Geschichte des Kirchenchores St. Sebastian Lobberich 1841-1941

„Im Dienste der Pfarre St. Sebastian 1875-1918”

Buch S.47

Gregorianischer Choral und Volksgesang um 1900

In St. Sebastian sang um 1905 eine Choralschola aus dem „Graduale Romanum", das auf die „Editio Medicaea" von 1614 zurückging, regelmäßig im sonntäglichen Gottesdienst (Hochamt). In der Folge de „motu proprio" von 1903 und des Erscheinens der „Editio Vaticana" (Kyriale 1905, Graduale 1908) setzte bei den Sängern eine große Choralbegeisterung ein, die dazu führte, daß für den 12. April 1911 durch die örtliche Presse zu einem öffentlichen Einüben der Choralgesänge zum österlichen 40stündigen Gebet eingeladen wurde. Dabei verwandte man die „Vesperae summorum festorum'', Ausgabe Schwann. (36)
Vom 19. bis 21. April 1911 führten Domvikar Königs - ab 1915 Pastor von Breyell - und Seminarlehrer Manderscheid in Kempen etwa 135 Chorleiter und Organisten aus den Dekanaten Kempen, Geldern, Kalkar und Kleve in die Choralschrift de neuen Vatikanischen Chorals ein und übten mit den Anwesenden. (37).
Es ist für diese Zeit nicht genau bekannt, wer außer dem Kantor Andrae (seit 1884), dem Hilfsorganisten Heinrich Schmitz (seit 1904 Mitglied des Chores) und dem Organisten Kamper am Choralgesang beim sonntäglichen Hochamt in St. Sebastian teilnahm.

Über den Volksgesang in der Kirche wissen wir nichts. Wahrscheinlich sah der Chor keine besondere Aufgabe darin, neue Lieder in die Gemeinde einzuführen. Vom Dekanatsort Kempen ist bekannt, daß dort nach Erscheinen des neuen Gesang- und Gebetbuches für die Diözese Münster im Jahre 1897 erstmalig ein bestimmtes Buch im Gebrauch war. Bis dahin waren nur wenige Kirchenlieder aus verschiedenen Gesangbüchern bekannt. Der Kempener Chronist schreibt: „Das Volk beteiligte sich wenig am Gesang der Kirchenlieder; es hatte auch wenig Gelegenheit zum Mitsingen. Sonntags beschränkte sich der Volksgesang auf die Frühmesse, wo zu Anfang, nach der Wandlung und zum Schluß je eine Strophe gesungen wurde und auch je eine Strophe nach dem Hochamt und der Vesper. An Werktagen wurden bei den Schulmessen einige Strophen gesungen; beim 13- und 40stündigen Gebet wurde nur während der Betstunde für die Schulkinder gesungen." (38)


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