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Donnerstag, 29. August 2002


Langweiliges Lobberich?

Lobberich. Die GRENZLANDNACHRICHTEN statteten in dieser Woche der Confiserie Seeger einen Besuch ab und fragten nach den Bedingungen für einen idealen Wirtschaftsstandort Lobberich". Konditormeister Marcel Seeger und Ehefrau Ulrike sehen das Engagement für die eigene Sache und Gemeinsamkeit in lokalen Werbeverbänden als entscheidende Voraussetzungen für ein florierendes Lobberich an. "Wer ein Unternehmen leiten will, muss auch etwas unternehmen", sagt Marcel Seeger.


"Unternehmen kommt von unternehmen"

Langweiliges Lobberich?
Confiserie Seeger verteilt Arbeitskraft auf mehrere Standbeine

Lobberich (ur). Die Leute seien sparsamer geworden, ja. Aber deswegen könne man nicht die Hände in den Schoß 14-, gen und hoffen, dass wieder bessere Tage ins Land ziehen. Sagt Marcel Seeger, Konditormeister, 38 Jahre alt. In der vierten Generation führt er die Confiserie Seeger. Und ist immer auf der Suche nach neuen Ideen, nach weiteren Standbeinen, die sein Geschäft erhalten und im Wettbewerb nach vorne bringen.

"Wenn wir unser gutes Niveau halten wollen, dürfen wir nicht in Lähmung verfallen", sagt Marcel Seeger. Wer ein Unternehmen führen wolle, der müssen auch etwas unternehmen. Dabei gibt es auch Rückschläge zu verkraften. Ende Juli beendete das Caf6 Seeger seine Aktion, auch draußen Gäste zu bewirten. Ausgangspunkt war eine Kundenbefragung, die in der Confiserie Seeger durchgeführt wurde. Man wollte nicht nur die Frage nach der Zufriedenheit der Kunden mit Produkten und Service im Hause Seeger erhalten, sondern wollte auch wissen, ob die Kundschaft an der Bewirtung draußen auf einer Terrasse interessiert seien. Zunächst war die Begeisterung groß", berichtet Ehefrau Ulrike Seeger (34), die die geschäftsführenden Tätigkeiten übernimmt, "doch Ende Juli haben wir die Aktion mangels Nachfrage wieder eingestellt."

Weitere Ideen "zündeten" aber. Vor drei Jahren begannen Ulrike und Marcel sich intensiv um die Aufnahme in die Liste eines Catering-Service zu bewerben. Es waren anstrengende drei Jahre, die sich aber gelohnt haben. Große Unternehmen werden nun mit Feingebäck und Pralinen aus dem Hause Seeger beliefert. Dafür seien Maschinen angeschafft worden, die jetzt auch ausgelastet würden. "Wir freuen uns auf die Mehrarbeit, die vor allem in der Vorweihnachtszeit auf uns zukommt', sagt Marcel Seeger.

Auch das zusätzliche Angebot, Spezialitäten anzubieten, komme bei der Kundschaft gut an. Die hohe Qualität der Ware habe einen großen Freundeskreis gewonnen. Die im Vergleich hohen Preise schreckten die Kunden nicht ab, meint Marcel Seeger, der nicht verhehlen will, dass das Café Seeger schon immer mit einem Hauch von Exklusivität umgeben ist. "Das soll auch so bleiben", ergänzt Ehefrau Ulrike.

1895 gründete Peter Jansen eine Art Gemischtwarenladen, der spätestens in den 40er-Jahren unter der Führung von Franz Seeger zur Feinbäckerei wurde. Ende der 50er Jahre wurde mit Egon Seeger mehr Wert auf Eigenproduktionen gelegt, Pralinen, Torten und weiteres Feingebäck fanden den Geschmack der Lobbericher. Somit ist das Café Seeger ein fester Begriff in der Lobbericher Geschäftswelt. Aber auch heute müsse man ständig die Augen offen halten, Trends beobachten, sich Branchen-übergreifend informieren. Außerdem müsse man sich auf ein gutes Team verlassen können. "Und das haben wir hier", betonte Ulrike Seeger, 17 Personen finden im Café Seeger Arbeit. Einen Auszubildenden führe man zurzeit allerdings nicht. "Wir haben keinen gefunden, der unseren Anforderung entsprach", sagt Marcel Seeger

Ulrike und Marcel Seeger vor ihrem Spezialitätenstand im Café Seeger In der vierten Generation sucht das Ehepaar immer wieder nach neuen Ideen, um die Attraktivität ihres Geschäftes aufrecht zu erhalten.

Foto: Ulrich Rentzsch

Was Lobberich betrifft, so muss es eine konzertierte Aktion geben, um den Handel wieder zu beleben", sagt Marcel Seeger. Die Neu-Lobbericher, die in die Neubaugebiete ziehen, müssten an Lobberich gebunden werden, die Parkplatzsituation kundenfreundlicher gestaltet werden. Im Lobbericher Werbering sollte man sich wieder nach dem Prinzip "Gemeinsam sind wir stark" richten", wünscht sich der Konditormeister, "gute Ideen werden zu oft zerredet."

Obwohl die Lobbericher Fußgängerzone im Vergleich zu anderen Nettetaler Stadtteilen noch relativ belebt sei, sei es ein Fehler gewesen, die Supermärkte "auf die grüne Wiese" zu schicken, so werde das Zentrum kaputt gemacht. Schließlich betrieben zu wenige Hausbesitzer ihr eigenes Geschäft, den Filial-Ketten sei das Lobbericher Schicksal relativ gleichgültig, "Alle müssen zusammen anpacken", vergisst Marcel Seeger nicht zu wiederholen, "um Lobberichs Geschäftsleben wieder nach vorne zu bringen."


Leserbrief:

Liebe Lobbericher: "Ärmel hoch und ran"


Zu: Langweiliges Lobberich, GN vom 22. August

Es passt wieder einmal alles zusammen. In einem meiner "uralten" Leserbriefe habe ich diese Situation schon mehr als deutlich kritisiert. Doch ist es schwer hier die wirklichen Ursachen zu analysieren und auch echte Abhilfe zu schaffen.

Zumindest ist der Bereich "Gastronomie im Innenstadtbereich mit Freiluftambitionen" in den letzten Jahren sehr zum Stiefkind geworden und kann nicht aus dem Stand wieder zum beliebten "Objekt" erweckt werden. Die Menschen haben sich sehr an die mittlerweile schon fast übliche "Vereinsgastronomie" gewöhnt und hier passt nahtlos auch die in der gleichen Ausgabe zu lesende und m.E. falsche Einschätzung des Lobbericher Ortsvorstehers hinzu, dass man in Vereine eintreten muss, um die Stadt zu beleben.

Hier ist, so glaube ich, Aufklärung und Motivation an erster Stelle gefordert, denn alle Bürger sitzen bei schönem Wetter auf ihrer Terrasse oder dem Balkon (wenn vorhanden) und nicht in den nicht vorhandenen Biergärten der Stadt. Kommuniziert wird nicht mehr beim persönlichen Zusammentreffen im Straßencafé, sondern per SMS, Email, Handy usw. Man muss ja gar nicht in die Kneipe, denn das Telefon ist ja "am Mann / an der Frau" und das reicht zur Kommunikation. Die Gastronomie hat es auch immer schwerer, diese Trends auszuhebeln und die Kommune tut ihr übriges, um diesen Sachstand nicht unbedingt zu verbessern. Das alte Schlagwort von Helmut: "Runter vom Sofa und rein in die Kneipe" ist zumindest für Lobberich nicht mehr zutreffend.

Nur durch echtes Engagement aller Seiten und natürlich eine Akzeptanz von Seiten der Bürger, denn ohne Konsum in den vielleicht neu entstehenden Objekten gastronomischer Begeisterung kann ein solches noch zu erstellendes Konzept nicht überleben. Dann verstehe ich nicht die wiederum von Herrn Post vertretene Meinung, dass z.B. Geschäfte wie Plus nichts in der Innenstadt zu suchen haben. Wo bitteschön soll der kleine Bürger, der verarmte Rentner, der Arbeitslose und und, und .... denn sein, wenn auch abgepacktes, Fleisch preiswert einkaufen? Die Preise der beiden in Zentrumsnähe verbliebenen Metzger mag nicht jeder bezahlen können und die Oma nebenan kann auch nicht unbedingt bis Esch laufen.

Also, liebe Lobbericher: "Ärmel hoch und ran". Vielleicht haben wir dann schon bald eine lebendige Einkaufsstadt mit einigen netten Kneipen in der Fußgängerzone, in deren Biergärten wir bei schönem Wetter auch bis nach 22 Uhr (oder kommt sonst der Horst?) sitzen können. Es ist sicherlich nicht damit getan, die Bürger nur bei sogenannten "Big Events", die ja zum Beispiel bei Herrn Post auch sehr beliebt sind, auf die Straße zu bekommen und ein Turmtest alleine (Breyell) macht noch keinen Sommer.

Hans Peter Killeit, Falltorfeld 21, 41334 Nettetal-Lobberich


Leserbrief:

Nettetals Stärken müssen aktiv gefördert werden


Zu: Langweiliges Lobberich, GN vom 22. August

Lobberich mag ja für den jenigen eine Einkaufstour wert sein, für den in puncto Beratungsqualität zum Beispiel in einem Drogeriemarkt am Platze durch Vorlesen der Verpackung das Höchstmaß der Gefühle erreicht ist, oder aber ein ausgewogenes Produktsortiment im Schaufenster der einschlägigen An- und Verkaufsgelegenheiten zur vollen Zufriedenheit führt. - Aber welche überzeugenden Vorteile bietet der Ortsteil (sowie die Stadt als ganze) für die Konsumenten, die weitergehende Ansprüche haben?

Wenn also vom Durchschnitt der Geschäfte dahingehend keine Argumente geboten werden, bliebe ja noch die Hoffnung auf einen Wettbewerbsvorteil (und Motivator) über den Preis - was, wie beschrieben, in der aktuellen wirtschaftlichen Situation eine nicht zu verachtende Säule darstellt.

Ganz "groß" erscheint mir in diesem Zusammenhang die Idee von Herrn Post, Lebensmittelketten auf die grüne Wiese zu verlegen. Welche wirtschaftlichen Gedankengänge muss man zurücklegen, um dies zu propagieren? Was soll den Otto Normalverbraucher nach der Umsetzung dieses Planes ermuntern, noch "mal eben" in die Innenstadt zu fahren? Die nicht vorhandene Erlebnisgastronomie? 08-15-Weihnachts-Ramschmärkte mit gähnender Leere? Oder etwa die einladend-idyllische Gestaltung der Fußgängerzone?

Völlig deplaziert ist hierbei der Vorschlag von Herrn Post, die zu erledigende Drecksarbeit den der Heimat entwurzelten Mitbewohnern Nettetals aufzuerlegen. Zugegeben, die Erfahrung zeigt, dass das angebotene Gastrecht - aus welchen Gründen auch immer - vielfach missbraucht wird. Aber was wollen Sie, Herr Post, mit dieser Zwei-Klassen-Gesellschaft erreichen? Die Wiedereinführung einer anachronistischen Gesellschaftsordnung aus den verfilmten Südstaaten-Romanzen?

Und wieso kann es sich unterdessen der durchschnittliche deutsche Sozialhilfe-Empfänger mit Bärbel Schäfer und Vera am Mittag in seinem Wohnzimmer bequem machen? - Weil alles andere gegen seine Menschenwürde verstößt?

Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Ich lebe gerne in meiner Geburtsstadt Nettetal, weil sie neben einem hohen Erholungswert auch eine gute Verkehrsanbindung an die interessanten Einkaufs- und Arbeitsmöglichkeiten bietet. Ebenso ist die soziale Komponente unter anderem in Form der erwähnten funktionierenden und vielfältigen Vereine als weitere Lebensqualität nicht zu verachten.

Dies sind Nettetals Stärken und daher müssen sie weiterhin aktiv gefördert werden. Doch sollten wir uns von der Vorstellung lösen, Nettetal als Einkaufsparadies quasi aus dem Dornröschen-Schlaf zu erwecken. Das würde voraussetzen, dass sich um eine Prinzessin bemüht werden würde. Viel reeller erscheint mir da allerdings der "Froschkönig", wobei das Ende der Geschichte nun wirklich Grimm's Märchen sind.

Claudius Förster, Biether Straße 21, 41334 Nettetal


Leserbrief:

Negative Entwicklung war vorherzusehen


Zu: Langweiliges Lobberich, GN vom 22. August

Zu dem o. g. Bericht erlaube ich mir, mich zu Wort zu melden. Die Einzelhandels-Situation, die wir heute im Lobbericher Ortskern vorfinden, spiegelt genau das Szenario wieder, vor welchem der Lobbericher Einzelhandel und Werbering schon seit mehr als 10 Jahren immer wieder gewarnt hatten. Attraktive Supermärkte im Außenbereich des Ortskernes ansiedeln zu lassen, erzeugt ein Handelsvakuum für den Ortskern. Der Verbraucher deckt seinen täglichen Bedarf beispielsweise im Bereich Rosental, wo Firmen wie Aldi und Esch Fuß gefasst hatten und haben, und erhalten damit gar keine Gelegenheit mehr, das Angebot für den mittel- und langfristigen Bedarf, welches in den Einzelhandelsgeschäften im Ortskern bereit gehalten wird, überhaupt zu erfahren.

Über die Entwicklung, die sich heute offenbart, sollte sich niemand wundern. Es war dies vorauszusehen, vorausgesagt und andernorts bereits mit großem Schmerz durchlebt. In den USA gibt es eine erhebliche Anzahl von Städten mittlerer und kleiner Größenordnung, die heute auf dem gleichen Weg ihren ehemals lebhaften und handelsträchtigen Ortskern zu Geisterstädten umgewandelt vorfinden, da wettbewerbsfähige Supermärkte in den Aussengürteln dieser Städte angesiedelt wurden. Als Beispiele, welche ich selbst erleben konnte, sei genannt Kalamazoo und Battle Creek, Michigan, USA.

Was her muss, ist die Planung und Umsetzung einer "konzertierten Ortskernstruktur". Damit ist gemeint, dass Supermärkte, welche vom Verbraucher für die Befriedigung des täglichen Bedarfs in Anspruch genommen werden, im Ortskern angesiedelt werden und damit in direkter Nachbarschaft der Anbieter des mittel- und langfristigen Bedarfs.

Unternehmen wie Lidl oder Aldi fernab des Ortskerns auf ehemaligem Niedieckgelände oder Vutz & Friedrichsgelände ansiedeln zu lassen, mag sicher anderen Herausforderungen entgegenkommen, aber trägt nicht zur Milderung der bestehenden Einzelhandelsprobleme und Attraktivität des Ortskerns bei. Unternehmen dieser Art müssen mitten im Ortskern angesiedelt sein, um damit dem Verbraucher und allen beteiligten Handelsunternehmen die Chance zu geben, sämtliche Angebote räumlich zusammengefasst zu offerieren und seitens des Verbrauchers zu erfahren und in Anspruch zu nehmen.

Es bedarf dies sicher einer entsprechenden Planung und Gestaltung der Infrastruktur im Ortskern von Lobberich mit Hinblick auf wettbewerbsfähige und ausreichend dimensionierte Verkaufslokalflächen, Parkplätze und Anfahrtmöglichkeiten. Die Grundlagen dafür sind im Lobbericher Ortskern vorhanden.

Die Feststellung, dass "es in ganz Deutschland mit dem Einzelhandel bergab geht", hilft da auch nicht weiter, und dass "der Buerger zu wenig Geld in den Taschen hat" ist m. E. nicht ohne weiteres zutreffend, wenn ich mir die derzeitigen Ergebniszahlen der Firma Aldi vor Augen fuehre (zuletzt berichtetes Geschaeftsjahr: bestes Ergebnis nach Steuern seit Bestehen!).

Peter Bongartz
Lane 688, Qing Xi Road, Shanghai 200336, China
Tel.: 0086-138-1766-3562, Fax: 0086-21-3208-0251
e-mail: pwbbongartz@aol.com


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