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Donnerstag, 15. September 2005


Ein wahrer Adrenalinkick: Leben retten im Akkord


Von Daniela Veugelers

Der Adrenalinkick kommt bei Notfalleinsätzen: Im Rettungswagen trotz roter Ampel über die Kreuzung, mit Blaulicht, Horn und größter Vorsicht, damit man nicht selbst zum Notfall wird. In jedem Fall einen kühlen Kopf bewahren, dies ist die Aufgabe der Rettungsassistenten der Rettungswache Nettetal. Seit drei Jahren arbeitet die Nettetalerin Yvonne Hubatsch als erste Frau im Umkreis in diesem Metier.

Ein nicht alltägliches Bild in deutschen Rettungswachen: Derzeit beschäftigt die Rettungswache Nettetal eine Rettungsassistentin und drei Auszubildende zur Rettungsassistentin. Wachstellenleiter Franz Bremus ist stolz auf seine Mädels (v.I.): Sonja Schmitz, Yvonne Hubatsch, Sonja Bühning und Felicitas Steves. Foto: Daniela Veugelers

Seit kurzem hat die Lehrrettungswache Nettetal drei Damen in der praktischen Ausbildung zur Rettungsassistentin, die fast täglich die zwei Rettungswagen (RTW) oder den Krankentransportwagen (KTW) durch den Nettetaler Verkehr zum nächsten Einsatzort lenken. Der "Einbruch" der vier Frauen in die Männerdornäne Rettungsassistent ist für den Leiter der Rettungswache, Franz Bremus, reine Gewöhnungssache.

Das Umfeld der Frauen reagiere sehr positiv auf ihre Arbeit, meint Yvonne Hubatsch: "Zwar kommen immer wieder Fragen: "Wie, du fährst das große Auto?" Aber das ist schon in Ordnung." An die ungläubigen Blicke der Passanten und Angehörigen haben sich die Frauen mittlerweile gewöhnt.

Zum Beruf gehört aber neben der medizinischen Erstversorgung manchmal auch der Einsatz als Psychologe oder Seelsorger. Verängstigte Kranke und ratlose Angehörigebrauchen Trost oder aufmunternde Worte. Da sind Sensibilität und Mitgefühl gefragt. Nicht immer einfach in Situationen, in denen es um Sekunden, in denen es um Leben und Tod geht.

Der Rettungsassistent führt am Notfallort bis zur Ubernahme der Behandlung durch den Arzt oder die Arztin lebensrettende Maßnahmen bei Notfallpatienten durch. Er stellt die Transportfähigkeit des Patienten her, beobachtet die lebenswichtigen Körperfunktionen während des Transports zum Krankenhaus oder hält sie aufrecht. Außerdem befördert er kranke, verletzte und andere hilfsbedürftige Personen unter fachgerechter Betreuung- Nach dem Rettungseinsatz; wird die Einsatzfähigkeit der Fahrzeuge wieder hergestellt, in dem das Auto gesaubert und die Rettungsmittel desinfiziert werden. Außerdem erstellen sie Transportnachweise, Einsatzberichte und Notfallprotokolle.

Als Rettungsiissistentin sind Blut, Spritzen und Krankheiten das "tägliche Geschäft". Nicht  immer jedoch geht es dramatisch zu, wenn man zum Beispiel Krankentransporte durchführt. Dennoch entscheiden sich immer wieder Menschen für diesen lebensrettenden Beruf Die gebürtige Nettetalerin Yvonne Hubatsch absolvierte eine Ausbildung zur Artzhefferin. "In meinem alten Beruf war ich nicht so gefordert wie ich dachte. Ich wollte mehr den Menschen helfen".

Nachdem sie einen befreundeten Rettungsassistenten einen Tag lang bei der Arbeit begleitet hatte, stand für sie fest: "Das will ich auch machen."

Der gängige Ausbildungweg zur Rettungsassistentin geht Über eine zweljahrige Ausbildung, die zum einen aus einem Lehrgang von zwölfmonatiger Dauer mit theoretischem und praktischem Unterricht (insgesamt 1.200 Stunden) besteht, der rnit einer staatlichen Prüfung endet. Es schließt sich eine einjahrige praktische Tätigkeit (insgesamt 1.600 Stunden) in einer Lehrrettungswache wie es die Rettungswache der Stadt Nettetal ist - an.

Yvonne Hubatsch schlug einen alternativen Weg der Ausbildung ein und arbeitete ein Jahr als Sanitäterin und besuchte dann die Abendschule. Denn die schulische Ausbildung muss in der Regel selber bezahlt werden. Als zusätzliche Einstellungsvoraussetzung gilt der Erwerb des Cl-Führerscheins. "Vor dem Hintergrund der großen finanziellen Belastung, muss man schon eine große Portion Idealismus nutbringen", erläutert Franz Bremus.

Als erste Frau in der Nettetaler Rettungswache hatte Yvonne Hubatsch keine Probleme: "Die Kollegen haben mich gut aufgenommen und wenn ich eininal Hilfe bei einem Patienten benötige, dann bekomme ich sie auch", so die Nettetalerin. Dem Beispiel der Rettungsassisterün folgten mittlerweile drei weitere Damen, die zurzeit ihr Praxisjahr in der Lehrrettungswache absolvieren.

Jedoch muss man deutlich betonen, dass dieser Beruf nicht für Jedermann geeignet ist: "Den Praktikanten muss klar sein, was auf sie zukommt", erläutert Franz Bremus. Dass eine Frau den Beruf des Rettungsassistenten jedoch nicht genauso gut, ausführen kann, wie ein Mann, das hält er für Unsinn. "Wenn man bei einem Einsatz einen 120-KiloMann bewegen muss, dann kann man sich ruhig vom Kollegen helfen lassen. Da nützt einem falscher Stolz gar nichts".

Für die 18 Mitarbeiter der Nettetaler Rettungswache, die im Schichtdienst arbeiten, gehört es zum schönsten Erlebnis, wenn man durch seine Arbeit den Menschen helfen kann. "Ich schätze den unmittelbaren Erfolg, wenn man einen Patienten reanirniert hat und er sich später wieder mit seiner Familie unterhalten kann, das macht den Reiz des Berufs aus", so Praktikantin Sonja Schrnitz.

Besonders die Vielfältigkeit im Einsatz macht einen gewissen Reiz des Berufes aus. "Wir haben es ja im Einsatz; mit allen Fachrichtungen der Medizin zu tun, und zu 75 Prozent fahren wir ohne Notarzt zum Einsatzort", erläutert Praktikantin Sonja Bühning. Damit die Rettungsassistenten noch mehr helfen können, gibt es die Möglichkeit einer Notkompetenzausbildung. "Der Vorteil dieser Zusatzausbildung liegt in der Steigerung der Uberlebenschancen", erläutert Wachleiter Bremus.

Im Einsatz gilt für alle Beschäftigten der Werbespruch: Nichts ist unmöglich. "Da wir nicht wissen, was uns erwartet, müssen wir einen kühlen Kopf bewahren", so Praktikantin Felicitas Steves. Denn ihre Arbeit fängt erst da an, wo die von anderen aufhört. Vor allem müssen sie immer mit der Unüberlegtheit anderer Autofahrer rechnen, wenn zum Beispiel die Musik im Auto so laut gedreht ist dass der Fahrer von der Alannfahrt hinter ihm nicht mehr mitbekommt. Im Einsatz gilt: trotz der Sonderrechte hat immer die Vorsicht Vorfahrt." Der Wachleiter kann glücklicherweise auf eine 26-jährige Kariere als Rettungsassistent ohne Unfall zurückblicken.

Das Einsatzgebiet der Nettetaler Rettungswache erstreckt sich auf das Stadtgebiet Nettetal und Boisheim, notfallmäßig Bracht, Viersen und Kempen sowie aushilfsweise im Schwalmtaler Gebiet.


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