Veranstaltungen: |
![]() |
Rückblick Veranstaltungen 2024:
8. September:
Historiker Prof. Dr. Wessel: "Lobbericher Gaslicht: Denk mal!"
Professor Wessel referierte auf Einladung des Lobberland e.V. im Pfarrsaal "Brücke" über die Denkmalwürdigkeit des Gaslichtes
Er nannte zahlreiche Beispiele, in denen heute teils als Weltkulturerbe anerkannte Bauwerke auf der Kippe standen und abgerissen werden sollten:
1. Hohenzollernbrücke in Köln
"Kein Mensch betrachtete damals die Brücke als Denkmal. Erst mit dem Bau des zeitgenössisch anmutenden Museums Ludwig und der grundlegenden Umgestaltung des Bereichs um den Hauptbahnhof, Ende der 1970er /Anfang der 1980er Jahre, erkannte man den Denkmalwert der Hohenzollernbrücke und stellte sie schließlich Ende des 20. Jahrhunderts als Denkmal unter Schutz. "
2. Müngstner Brücke
"Vor gut 20 Jahren sollte die Brücke nach den Plänen der Deutschen Bahn abgerissen und durch eine moderne Konstruktion ersetzt werden. Erst nach einem positiven Gutachten des Landschaftsverbands Rheinland, das eine grundlegende Sanierung befürwortete, gab die Deutsche Bahn AG nach und erlaubte eine umfassende Ertüchtigung des denkmalgeschützten Bauwerks. Diese erforderte einen finanziellen Aufwand von mehr als 30 Millionen Euro und zog sich bis 2021. Zur Zeit bemüht man sich, die Brücke – gemeinsam mit anderen europäischen Brücken vergleichbarer Konstruktion – als Teil des transnationalen Welterbes anerkannt zu erhalten. "
3. Pariser Eiffelturm
"Nachdem man sich nach langen Diskussionen und heftigen Protesten endlich dazu durchgerungen hatte, anlässlich der Weltausstellung von 1889 den Eiffelturm zu errichten, geschah das mit der Auflage, dass dieses zwar technisch herausragende, aber „kulturlose Ungetüm“ nach 20 Jahren wieder restlos entfernt würde. Nach dem Ablauf der Bestandsfrist erhob niemand mehr die Forderung nach einem Abriss."
Professor Wessel führte weiter unter anderem aus:
Denkmalwert
"Denkmalwert entsteht bereits mit dem Alter eines Gegenstands. Viele heutige Denkmäler sind nicht als solche errichtet worden. Nicht selten hatte man ihnen einen nur zeitlichen Nutzen zuerkannt und ihren späteren Abbau bereits eingeplant. Denkmalwert hatten sie später bereits aufgrund ihres Alters. Es steigerte ihren Wert als Denkmal, wenn sie inzwischen einzigartig geworden waren. Und dieser Wert konnte noch zunehmen, wenn sich der Gegenstand beispielsweise durch eine Form auszeichnete, die in ästhetischer Hinsicht besonders war, wenn er eine optimale Funktion hatte und vor allem dann, wenn der Gegenstand Zeugnis für eine bestimmte Entwicklung geben und das, was geworden war, erklären konnte. Letzteres ist wegweisend, denn man steht nur dann fest in der Gegenwart und kann aus ihr heraus in die Zukunft wirken, wenn man die Vergangenheit kennt und weiß, wie das, was ist, entstanden ist. Wir tragen daher Verantwortung für das, was uns übergeben und anvertraut wurde. Wir sollten uns immer vor Augen halten, dass der Wert eines Gegenstands oft erst später erkannt wird, manchmal zu spät. Was entsorgt wurde, das ist für immer verloren. Ein Original ist durch keine noch so gute Replik zu ersetzen. "
die Geschichte kennen
"Wer die Geschichte des Gaslichts nicht kennt, der versteht auch nicht, was die industrielle Revolution bewirkt hat. Sie war es, die eine Verarmung der rasch wachsenden Bevölkerung verhindert und eine Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft in Gang gesetzt hat, die bis heute nachwirkt und deren Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. Das Gaslicht war Anfang des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Erfindung – technisch und wirtschaftlich."
kulturelles Erbe
"Es gilt, das, was für Lobberich von herausragender Bedeutung gewesen ist, zu bewahren. Das Gaslicht gehört zu Lobberichs kulturellem Erbe und verdient es, sorgsam erhalten und gepflegt zu werden."
"in situ" - an Ort und Stelle bewahren
"Das Gaslicht steht für bzw. repräsentiert einen bedeutenden Teil der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Gemeinde. Das Gaslicht ist in des Wortes wahrer Bedeutung „Wahrzeichen“ sowie anschaulicher wie „fassbarer“ und erzählender „Zeitzeuge“ der Geschichte Lobberichs. Wahr und in ihrer Erzählung am ergiebigsten sind Denkmäler, wenn sie dort verbleiben können, wo sie aufgestellt und gebraucht wurden – die Fachleute haben dafür einen besonderen Ausdruck; sie sprechen von „in situ“ (am angestammten Platz); dazu gehört auch, dass Gaslaternen dort wieder aufgestellt werden können, wo sie einmal gestanden haben. Ihr Aussagewert wird zusätzlich gesteigert, wenn das Denkmal in Funktion ist; das heißt im Falle der Gaslaternen, dass sie mit der ihr eigenen Energie und sanften Strahlkraft leuchten.
Es ist keineswegs übertrieben, sondern entspricht uneingeschränkt der Wahrheit: Ohne das Gaslicht wäre Lobberich nicht das, was es heute lebens- und liebenswert macht. Die Gaslaternen sind das anschauliche kulturgeschichtliche Zeugnis des industriellen Aufschwungs und des ungewöhnlichen Wohlstands der Kleinstadt Lobberich."
Der Vortrag ist in einem Sonderdruck der Seiten 29-38 des Vereinsmagazins des "Progaslicht e.V. "der Zündfunke" hier zu downloaden
Mehr zum Gaslicht in Lobberich: https://lobberi.ch/gaslicht