Das schwere Leben des Malers Em Oelieden

Zur Ausstellung im Suermondmuseum

Westdeutscher Beobachter 1943

Als Em - geburtsurkundlich Emil - Oelieden, aus dessen Nachlass an Zeichnungen und Aquarellen die jetzige Kunstschau im Suermondtmuseum stammt, 50 Jahre alt wurde, schrieb O. Steinbrink in der "Deutschen Reichszeitung ": "Im ganzen Rheinland dürfte schwerlich ein Zweiter leben, der als Zeichner und Maler sich mit ihm messen könnte." Eine Überschwänglichkeit als Geburtstagsgeschenk? Die Ausstellung im Suermundtmuseum bestätigt, dass Oelieden wirklich eine der stärksten künstlerischen Persönlichkeiten hier im Westen war.

Der Künstler wurde am 22. November 1875 zu Lobberich am Niederrhein geboren. Der Vater starb früh. Der Junge wurde Maurer. Der Beruf führte ihn nach Flandern, England, durch ganz Deutschland.

Schon bald regte sich in ihm die Berufung zur Kunst. Keramik und Metallschmuck sind das erste, woran sich seine formende Kraft wagt. Im Jahre 1906 finden Ausstellungen seiner Arbeiten in Düsseldorf, Wiesbaden, Hamburg Beachtung und Anerkennung.

Ein reicher Hamburger Kaufmann weist das vielversprechende Talent auf die auf alte arabische Keramik hin und ermöglicht ihm eine Studienreise nach dem Süden. Zu Pferd durchquert Oeliden Portugal und Südspanien, schifft sich nach Marokko ein, gelangt nach Fez und von dort zurück über Tanger, Granada, Madrid, Sevilla, Lissabon nach Hamburg.

Schon in Düsseldorf hatte er zu malen und zu zeichnen begonnen; nun besucht er die Akademien in Berlin und Paris, geht dann nach Antwerpen und München, wo er (1912 -13) die ersten durchschlagenden Erfolge erringt.

Die Hochzeitsreise führt ihn in die Schweiz, nach Italien.
In Rom erkrankt er am Sumpffieber und muss in die Heimat zurück - in ein Bonner Krankenhaus.

Bei Ausbruch des Weltkrieges wohnt und malt er in Flandern; er muss in Nacht und Nebel mit seiner schwerkranken Frau flüchten und kommt gänzlich mittellos in Deutschland an. In München, wo sie Heilung sucht, stellt der Maler unter anderem seinen Zyklus "Mutter und Kind" zum ersten Mal aus und findet damit eine überaus glänzende Kritik. Die Stadt kauft ein großes Ölgemälde, den "flämischen Bauer", und die Zeitschrift "Hochland" bringt mehrere Frauenstudien von Oeliedens Hand.

Im Jahre 1916 stirbt ihm die Frau.
Wieder greift der Rastlose zum Wanderstab, geht in die Eifel, nach Belgien, nach Bayern, wo er - es ist inzwischen "Friede" geschlossen worden - in der Schwester seiner Frau die zweite Gattin findet. Er ist heimatlos in der Heimat geworden.

Endlich bietet sich in Odert bei Morbach auf dem Hunsrück eine baufällige Hütte als Heimstätte.
Jahre harter Not und härterer Arbeit folgen. Den "besten Hochwaldmaler" nennt ihn 1922 eine Trierer Zeitung.

Finnländische Freunde laden ihn ein, sie zu besuchen. Er macht sein bewegliches Hab und Gut zu Geld und begibt sich auf die Nordlandreise. Nach längerem Aufenthalt in Finnland zieht er durch Schweden, durchs Eismeer, durch Lappland, schlägt auf der Lofoteninsel seine Wohnhütte auf und gelangt bis hinter Tromsö...

In Paris hatte er mit Künstlern Hoetger und Lehmbruck zusammengearbeitet und den großen Plastiker Rodin kennengelernt, und es ist Vieles in seinen figürlichen Zeichnungen, was an die Hand eines Bildhauers erinnert.
Eine Reihe von Ausstellungen in Berlin (1922), Reval, Düsseldorf, Bonn, Aachen (1926) anderen Städten brachten ihm hohe Anerkennung und als raschelnden Lohn das wie Schnee in der Sonne dahinschmelzende Inflationsgeld jener fruchtlosem Jahre. Aus einem kleinen Häuschen am Rhein trieb ihn eine Überschwemmung.

Die Heimat hatte nicht Wohnung noch Werkraum für ihn. Mit Frau und Kindern immer auf Wanderung und malte er in allen Ländern Europas und als ihm die Stadt Bonn schließlich ein Atelier und ein bescheidenes Heim eingerichtet hatte, da riss in der Tod aus einem an menschlicher Not wie an künstlerischer Ernte schweren Leben.

H.


westdeutscher Beobachter


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