und Ausgangslager, Versand, Entwicklung und Konstruktion) untergebracht.

Grundriss
Grundriss der Modellbahn-Produktion (oben) und deren Lage auf dem Werksgelände (unten)

Lage

Zur selben Zeit kam ein technischer Zeichner im letzten Lehrjahr ins Konstruktionsbüro der Modellbahn, der dann ein halbes Jahr später seine Gesellenprüfung ablegte. Heinz Holterbosch, der lernfähig, willig und technisch begabt mit großer Begeisterung alle ihm übertragenen Aufgaben erledigte. Es war eben ein Unterschied, ob man eine Armatur, einen Vergaser oder eine Modellbahnlok zeichnete. Nach einiger Zeit konnte man sein gezeichnetes Teil auf Schienen durch Gelände fahren sehen.

Station
Station Tr 3101 und Kontroller Tr 3501

Noch ein weiterer Mitarbeiter sollte entscheidend zum Erfolg der ROKAL-Modellbahn beitragen: Heinz Schmitz aus dem Nachbarort Süchteln, ein gelernter Elektro-Feinmechaniker. Nachdem er zwei Jahre in der Fertigung hauptsächlich Weichen montiert und justiert hatte, kam er 1952 in die Entwicklung zu Gothe. Dieses Team Gothe-Schmitz arbeitete bei der Weiterentwicklung von Trafos, Reglern, Weichen und Motoren hervorragend zusammen.

Verpackungsabteilung
Verpackungsabteilung 1953

Die "Miniaturbahnen" schrieb im Juni 1953: "TT marschiert - haben wir vor einiger Zeit behauptet. Und dies stimmt nicht nur anhängermäßig, sondern auch im Bezug auf die ROKAL-TT Bahn. Wer die neue 2'C'1 mit den Doppelstockwagen oder vor den Messeneuheiten (Rheingold D-Zugwagen einschließlich Postwagen) fahren sah, ebenso die wirklich ausgezeichneten Güterwagenmodelle, kann das Umsichgreifen der 12-mm-Spur wohl begreifen. Qualitativ dürften die ROKAL-Erzeugnisse viele ausländische TT-Fabrikate schon längst überholt haben. Die Gleise wurden verbessert und mit neuer Schienenverbindung versehen, so dass nunmehr einwandfreie Schienenstöße vorhanden sind.

Ebenfalls neu herausgebracht wurde das Anschlussgerät: Trafo und Fahrregler sind nunmehr getrennt. Während der Trafo für drei Loks ausreichend ist, ist die Gleichrichtung in jedem Fahrregler untergebracht. Eine Umschaltung der Fahrrichtung erübrigt sich, ein Rechtsdrehen bewirkt die Vorwärtsfahrt. Wer sich über die ROKAL-TT Bahn näher informieren will, schreibe bitte nicht wie bisher an uns, sondern wende sich an die Fachgeschäfte bzw. an die Werke selbst. Im Herbst 1953 kommen als weitere Neuerscheinungen auf den Markt: Einheits-Ci-Wagen nebst Packwagen ("Donnerbüchsen"), so dass insgesamt ein ganz respektabler Fahrzeugpark zur Verfügung steht."

Vorführamlage
Die ROKAL-TT Vorführanlage 1953: im Vordergrund der „Blaue Vogel“, wie der Doppeldeckerzug der DB genannt wird.
Auf dem unteren Bildstreifen einer der „Rheingold“- D-Zug-Wagen, der zugehörige Postwagen, sowie die 2’C’1.

1203
1207
1205
D 1203
„Blauer Vogel“
D 1207
„Rheingold“
Postwagen D 1205
„Rheingold“ D-Zug-Wagen

Ebenfalls Ende 1952 kamen die offenen Güterwagen "Essen" beladen mit Kohle, der Kühlwagen, der Südfrüchtewagen, der Güterwagen "Essen" mit Kies beladen und der Güterwagen "Kassel" mit Bremserhaus (G 212) heraus. Der Personenwagenpark wurde um die "Rheingold-Wagen"(Postwagen D 1207/1208 aus Metall-Druckguss, schwarz-blau-grau lackiert - mit und ohne Beleuchtung, D-Wagen D 1205/1206 aus Metall-Druckguss, schwarz-blau-grau lackiert - mit und ohne Beleuchtung) erweitert. Hinzu kamen der Personenwagen BCi (D 1209) und der Packwagen PWi (D 1211). Diese Modelle hatten Wagenkörper aus thermoplastischem Material, während die Fahrgestelle aus Metalldruckguss gefertigt wurden.

205
228
239
G 205
G 228
G 239
206
1209
1211
G 206
D 1209
D 1211

Die Verkürzung der Modelle täuscht darüber hinweg, dass es sich um Nachbildungen der Ackermannschen "Donnerbüchsen" handeln sollte, also um die bekannten, zweiachsigen Nahverkehrswagen mit offenen Übergangsbühnen aus den zwanziger und dreißiger Jahren.

Die Lok und die Wagenoberteile hatten eine erhabene Beschriftung, die anfänglich mit einem dünnen Pinsel von Hand markiert wurde. Ab 1952 wurde mit Foliendruck gearbeitet. Ein weißes oder farbiges Folienband wurde über die Beschriftung geführt. Ein erwärmter Stempel drückte die Folie auf die Buchstaben. Diese Arbeitsweise geschah später (in den 60iger Jahren) mit Stempeldruck wesentlich sauberer und genauer.

Im August 1953 fuhren Gothe und Thieme in einem alten Hanomag (genannt "Hannibal") zur Firma Rückert (RÜCO) nach Coburg. Die Rückerts hatten ein Uhrmachergeschäft und verkauften auch Modelleisenbahnen. Rückert und sein Sohn fertigten in einem Hinterzimmer filigrane Artikel für den Modellbau an. Auf der Nürnberger Messe 1953 kam man über Lieferungen für TT ins Gespräch. Bei dem Besuch von Thieme und Gothe stellte Rückert folgende Muster in TT-Größe vor: Ein- und zweiflüglige elektrische Haupt- und Vorsignale, Standlaternen, Straßenlaternen, Bahnhofsleuchten (zweiarmig) sowie Hochspannungsgittermaste.

Signale

Die Qualität war hervorragend Vater und Sohn mit weiteren Familienangehörigen fertigten diese Artikel in Handarbeit mit nur einfachen Biegevorrichtungen an. Die fertigen Teile wurden verlötet und lackiert. Die Signale enthielten 16 V Kleinst-Glühlampen, denen die niedrigere 12 V-Spannung hinsichtlich Helligkeitsgrad und Lebensdauer zugute kamen. Jedes Stück konnte getrost als Kleinstkunstwerk benannt werden. Diese Geschäftsverbindung hielt von 1953 bis 1963.

Zu einer TT-Modellbahn gehören zwangsläufig auch maßstabgerechte Gebäulichkeiten für den Anlagenbau. So fuhren Gothe und Thieme weiter in den Schwarzwald zu den Gebr. Faller in Gütenbach. Die Fa. Faller war damals schon Marktführer im Modellbau. Beide waren von der Betriebsbesichtung beeindruckt. Die Gebr. Faller kannte man ebenfalls von der Nürnberger Messe. Schnell wurde man sich einig.

Faller
S 836, S 822 und S 835

So erhielt die Firma ROKAL alle Hintergrundhäuschen, Kirche und Wassermühle in H0, denn diese passten ganz gut zum TT-Maßstab. Für einen Bahnhof, Haltepunkt, Stellwerk und ein Tunnelportal nahm Faller die Fertigung auf. Im November 1953 erfolgte die erste Auslieferung. (Ebenfalls erste Holz-/Kartongebäude von Vau-Pe- Bahnhöfe S 801, S 802, Stellwerk S 803)

Bahngebäude

Häuser
Bahngebäude und Häuser aus dem ROKAL-Katalog 1953


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