Lobberland e.V.Lobbericher:Vitaminreich und zum Anbeißenhttp://lobberi.ch/moehren |
Inhalt:
- Geschichte
- "Lobbericher Jru-ete Jeele" und "Sötelsche Muureso-at"
- Gärtnerische Tipps
- Fotos: Lobbericher in der Welt
Wir stellen vor: Die große gelbe Lobbericher Möhre
Im Frühjahr eines jeden Jahres stellt der Lobberland e.V. seit 2006 kostenfrei Saat zur Verfügung.
Der Name:
Daucus
carota sativus L. = Pastinakenart Karotte, kultivierte, nach der Erstbeschreibung durch Carl von Linné (Autorenkürzenl "L") im 18. Jh
Heute zählt Daucus
carota (oder Pastinaca silvestris, Gelbmöhre) allerdings nicht mehr zu den Pastinakenarten.
Zur Geschichte:
Die gelbe Möhre ist eine Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende alte
hiesige Nutzpflanze, die auch der römische
Kaiser Tiberius als Soldat am Niederrhein kennen gelernt hat.
In seiner Naturbeschreibung "Naturalis Historia" (77 n. Chr.) beschreibt Schreiber Plinius, dass sich Kaiser Tiberius die Wurzel alljährlich habe kommen lassen: (NH 19,89/90) "est et quartum genus in eadem similitudine pastinacae, quam nostri Gallicam vocant, Graeci vero daucon, cuius genera etiam quattuor fecere, inter medicamenta dicendum. Siser et ipsum Tiberius princeps nobilitavit flagitans omnibus annis e Germania. Gelduba appellatur castellum Rheno inpositum ubi generositas praecipua, ex quo apparet frigidis locis convenire.
"Es gibt eine vierte Art von Pastinaken, die die unsrigen "Gallisch" nennen, aber die Griechen nennen sie Daucon, woraus sie unter den Arzneimitteln vier Arten herstellen. Und (diese Art) hat Kaiser Tiberius persönlich geadelt, indem er sie jedes Jahr aus Germanien anforderte. In Gelduba (=Gellep heute Krefeld) einer Festung am Ufer des Rheins, werden die besten Sorten angebaut. Daraus lässt sich schließen, dass sie in einem kalten Klima am besten gedeihen".
Heute wird die Möhre nicht mehr zu den Pastinaken gerechnet.
Zu unterscheiden ist "unsere" gelbe Möhre (oben) auch von den orangen Möhren.
Letztere wurden erst später durch
Benediktinermönche hier eingeführt.
Wie aus der gelben Möhre die Lobbericher Möhre wurde.
Nach der deutschen Zollunion 1862 konzentrierte sich die deutsche Saatzucht im wesentlichen in Thüringen, wo sie im Windschatten des Thüringer Waldes in Erfurt besonders gute Bedingungen vorfand.
Es wurden dann aus den Herkunftsgebieten Möhren gesucht, die dann zur Zucht veredelt werden sollten.
Eine Erfurter Firma beauftragte den Lobbericher Lehrer Mons (wohnhaft Kempener Straße), bei den Bauern der Umgebung nach Möhren zu suchen, die ihren Vorstellungen entsprach. Um einen gleichmäßigen Wuchs der Züchtung zu garantieren, sandte sie Lehrer Mons eine Schablone, in die "Mustermöhren" passen mussten. Diese wurden dann Kistenweise über den Lobbericher Bahnhof auf die Reise geschickt.
Die hiesigen Möhren hatten aber in Thüringen keinen Namen.
Was lag näher, als sie nach der Herkunft (aus Lobberich eben) zu benennen
?!
Angebaut wurde sie dann in sandigen Böden bis Polen und Ungarn. Günter Nonninger, aus Lobberich stammender Drogist und Samenhändler, erinnert sich, dass im Geschäft seines Vaters Anton (Marktstraße) die Möhren bis nach Argentinien verschickt wurden.
Heute wird sie vor allem als Pferdefutter wieder im größeren Stil angebaut.
"Soetelsche Muuresoat" (verkauft als "rheinische gelbe") und "Rheinische Länker"
Eine andere Sorte, ebenfalls gelb, lang und stumpf mit einem ausgeprägten grünen Kopf, der etwa zu einem Viertel aus dem Boden wächst ist die "Söötelsche Muure", also die Süchtelner Möhre. Die "Süchtelner Möhren", so in Vorkriegsunterlagen noch bezeichnet, werden heute als "rheinische gelbe Möhren" gehandelt.
Auch gab es noch weiter zum Rhein hin große Wurzeln, die zu zwei Drittel über dem Boden wuchsen und einen "grünen Fuß" und ein "weißes Oberteil" hatten, die sogenannte Lanker Rübe. Heute hat sich der Futterpflanzenvermehrungsanbau dieser Sorte angenommen. Sie ist hier unter der Bezeichnung "Rheinische Länker" aus dem Futteranbau der Landwirtschaft in weiten Gebieten Europas nicht wegzudenken. All diese Möhren dienten zu Speisen- und Futterzwecken. Aus ihrem Saft gewann man Möhren- und Rübenkraut in den sogenannten "Kruutpaarschen."
Beschreibung der Möhre
Manufactum.de beschreibt die Möhre als "saftige, schmackhafte, sehr würzige Möhre, die Ende des 19. Jahrhunderts zunächst am Niederrhein, dann in Deutschland und der Schweiz bekannt wurde". Sie sei eine sehr gute Lagermöhre.
Die Möhre ist gut für Diabetiker geeignet, da ihr Zuckergehalt niedrig ist - allerdings auch der Karotingehalt - die Möhre ist gelber als die orangen Typen.
Familie Kafill baut die Lobbericher Möhre in Lobberich-Dyck an.
Lesen Sie einen Bericht der Grenzland-Nachrichten vom 3. November 1988
Soetele.de meint, dass die Lobbericher Möhre ledigleich
ein neuer Name der "Soetelsche Mu-ersoat" sei (Daucus carota L.ssp.sativus
Soetelensis) Hier heißt es:
Der Zuchterfolg von Paul Luhnen verschwand aber nicht gänzlich, sondern
lebt heutigen Tages weiter unter der Bezeichnung Lobbericher-Gelbe
Futtermöhre.
Dagegen spricht, dass der Boden der Süchtener Gegend kiesiger ist. Die Süchtelner, eine goldgelbe stumpfe Möhre mit langer Spitze steht etwa eine Handbreit aus dem kiesigeren Boden hervor, während die Lobbericher tiefer in den lockereren Boden des Sandrückens zwischen Maas und Nette wächst. Dieser hat seine weitesten Ausbreitungen bin nach Dyck.
Bei einem Gedicht von Matthias Kamps steht die Lobbericher Möhre dann auch in Konkurrenz zur Süchtelner Entwicklung:
on wüerd se sich mött angere meäte,
hei Sötele övverhaup ken Schangs!
Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Das Gartencenter Ihres Vertrauens kann die Samen nicht liefern?
Der Lobberland e.V. verschenkt den Samen an interessierte Kleingärtner!
Schicken Sie einfach einen mit Briefporto freigemachten und an Sie adressierten Rückumschlag an:
Lobberland e.V.
Lobberich,
An St. Sebastian 30
41334 Nettetal
Als kleines Dankeschön bitten wir um ein Foto der Möhren vor heimischer Kulisse.
Tipps zum Gärtnern:
Hauptaussaatzeit ist März/April.die Reihen sollten 20 cm Abstand haben, die einzelnen Möhren benötigen ausreichend Platz zum wachsen.
Frage:
Die Samenkörner sind sehr klein. Ein Gramm enthält 800 bis 900 Samenkörner. Dennoch sollten Möhren mit ausreichend Abstand zueinander gesät werden. Muss ich mit Pinzette arbeiten?
Antwort:
Der Samen kann vor der Saat mit feinkörnigem Sand gemischt werden. Zu dicht stehenden Pflanzen sollten vereinzelt (mit Abstand neu eingepflanzt) werden.
Frage:
Möhren brauchen bis zu vier Wochen, bevor sie sich an der Oberfläche zeigen. Ich sehe also lange nicht, wo die Saatreihen liegen. Was kann ich tun?
Antwort:
Es ist möglich alle 10 cm mit Radieschen zu markieren. Deren Saatkörner sprießen viel schneller und schon nach wenigen Tagen zeigen die Radieschensprößlinge, wo die Möhrenreihen verborgen sind.
Frage:
Wie vermeide ich Schädlingsbefall durch die Möhrenfliege?
Antwort:
Frau Hornberger aus Wahnwegen hat das damit gelöst, dass sie auf jeder Seite der Möhrenreihe
"Tagetes" pflanzte
Lobbericher am anderen Ende der Welt:
"The Diggers Club"
vertreibt die Möhre in Australien:
"Lobbericher" in Garmisch-Partenkirchen:
2011: Gruß aus Garmisch -
Familie Fischer hatte
2009 über das Fernsehen
von den Lobbericher Möhren erfahren - der Lobberland schickte den
Samen.
Lobbericher im Dienst der TU Berlin (2011):
Christian Sobioch (Berliner Stadtgüter):
"Die Möhren (...) werden auf ihr Potential als Schwermetallsammler getestet.
Wie anhand des Fotos zu sehen lässt sich bereits vermuten, dass mit abnehmender Bodenbelastung (von 1 nach 5) die Größe der Möhren zu steigen und die Variabilität der Größe zu sinken scheint."
Kurz:
Auf belastetem Boden wachsen die Lobbericher nicht so gut.
Wer hätte das gedacht...
Der wissenschaftliche Nutzen dieser Erkenntnis:
Magnus Knigge:
"So entsteht eine relativ kostengünstige Möglichkeit, die Möhren
als Zeigerorganismus zu verwenden, ohne teuer Stichproben im Labor untersuchen
lassen zu müssen.
Man kann nun gezielt an die Stellen mit den kleinsten und größten Möhren gehen und die Schwermetallwerte dort bestimmen. Dann kann für spätere Messungen anhand der Möhrengröße über die einmal genommenen Vergleichswerte ein ungefährer Wert für die Belastung des Bodens angeben werden."
(Freundlicher Dank an Magnus Knigge und Christian Sobioch von den Berliner Stadtgütern für Bild und Info)
"Nachdem die erste Aussaat von den Schnecken geerntet wurde,
hatten wir mit der zweiten mehr Glück -
die Pflanzen entwickelten sich prächtig" -
G.R. aus Scharnebeck im Januar 2014
"sehr schmackhaft" P.H. aus Hagenbach (Pfalz), September
2014
Ich kann Ihnen (...) berichten, dass Euere Lobbericher
eine vorzüglich schmeckende Möhre ist, von riesiger Größe
und (...) mit starkem Kraut, (die) jedem Gärtner Freude bereiten muss.
D.S. aus Gerbach, September 2014
Ein Tipp aus der Pfalz: Tagetes zur Abwendung der Möhrenfliege
Frau Hornberger aus Wahnwegen schreibt: Die "Lobbericher" sind inzwischen alle geerntet. Es waren viele riesige Exemplare dabei, ohne Befall durch die Möhrenfliege. Zur Abwendung der Fliege hatte ich auf jeder Seite der Möhrenreihe "Tagetes" gepflanzt. Die Lobbericher hat uns im Gartenjahr viel Freude bereitet. Es begann mit der Wahl des Standortes, dem sorgfältigen Säen, dem Beobachten der ersten Pflänzchen, dem Jäten, Gießen und vor allem der Ernte. Auch die Nachbarn waren hierbei einbezogen.
Vergleichsaussaat im Samengarten der Stiftung Kaiserstühler Garten in Eichstetten
Lobbericher, die der Lobberland e.V. geschickt hatte (links) wurden am
Kaiserstuhl zum Vergleich mit Lobberichern, der Marke Raiffeisen (rechts)
ausgesäht:
Das war auch ein Versuch mit Spätmöhren: "Die Aussaat war Mitte
Juli, geerntet haben wir sie Ende November"
Die Eliten unserer Möhren werden - sofern es die Kapazitäten zulassen
- in die Erhaltungszucht aufgenommen.
"Die Möhren für die Saatgutgewinnung bauen wir immer spät
an, weil sie sich so besser überwintern lassen."
Ottokar Frietsch sandte aus Karlsruhe folgende Bilder:
Er schreibt: "Ich habe bei der Aussaat am 8. Mai wahrscheinlich zu flach gesät. Außerdem ist der Boden in meinem Garten nicht "möhrenfreundlich". Möhren und Rettiche werden sehr oft beinig. Gestern (16. Oktober) habe ich die Möhren geerntet, heute Vormittag habe ich die Möhren blanchiert und eingefroren. Die blanchierten Möhren schmecken sehr gut. Leider war dies das erste und auch das letzte Mal, dass ich die Lobbericher Möhre anpflanze. Aus Altersgründen gebe ich meinen Kleingarten im nächsten Monat ab."
Von hier aus "alles Gute" für den gärtnerischen Ruhestand!
Die Bilder sind auf alle Fälle bemerkenswert::
September 2024: "Lobbericher" tragen in Suhl (Thüringen) zur Völkerverständigung bei
Die Liebe geht durch den Magen", womöglich auch Toleranz und Völkerverständigung. So waren Lobbericher Möhren am 22. September in Suhl an der Interkulturellen Woche beteiligt: als Bestandteil des Usbekischen Nationalgerichtes "Plov". Dazu waren gelbe Möhen erforderlich. Und so gingen von Lobberich aus 30 Kg der "jru-ete je-äle" der "großen Gelben" per Paket auf die Reise nach Thüringen zur interkulturellen Woche in Suhl.
"Die in der großen Politik heiß diskutierten Themen Migration, Grenzen und Integration werden hier bei uns - hier in der Sadt - ganz konkret und jeden Tag erlebbar" sagt Bürgermeister Jan Turczynski. "Hier im Alltag se es wichtig, die Werte menschlichen Miteinanders zu leben, mit guten Beispielen vorauszugehen und andere mitzuziehen".
Auszubildende und frischgebackene Facharbeiter aus Usbekistan - in der Kugellagerfabrik Zella-Mehlis tätig - kochten eine leckere Reispfanne mit Fleich und Gemüse über dem Holzfeuer. Etwa 60 Usbeken sind bisher nach Deutschland gekommen, weitere sollen folgen. "Die Unternehmen sind sehr zufrieden, das Projekt auf der Erfolgsspur" bilanziert Projektbetreuer Max Reumschüssel, der auch den Usbekischen Konsul am Stand begrüßen konnte.
Presse:
Rheinische Post, 16. Oktober 2023: So wurde die Lobbericher Möhre zum internationalen Hit
Wenn am Wochenende 21. und 22. Oktober in Lobberich das Möhrenfest steigt, ist das auch ein Festival zu Ehren eines Agrarprodukts, das bis nach Argentinien Verbreitung gefunden hat. Aber was hat Lobberich mit Möhren zu tun?