Eisernes Buch
der Gemeinde Lobberich (1929)
- Krieg und Presse -
Seite 159
Wohl zu keiner anderen Zeit trat die Bedeutung der Presse so zu Tage wie im Weltkriege. Da gebührt auch der Lobbericher Presse, der Zeitung „Rhein und Maas“, der Ruhm, einer der wichtigsten Faktoren gewesen zu sein, die für des Vaterlandes Ehre und der Lobbericher Bürgerschaft Wohl schafften und kämpften.
Schon gleich bei Beginn des Krieges schloss, wie bereits früher schon gesagt, der Verlag „Rhein und Maas“ mit dem Wolff‘schen Telegraphenbüro einen Vertrag ab, nach dem ihm die telegraphischen Kriegsnachrichten sofort auf direktem Wege zugingen. Diese wurden dann der Bürgerschaft Lobberichs auf Aushängetafeln am Geschäftslokale und durch Sonderblätter unverzüglich bekanntgegeben. So stand nun die Rhein und Maas während der Kriegszeit wie ein treuer Wächter auf hoher Warte; sie stieß ihr Signale in‘s Horn, des Kaisers Befehle kundzugeben und den Bürgern alles mitzuteilen, was zu wissen ihnen notwendig oder dienlich war. Sie vermittelte ihnen die Berichte des Hauptquartiers, gab ihnen Kunde vom Kriegsschauplatze, von Siegen und Verlusten, von Auszeichnung und Heldentod Lobbericher Söhne; sie teilte den Bürgern stets das Wissenswerteste von Handel und Gewerbe, von Wohlfahrtseinrichtungen und Rechten mit. Sie riet, warnte, ermahnte, belehrte, tröstete und half auch durch Aufruf zu werktätiger Hilfe, durch Veröffentlichung der seitens der Gemeindevertretung für das Gemeindewohl getroffenen Vorkehrungen und der vielen Bekanntmachungen auf dem Gebiete der Zwangs- und Nahrungsmittelbewirtschaftung, durch Einrichtung einer Auskunftsstelle, Vermittlung von Arbeitsstellen und Errichtung von Sammelstellen für wohltätige Zwecke. Um die Verbindung der Lobbericher Kriegsangehörigen mit der Heimat aufrecht zu erhalten, schickte der Verlag diesen ihre Heimatzeitung zu dem ermäßigten Preise von monatlich 25 Pfennig. Da den deutschen Zeitungen der Weg in‘s neutrale Ausland nicht versperrt war, dementierte die „Rhein und Maas“ als Grenzbote in Holland alle feindlichen Verdächtigungen und falschen Kriegsberichte und trug damit zur Verteidigung des Vaterlandes Ehre weit über Deutschlands Grenze bei.
Leider blieb auch die Lobbericher Presse von der Kriegsnot nicht verschont, sie erfuhr diese vielmehr in hohem Maße. Es währte, nicht lange, da machte sich schon ein Mangel an Druckpapiere fühlbar, weil die zur Herstellung erforderlichen Rohstoffe nicht hinreichend beschafft werden konnten. Infolgedessen stieg der Papierpreis immer höher. Die Heimatpresse hatte während der langen Kriegszeit große Schwierigkeiten zu überwinden, und die Gemeinde Lobberich ist ihr daher zu großem Danke dafür verpflichtet, dass die damals mit nur geringem Verdienste ihre Existenz und Schaffensmöglichkeit zum Wohle der Bürgerschaft Lobberichs und im Dienste des Vaterlandes sicherte.
Zur Ergänzung des Vorstehenden ein Inserat aus „Rhein und Maas“ aus dem Monat August 1915:
An unsere Abonnenten!
Da ein Teil unseres technischen Personals unter die Waffen gerufen ist, wodurch wir unseren Setzmaschinenbetrieb einstellen mussten, sehen wir uns gezwungen, wie auch alle anderen Zeitungen, in dem umfange unserer Blätter Einschränkungen eintreten zu lassen. Die Beilage „Am Wegesrand“ fällt bis auf weiteres aus. Dagegen wird unsere Zeitung pünktlich Mittwochs und Samstags weiter erscheinen und für die prompte Zustellung wird der Verlag bemüht blieben. Wir bitten unsere Abonnenten, uns auch in dieser schweren Zeit treu zu bleiben. Bringen wir doch ganz erhebliche Opfer, um den Nachrichtendienst so reich zu gestalten, als es die gegenwärtigen Verhältnisse zulassen. Wenn die bisherige Unterstützung uns von unseren Abonnenten erhalten bleibt, werden wir in der Lage sein, auch weiterhin die so dringend gewünschte Berichterstattung aufrecht zu erhalten. Extrablätter in großer Zahl regelmäßig zu verteilen, ist uns bei der jetzigen Verringerung des Personals nicht mehr möglich. Wir werden in Zukunft nur noch Meldungen von ungewöhnlicher Tragweite durch eine Anzahl Extrablätter verbreiten. Dagegen werden alle wichtigen Nachrichten sofort nach ihrem Eingange an der Geschäftsstelle angeschlagen.
Verlag und Redaktion der Zeitung „Rhein und Maas“.
Infolge der Erklärung des Kriegszustandes war für den Umfang des Deutschen Reiches für die Presse eine besondere Zensur eingerichtet worden, um zu vermeiden, dass Mitteilungen von Truppenbewegungen, über das Erscheinen von Flieger, Fahrzeugen, über Größe und Umfang der Verteidigungsmittel usw. an die breite Öffentlichkeit kamen und dem Feinde bekannt wurden, der sie dann in seinem militärischen Interesse hätte ausnutzen können. Damit die Durchführung dieser Maßnahmen bestimmt erfolgte, war die Ortspolizei angewiesen, den am Platze erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften gegenüber die Zensur zu handhaben. Auch „Rhein und Maas“ war demgemäß verpflichtet, vor Drucklegung der Zeitung einen Probeabdruck der Lobbericher Polizeibehörde vorzulegen. Dasselbe galt auch bezüglich der Herausgabe von Sonderblättern. An sich lag die Handhabung der Zensur nicht im Interesse der Presse, da diese auf eine möglichst schnelle Vermittlung der Nachrichten Wert legte. Die Schnelligkeit des Nachrichtendienstes litt unter dieser Maßnahme, aber sie war notwendig im Interesse der militärischen Sicherheit.
Der deutsche Buchdruckverein beschloss eine Erhöhung der Drucksachenpreise von 1. Juni 1917 ab und zwar für laufende Werke, Zeitschriften und Zeitungen um 33%, für neue Werke, Zeitschriften und Zeitungen um 40%, für alle übrigen Werke um 50% auf den geltenden Buchdruckpreistarif.
Ab 1. Januar 1918 wurde der Bezugspreis der „Rhein und Maas“ um 10 Pfg. je Monat erhöht, sodass von diesem Zeitpunkte ab der Bezugspreis je Monat 45 Pfg. und mit der Beilage „Sterne und Blumen“ 55 Pfg. betrug.
Wie allen anderen Gewerben, so fügte der Krieg auch den Zeitungen erhebliche Schäden zu, sodass zahlreiche mittlere und kleinere Zeitungen unter der Wucht der Verhältnisse, durch den Mangel an Fachpersonal, sowie durch die in´s Unendliche gestiegenen Umkosten zum Erliegen kamen. Selbstverständlich war die Einwirkung des Krieges auf die einzelnen Zeitungen durchaus verschiedenartig. Die mittleren und kleinen Pressen verloren den größten Teil der Anzeigen, während die Großstadtzeitungen durch die bessere Wirtschaftslage immer noch über einen erheblichen Umfang an Anzeigen verfügten und hieraus nennenswerte Einnahmequellen erzielen konnten.
Nach einer vom Staatssekretär des Reichspostamtes im August 1918 veröffentlichten Mitteilung an den Verein deutscher Zeitungsverleger stellten von den in deutscher Sprache herausgegebenen Zeitungen und Zeitschriften seit dem Kriegsausbruch ihr Erscheinen ein: Dauernd 2042 Zeitungen, darunter 539 politischen Charakters, vorübergehend 1530, darunter 359 politische, zusammen 3572, darunter 898 politische Blätter. Dem Rückgang stand ein Zuwachs von 1765 Zeitungen gegenüber. Bei insgesamt etwa 9000 deutschen Zeitungen und Zeitschriften waren also bei über einem Drittel Veränderungen eingetreten.
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