Das Moor im Naturschutzhof Sassenfeld als Beispiel für die frühere Moorlandschaft Nettetal

erstellt von Katrin Bruchhage

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Die Arbeit wurde 2003 mit dem  Nette-Frosch der Jungen Union Nettetals prämiert.
veröffentlicht mit der freundlichen Genehmigung der Autorin.


Inhaltsverzeichnis:

  1. Das Moor
    1.1 Was ist ein Moor? Was ist Torf?
    1.2 Das Hochmoor
    1.3 Das Niedermoor
    1.4 Tiere und Pflanzen im Moor
  2. Die ehemalige Moorlandschaft Nettetal
    2.1 Moorbildung in Nettetal
    2.2 Torfabbau und Entstehung der Netteseen
    2.3 Moore im Grenzwald
  3. Das Moor im Naturschutzhof Sassenfeld
    3.1 Der Naturschutzhof in Nettetal- Sassenfeld
    3.2 Beschreibung des Moores
    3.3 Entstehung des Moores
    3.4 Das Moor als Lebensraum
    3.4.1 Tiere im Moor
    3.4.2 Pflanzen im Moor
  4. Gefährdung der Moore
  5. Literaturverzeichnis
    5.1 Literatur
    5.2 Quellen aus dem Internet
  6. Anhang
    Vegetationsskizze des Moores im Naturschutzhof
    Fotos des Moores und seiner Pflanzen


1. Das Moor

1.1 Was ist ein Moor? Was ist Torf?

Ein Moor ist ein Feuchtgebiet, welches aus mindestens 30 cm starken Torfschichten besteht. Der Torf ist die Humusschicht des Moores, die wegen den anaeroben Bedingungen aus abgestorbenen oder schwach zersetzten Pflanzenteilen besteht. Torf ist nährstoffarm und hat einen sehr niedrigen pH-Wert, der für ein saures Milieu sorgt. Seine Struktur kann enorm viel Wasser speichern, auf das ein Moor angewiesen ist.

Im Moor kann man manchmal Vertiefungen finden, die mit Wasser gefüllt sind. Man nennt sie Schlenken. Extrem trockene Stellen bezeichnet man als Bulten.

Man unterscheidet unterschiedliche Arten von Mooren: das Hochmoor, das Niedermoor und das Zwischenmoor, welches sich im Übergang zwischen Nieder- und Hochmoor befindet.

1.2 Das Hochmoor

Hochmoore sind Moore, die ihren Wasserbedarf nur durch Regenwasser decken. Sie sind in der Mitte bis zu 12 m uhrglasförmig nach oben gewölbt. Das Hochmoor ist stark sauer und kalkarm, sein Wasserhaushalt ist mineral- und sauerstoffarm. Deshalb wachsen dort auch nur wenige, anspruchslose Pflanzen. Die wichtigste Pflanze für das Hochmoor ist das Torfmoos (Sphagnum), welches für die Torfbildung verantwortlich ist. Es kann sich gegen seine Konkurrenten durchsetzen, da Pflanzennährstoffe aus der Luft oder im Regen für das Torfmoos ausreichen.

Hochmoore bilden sich vor allem in niederschlagsreichen Gebieten. Torfmoose besitzen die Fähigkeit von oben weiterzuwachsen und nach unten hin abzusterben. Nach und nach werden die abgestorbenen Moosteile durch das Gewicht der weiterwachsenden Moosdecke zusammengedrückt (vgl. Hohenberger, Feuchtgebiete).

Somit werden die Torfmoosschichten immer dicker und das Moor wölbt sich auf. Die Torfschicht des Hochmoores wächst etwa 1 mm im Jahr. Die Blätter des Sphagnums besitzen Wasserspeicherzellen, die auch bei den abgestorbenen Pflanzenteilen funktionieren. Das Torfmoos ist in der Lage, die 20fache Wassermenge seines eigenen Gewichtes aufzunehmen. Somit kann sich das Moor mit Regenwasser voll saugen.

1.3 Das Niedermoor

Das Niedermoor oder Flachmoor bezieht sein Wasser im Gegensatz zum Hochmoor ausschließlich aus dem Grundwasser. Außerdem stehen den Pflanzen im Niedermoor durch die Wasserbewegung mehr Nährstoffe zur Verfügung. Folglich können hier zahlreiche und vielfältige Pflanzenarten existieren. Da im Grundwasser mehr Sauerstoff vorhanden ist als im Regenwasser, verläuft die Zersetzung der abgestorbenen Pflanzenteile im Niedermoor schneller ab. Dies führt zu einer geringeren Torfbildung als im Hochmoor.

Niedermoore entstehen meist in feuchten und grundwassergespeisten Mulden, in denen durch z.B. Überschwemmungen, Schneeschmelzen oder Grundwasseraustritten ein Wasserüberschuss besteht. Die Staunässe behindert nun die Verwesung lebender Pflanzenteile. Das Flachmoortorf wird gebildet. Das Moor unterbricht jedoch nie den Kontakt zum Grundwasser. Wenn die Oberfläche ausgetrocknet ist, strömt Wasser aus dem Boden und gleichzeitig auch Mineralstoffe für die Pflanzen nach.

1.4 Tiere und Pflanzen im Moor

Das Moor ist der Lebensraum einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Während die Lebensbedingungen im Hochmoor durch den sauren Standort, den Sauerstoff- und Nährstoffmangel für viele Pflanzen nicht sehr optimal sind, kann in einem Flachmoor hingegen eine artenreiche Pflanzenwelt existieren. Man kann hier z.B. Heidekrautarten, Orchideen, Enzianarten, Moosbeere, Woll- oder Pfeifengras, die Moorlilie und viele andere Pflanzen finden. Alle diese Pflanzen sind auf ein saures Milieu angewiesen. Sie sind stenök, da sie nur im Moor existieren können. Jedoch gibt es auch einige seltene Pflanzen im Hochmoor, die sich an die extremen Lebensbedingungen angepasst haben, wie z.B. das anspruchslose Torfmoos, Sauergräser, Sumpfporst oder Wollgräser. Einige von ihnen decken ihren Bedarf an Stickstoffsalzen und Nährstoffen durch Symbiose mit Wurzelpilzen. Es gibt außerdem noch mehrere fleischfressende Arten im Hochmoor, wie der rundblättrige, mittelblättrige oder langblättrige Sonnentau, das Fettkraut oder die Wasserschlaucharten. Da der lebensnotwendige Stickstoff für diese Pflanzen fehlt, entnehmen sie diesen aus dem tierischen Eiweiß (vgl. Seen, Moore, Wasserläufe: S.28).

Außerdem bietet der Rand des Moores zusätzlichen Lebensraum für einige Pflanzen, wie z.B. für den Gagelstrauch, für Moorbirken, Moorkiefern oder für ganze Bruchwälder.

Die Vegetation des Moores ist die Grundlage für eine reichhaltige Tierwelt. Moore stellen Brut- und Nahrungsbiotope für verschiedene Tiere dar. Zu diesen Tieren zählen beispielsweise mehrere Vogelarten: der große Brachvogel, Stelzvögel, der Zwergtaucher, das Birkhuhn sowie verschiedene Entenarten, wie z.B. die Krickente. Außerdem gibt es mehrere Schmetterlings- und Libellenarten, die auf die Lebensverhältnisse im Moor angewiesen sind. Dazu gehören der kleine Moorbläuling, der sich ausschließlich in der Nähe vom Lungenenzian aufhält, das Granatauge, der Hochmoorgelbling, der Moor- Perlmuttfalter, die schwarze Heidelibelle, die Moorjungfrau, die große Königslibelle und die arktische Smaragdlibelle. Weitere Tiere sind der Hochmoorflachläufer, der zu den Laufkäfern zählt, der Moorfrosch, die Wolfsspinne oder in einigen Gebieten die Kreuzotter (vgl. http://www.fehnmuseum.de).

2. Die ehemalige Moorlandschaft Nettetal

2.1 Moorbildung in Nettetal

Vor dem 16. Jahrhundert gab es in Nettetal zahlreiche Moore. Die heutigen Krickenbecker und Nettetaler Seen sind z.B. aus ehemaligen Niedermooren entstanden. Diese Moore bildeten sich bereits vor etwa 8000- 10000 Jahren. Nach der letzten Eiszeit wurde durch Steigerung der Temperaturen und Einsetzen des Niederschlags die Grundlage für die Wiederbesiedlung durch Pflanzen geschaffen. Es tauchten zum größten Teil Erlen- und Birkenbruchwälder auf. Zur gleichen Zeit kam es durch Sandschwemme aus dem Maastal zu zeitweiligen Aufstauungen der Nette. Außerdem stieg der Grundwasserspiegel durch Schmelze und Niederschlag erheblich an. Durch dieses erhöhte Wasservorkommen war die Grundlage für eine Vermoorung geschaffen. Die Vegetation starb wieder ab. Zunächst wurde aus Schilf und Seggen organischer Faulschlamm. Zusätzlich entstanden aus den umstürzenden und vermoderten Baumstämmen der Erlen- und Birkenbruchwälder dicke Torfschichten. Aus diesem Bruchwaldtorf bildeten sich schließlich die Niedermoore Nettetals.

2.2 Torfabbau und Entstehung der Netteseen

Die Netteseen bestehen heute aus den Krickenbecker Seen: Poelvenn, Schrolik, Glabbacher Bruch und Hinsbecker Bruch sowie aus den Nettetaler Seen: De Wittsee, Ferkesbruch, Windmühlenbruch, Nettebruch und Breyeller See. Diese Seen sind erst durch Austorfungen der ehemaligen Niedermoore im 16.- 19. Jahrhundert entstanden. Man begann damals das Torfvorkommen als Brennmaterial zu nutzen und zu vermarkten. Dies geschah durch den traditionellen Handtorfstich mit sehr scharfen Spaten, Sensen oder Heugabeln. Der in den nassen Teilen der Moore liegende Torf wurde gefischt und getrocknet. Zu dieser Zeit gab es einen Torfgräberstreit um das Recht des Abtorfens der Krickenbecker Moore zwischen den Leuthern und den Lobberichern. Den Leuthern wurde schließlich das ganze Bruchland zugesprochen. Zuerst wurden Schrolik und Poelvenn im 16. Jahrhundert abgetorft. Am Anfang des 18. Jh. folgte der großflächige Abbau des Glabbacher und Hinsbecker Bruchs. Es wurden außerdem Abfuhrwege erbaut, um die Torfmengen abtransportieren zu können. Im 19. Jh. waren alle Niedermoore vollständig abgetorft. Man begann nun aus diesen Flächen ein Wasserreservoir zum Antrieb der Mühlen zu schaffen. Der Ferkesbruch wurde beispielsweise für die Lüthenmühle aufgestaut. Außerdem sollten die künstlichen Staumaßnahmen der Krickenbecker Seen zum Schutz der Krickenbecker Burg dienen. Somit entstanden nach dem Torfabbau die Netteseen. Die meisten entstandenen Seen behielten ihre Namen mit den Endungen Venn oder Bruch, welche soviel wie Moor bedeuten. Nur der Schänzkesbruch und der Witbroek wurden zum Breyeller See bzw. De Wittsee umbenannt (vgl. Schloß Krickenbeck, West LB, S.11).

2.3 Moore im Grenzwald

Heute existieren noch wenige Moore in Nettetal. Entlang der deutsch- niederländischen Grenze bei Kaldenkirchen und Brüggen- Bracht findet man auf sandigem, unfruchtbarem Boden im Grenzwald einige Heidemoore: den Galgenvenn, den Christenvenn, den Kempesvenn sowie den Langesvenn, der über 1 km breit ist. Heidemoore sind Moore, die vom Regenwasser abhängig sind. Sie unterscheiden sich aber vom Hochmoor, da sie sich durch das wenige Sphagnenwachstum im Stillstand befinden. Auch die Torfanlagerung ist in Heidemooren sehr gering (vgl. Raum Maas- Schwalm- Nette, Klostermann und Kronsbein, S.136).

Die Moore im Grenzwald liegen zwischen Birkenbruch- und Kiefernwäldern. Es gibt in diesen Mooren häufig Schlenken und zum Teil größere Moortümpel. Sie werden außerdem von vielen Pflanzen und Tieren bewohnt. Sie sind beispielsweise Lebensraum für die Glockenheide, die Rasenbinse, Pfeifen- und Wollgräser, für das Lebermoos und das Papillentorfmoos, das Sonnentau, für den Lungenenzian, für die Moosbeere, die Ährenlilie und viele andere teilweise seltene Moorpflanzen. In den Schlenken bzw. Moortümpeln findet man den Schnabelried, den Sumpfbärlapp, die Sumpfbinse oder den gemeinen Wasserschlauch. Am Rand der Heidemoore wachsen z.B. Gagelsträucher, Hundsstraußgras oder Schnabelsegge (vgl. Im Naturpark Schwalm- Nette, Hubatsch, S.79).

Die Heidemoore bieten auch Lebensraum für mehrere Tiere. Es gibt dort einige Schmetterlings- und Libellenarten, Vögel wie der Zwergtaucher oder die Krickente, und auch Schlangen wie die Kreuzotter und die Schlingnatter. 1988 wurden die Moore im Grenzwald zu einem Naturschutzgebiet erklärt, da sie durch Eintragen von Abfall und Überwachsen gefährdet waren.

3. Das Moor im Naturschutzhof Sassenfeld

3.1 Der Naturschutzhof Nettetal- Sassenfeld

Der Naturschutzhof in Nettetal- Sassenfeld wurde 1985 eröffnet. Mittlerweile hat es sich zu einem attraktiven Umweltzentrum mit zahlreichen Biotopen entwickelt, in denen teilweise sehr seltene Pflanzen- und Tierarten leben. Auf dem Hof befindet sich ebenfalls ein Informationszentrum mit vielen Informationen zu unterschiedlichen ökologischen Themen. Die Natur- und Kulturlandschaft lockt zahlreiche Besucher und Schulklassen an. Zu besichtigen sind beispielsweise mehrere Teiche, ein Kräutergarten, eine Obstwiese, einige verschiedene Trockenmauern, einen Bauern- und einen Steingarten, ein Moorbeet und vieles mehr (vgl. Raum Maas-Schwalm-Nette / Landes- und naturkundliche Beiträge : S.165ff).

3.2 Beschreibung des Moores

Das kleine Moorbeet im Naturschutzhof, welches künstlich angelegt wurde, befindet sich zwischen einem großen Tümpel und einigen Erlen. Es ist weder ein Hochmoor noch ein Flachmoor, da es das Wasser aus dem Boden und aus dem Niederschlag bezieht. Daher kann man es als ein Zwischenmoor oder Übergangsmoor bezeichnet. Es hat eine Größe von 78 m² und ist ein Meter tief. Die Torfschicht misst derzeit eine Dicke von 5-6 cm. Das Moor ist nährstoffarm und sauer, der pH-Wert beträgt geschätzt etwa 4-6.

Man sieht auf der Moorfläche viele verschiedene Pflanzen, einige Steine und tote Äste oder Baumstümpfe. Man könnte es in zwei verschiedene Teile einteilen: in der vorderen Hälfte wachsen nur sehr wenige Pflanzen, gerade mal 10-15% der Fläche wird von Pflanzen bedeckt. Hier finden sich vereinzelt einige Heidekraute und Torfmoos. Der Torf ist in diesem Teil ziemlich trocken und es gibt keine feuchten Stellen. Anders ist es bei dem hinteren Teil des Moores, denn dort hat sich in einer 12 m² großen Schlenke Wasser angesammelt, welches eine Tiefe von circa 30 cm hat. Um diese Schlenke herum wachsen sehr viele Gräser, aber auch Torfmoos und eine fleischfressende Pflanze, der Sonnentau. Am Rand befinden sich einige Gagelsträucher und Heidekräuter. Der hintere Teil wird geschätzt etwa zu 75% von Pflanzen bedeckt. Hier ist auch, durch die Schlenke, der Torf feuchter als im vorderen Teil des Moores.

3.3 Entstehung des Moores

Das Moor im Naturschutzhof ist künstlich angelegt worden. Im April 2000 hatte man die Idee dieses Feuchtgebiet als Demonstrationsanlage zu erbauen. Das Moor soll den Besuchern des Naturschutzhofes zeigen, wie schön und einzigartig die Moorpflanzen sind. Zur Anlage wurde zunächst ein 1 Meter tiefes Loch ausgebaggert, welches anschließend nach unten hin mit einer Teichfolie abgedichtet wurde. Danach wurde ein raffinierter Trick angewendet: man bohrte kleine Löcher in mehrere Kunststofftonnen, und legte sie mit Wasser gefüllt flach auf den Boden (vgl. http://www.wdr.de). Dies hat zwei Vorteile. Man spart erstens eine große Menge Torf und damit auch Kosten, da Torf sehr teuer ist. Zweitens hat das Moor einen praktischen Wasserspeicher. Bei Bedarf zieht es sich das Wasser aus den Kunststofftonnen. Diese können sich auch nie völlig leeren, da sie sich immer wieder mit natürlichem Niederschlag auffüllen. Zum Schluss wurde eine wesentlich geringere Menge an Hochmoortorf auf die Tonnen geschüttet und ein neues Biotop war entstanden. Es siedelten sich nun ziemlich schnell viele unterschiedliche Pflanzenarten an, die an das Leben im Moor angepasst sind und nur dort existieren können.

Einige Pflanzen wurden auch künstlich ausgesät, wie zum Beispiel der langblättrige Sonnentau, eine seltene fleischfressende Pflanze.

3.4 Das Moor als Lebensraum

3.4.1 Tiere im Moor

Da das Moor gerade mal 1½ Jahre jung ist, haben sich dort leider noch keine moortypischen Tiere angesiedelt. Man kann jedoch sehr oft mehrere Libellen auf dem Moor beobachten, die aber in dem benachbartem Tümpel beheimatet sind. Außerdem gibt eine Schmetterlingsart, der Bläuling, die man manchmal in der Nähe der kleinen Ampfer auf dem Moor finden, jedoch gehört dieser auch nicht zu den Moorbewohnern. Man hofft, dass sich im Laufe der Zeit Moorfrösche oder Libellen, wie die schwarze Heidelibelle oder die Moorjungfrau, ansiedeln, um das Moor noch einzigartiger werden zu lassen.

3.4.2 Pflanzen im Moor

Es ist erstaunlich, wie viele Pflanzen sich in nur 1½ Jahren auf dem Moor in Nettetal- Sassenfeld gebildet haben. Etwa 15 verschiedene moorspezifische Pflanzen leben auf diesem Biotop. Die Moorpflanzen sind stenök, das heißt sie können nur in speziellen Gebieten wachsen. Sie können nur in einem nährstoffarmen und sauren Boden existieren. Die Pflanzen sind also optimal an die Lebensbedingungen im Moor angepasst und sind auf diese angewiesen. Man findet auf diesem Moor den Wassernabel, mehrere Heidekrautpflanzen, wie die Glockenheide, Besenheide und Rosmarinheide, die Moosbeere, die Moorlilie, das Torfmoos, den Sonnentau, mehrere Gagelsträucher und unterschiedliche Grasarten, z.B. das Wollgras oder die Flatterbinse. Neben diesen Moorpflanzen, kann man zwei untypische Pflanzen auf dem Moor entdecken, einen ca. 5 cm kleinen Ableger der Erle, welcher zufällig auf dem Moor gewachsen ist und den kleinen Ampfer, ein ausdauerndes Unkraut. Der Ampfer gehört zur Familie der Knöterichgewächse, er liegt flach auf dem Boden und ist Rosettenförmig angeordnet.

Jedoch gehört dieser nicht zu den typischen Moorpflanzen, wie es z.B. der Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris) ist. Es ist eine kriechende Pflanze mit runden, schildförmigen und am Rande gekerbten Blättern. Die ungewöhnliche Form des Blattes mit dem Stengel in der Mitte lässt an einen Nabel erinnern, deshalb auch der Name Wassernabel. Die Pflanze hat weiße Blüten, die im Juli/August zum Vorschein kommen. In dem Moor des Naturschutzhofes kommt sie nur vereinzelt vor und bedeckt etwa nur 4 m². Die Wuchshöhe beträgt hier circa 5 cm, ist aber bis zu 60 cm lang, der Wassernabel kann jedoch auch eine Höhe von 20 cm erreichen. Am häufigsten findet man ihn in Sümpfen oder Flachmooren, an Gewässerufern und auf Feuchtwiesen, denn er ist auf nassen und kalkarme Böden angewiesen (vgl. www.gymnasium-neustadt.de).

Zu den typischen Moorpflanzen zählt die Glockenheide (Erica tetralix) aus der Familie der Erika- oder Heidekrautgewächsen. Ihre Abundanz, d.h. die Individuenzahl im untersuchten Moor, beträgt etwa 10. Die Pflanzen dort sind 5- 25 cm hoch. Von Juni bis September bildet sie rote Blüten, die zu mehreren wie Glocken an der Stengelspitze angehäuft sind. Die Blätter sind immergrün und nadelförmig. Man findet die Glockenheide auf basenarmen, sauren Böden, wie z.B.: in Feuchtheiden und im Moor.

Man findet sie im Moor meist zusammen mit der Besenheide (Calluna vulgaris), die ebenfalls zu den Heidekrautgewächsen gehört. Dieser Zwergstrauch kann bis zu 80 cm hoch werden. Früher band man die hohen Äste zu Büscheln zusammen und nutze diese als Besen, wodurch dann der Name der Besenheide entstand. Sie kommt im untersuchten Moor weniger häufig vor als die Glockenheide, nämlich etwa 4 mal. Ihre Wuchshöhe beträgt hier um die 30 cm. Die Blätter sind ebenfalls immergrün, aber schuppenförmig und dachziegelartig angeordnet. Die Blüten der Besenheide sind klein, rosa- rot und über den oberen Teil des Stengels verteilt. Die Pflanze ist einem kalk- und nährstoffarmen Boden angepasst, der sich in Heide- und Moorgebieten oder Magerrasen findet (vgl. Kosmos Pflanzenführer: S.86).

Die dritte Pflanze aus dieser Familie ist die Rosmarinheide (Andromeda polifolia). In dem Moor beträgt die Individuenzahl nur 2. Man findet sie im hinteren Teil des Moores, wo es sehr feucht und moosig ist. Sie wächst stets aus einem Moospolster heraus. Ihre Wuchshöhe beträgt ca. 30 cm. Zur Blütezeit , von Mai bis September, neigen die rosa- roten glockenförmigen Blüten zum Boden. Die Rosmarienheide liebt die nassen, sauren Torfböden des Hochmoores (vgl. BLV Gartenberater: S.125).

Eine sehr seltene Moorpflanze ist die Moosbeere (Oxycoccus palustris). Ihre roten kriechenden Stengel sind bis zu 80 cm lang. Die Laubblätter haben eine schmale, eiförmige Form und sind an ihrer Oberseite glänzend. Im Juni bekommt die Pflanze rosa Blüten, und auch kugelförmige grüne Früchte, die sich im Spätsommer tiefrot färben. Sie haben einen Durchmesser von etwa 1 cm und sind essbar. Man findet diese Pflanze ebenfalls nur in der Nähe des Torfmooses. Die normale Moosbeere kommt in dem untersuchten Moorgebiet zweimal vor, eine spezifische Art der Moosbeere, welche weiße Blüten bekommt, findet man noch ein weiteres Mal. Am häufigsten kann man sie auf nassen, sauren Torfböden finden (vgl. BLV, Der lebendige Wassergarten: S.77).

Die Moorlilie, auch Beinbrech (Narthecium ossifragnum) genannt, besteht aus mit grasförmigen Blättern umsäumten Ähren. In der Blütezeit Juli und August bildet sie gelbe Blüten aus. Die seltene, langgestielte Pflanze findet man nur einmal im Sassenfelder Moor. Dort besteht sie aus vier Ähren und hat eine Wuchshöhe von etwa 20 cm. Die natürliche Umgebung des Beinbrechs sind moorige, torfige, extrem stickstoffarme und nicht allzu feuchte Böden (vgl. Kosmos Pflanzenführer: S.214).

Am meisten typisch für das Moor ist das Torfmoos (Sphagnum magellancium). Im Naturschutzhof bedeckt es etwa 40-50% der Fläche. Wie bereits erwähnt ist das Torfmoos sehr wichtig für den Wasserhaushalt und somit für die Existenz des Hochmoores. Es kann enorme Mengen von Wasser in seinen Zellen speichern. Dadurch dass die Spitzen des Torfmooses weiterwachsen und die Basis abstirbt, tragen sie erheblich zur Torfbildung bei. Das Moos besitzt dicht geschlossene Polster, die teilweise mehrere Quadratmeter des Moores bedecken. Im Mai und Juni ist es mit dunkelbraunen, kugelförmigen Blüten übersät, die sich jeweils auf etwa 1 cm hohen Stielen befinden. Das Spaghnum hat eine große Anpassungsfähigkeit und überzieht im Moor sogar verrottetes Holz (vgl. BLV Gartenberater: S.124/ Kosmos Pflanzenführer: S.386).

Eine besondere Gattung der Moorpflanzen ist der Sonnentau (Drosera). Man unterscheidet hier drei Arten: rundblättriger, mittelblättriger und langblättriger Sonnentau. Im untersuchten Moor findet man die rundblättrige Art, die allerdings noch sehr klein und noch nicht gut sichtbar ist. Außerdem wurde vor kurzem der langblättrige Sonnentau ausgesät. Bei beiden sind die etwas rötlichen Blätter in Rosettenform angeordnet, sie sind langgestielt und besitzen klebrige Drüsenhaare. Diese Pflanzen können bis zu 15 cm hoch werden. Das besondere an ihnen ist, dass sie Insektenfresser sind. Da im Moor ein Mangel an Stickstoffsalzen vorherrscht, beschaffen sich die kleintierfressenden Pflanzen den Stickstoff aus dem Eiweiß anderer Organismen: den Insekten. An den fühlerartigen, berührungsempfindlichen Drüsenhaaren kann man kleine Schleimtropfen entdecken. Wenn ein Insekt über diese krabbelt, klebt es zunächst an dem Schleim fest und erstickt dann, da die Chitin- Öffnungen verstopft werden. Anschließend krümmen sich die Fühler und die Blattfläche rollt das Insekt ein. Der Sonnentau kann das Tier nun durch Verdauungsenzyme zersetzen. Man findet diese Pflanze in feuchten Hoch- oder Zwischenmooren, also auf nährstoffarmen Böden (vgl. Seen, Moore, Wasserläufe: S.28).

Außer den kleinen Pflanzen findet man noch mehrere Gagelsträucher (Myrica gale) am Rande des Sassenfelder Moores. Die Abundanz beträgt 3 Gagelpflanzen. Sie sind hier circa 1 m hoch. Im April und Mai kommen die gelben Blüten zum Vorschein, die aufrecht in Kätzchen sitzen. Die Blätter sind sehr klein und länglich- eiförmig. Als Früchte trägt der Strauch braune Zäpfchen. Man trifft ihn vor allem am Rande von Hoch- und Zwischenmooren an, er ist an nass- feuchte, saure und humose Böden angepasst (vgl. : http://www.planten.de).

Die größten Flächen bedecken die Grase auf dem Moor. Das schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) hat einen Deckungsgrad von etwa 20%, das ist der von den Individuen bedeckte, geschätzte Anteil der Probefläche. Das Gras ist vorwiegend im hinteren, feuchterem Teil des Moores zu finden und ist dort bis zu 50 cm groß. Im April bis Mai befinden sich die Blüten in den kopfförmigen Ähren. Anfangs stehen sie aufrecht, später hängen sie hinunter. Nach der Blütezeit entwickelt die Pflanze mehrere rundliche Wollbüschel, dessen Haare bis zu 4 cm lang sind. Später werden sie zur Fortpflanzung vom Wind verweht. Das schmalblättrige Wollgras kommt in Flach- und Zwischenmooren vor (vgl. Kosmos Pflanzenführer: S.360).

Ein weiteres Gras im Moor des Naturschutzhofes ist die Flatterbinse (Juncus effusus). Ihr Deckungsgrad beträgt etwa 10% der Moorfläche. Die Halme sind etwas dicker und stehen aufrechter als bei dem Wollgras. Auch die Flatterbinse findet man fast ausschließlich in der Nähe oder auch in der feuchten Schlenke. Sie ist meist höher als 50 cm. Die Halme sind grün bis dunkelgrün. Von Juli bis August bildet das Gras braue Blüten aus. Der natürliche Lebensraum der Flatterbinse sind nährstoff- und kalkarme Standorte (vgl. Kosmos Pflanzenführer: S:366).

4. Gefährdung der Moore

Das Moor im Naturschutzhof Sassenfeld wurde errichtet, um den Besuchern zu demonstrieren, dass ein Moor ein einzigartiges Biotop mit seltenen Pflanzen- und Tierarten darstellt. Deshalb müssen diese Lebensräume streng geschützt werden. Moore sind hauptsächlich durch Entwässerung, Abtorfung, Grundwasserabsenkung, Nährstoffeintrag oder Pestizidbelastung gefährdet. Durch die Vernichtung der Moore verlieren Tiere und Pflanzen, die auf das saure Milieu und auf den nährstoffarmen Torfboden angewiesen sind, ihren Lebensraum. Ein Ökosystem wird zerstört. Der Eingriff der Menschen in diese Feuchtgebiete begann in den letzten Jahrhunderten. Da die guten und produktiven Böden für die Landwirtschaft ohne Dünger und Maschinen immer mehr verarmten, nutzte man besonders die Niedermoore als Landreserven. Die Torfschicht wurde hierzu bis zum sandigen, nährstoffreichen Grund abgetorft. Der wertvolle Flachmoortorf wurde verkauft. Da der Untergrund des Moores noch zu feucht für die Landnutzung war, baute man Gräben und Dränagen zur Entwässerung. Der Boden konnte nun für die Landwirtschaft genutzt werden. Die Hochmoore wurden zur damaligen Zeit ebenfalls abgetorft. Hochmoortorf lieferte Brennmaterial, was durch das Torfstechen einfacher zu beschaffen und auch billiger war als Holz. Die Moore wurden mit der Zeit immer stärker zurückgedrängt. Erst später kam man zur Erkenntnis, dass sie sehr wertvoll und bedeutsam sind. Man begann mit der Regenerierung von Hoch- und Niedermooren. Bei den Niedermooren kann man die Gräben und Dränagen schließen. Nach etwa einem Jahrzehnt macht sich die Rückentwicklung bemerkbar (vgl. Feuchtgebiete, Reichholf, S.180-184). Die Wiederbelebung der Hochmoore ist allerdings ein schwierigeres und langwieriges Verfahren. Es besteht aus drei Phasen. Zuerst findet die Wiedervernässung statt. Durch die Wiederherrichtung der abgetorften Fläche und die Schließung der Entwässerungsgräben kann das Hochmoor wieder Regenwasser speichern. Nach einigen Jahrzehnten hat sich das Moor renaturiert. Die natürlichen Bedingungen sind wiederhergestellt und Moorpflanzen können sich ansiedeln. Die komplette Regeneration erfolgt erst nach mehreren Jahrhunderten, wenn die Fläche zu einem lebenden und torfbildenden Hochmoor geworden ist. Bisher gab es noch keine erfolgreiche Regeneration (vgl. www.fehnmuseum.de).

5. Literaturverzeichnis

5.1 Literaturquellen

  • Aichele / Schwegler: Seen, Moore, Wasserläufe. Franckh’sche Verlagshandlung, 1974

  • Herkner, Hugo: Rund um den Wassergarten. BLV Gartenberater, 1978

  • Hohenberger, Eleonore: Feuchtgebiete. Ravensburger Buchverlag, 1989

  • Hubatsch, Herbert: Im Naturpark Schwalm- Nette. Mercator- Verlag Gert Wohlfarth, 1970

  • Hubatsch / Klein / van de Weyer: Schloß Krickenbeck – Landschaft und Natur. West LB Akademie Schloß Krickenbeck, 1992

  • Klostermann und Kronsbein : Der Raum Maas- Schwalm- Nette, Landes- und Naturkundliche Beiträge Niederrhein- Verlag K.H. Hilbertz, 1996

  • Lohmann, Michael: Der lebendige Wassergarten. BLV Verlagsgesellschaft, 1991

  • Reichholf, Josef: Feuchtgebiete - Steinbachs Biotopführer. Mosaik Verlag, 1988

  • Stichmann, Wilfried: Der neue Kosmos Pflanzenführer. Franckh- Kosmos Verlag, 1999

5.2 Quellen aus dem Internet

6. Anhang

Vegetationsskizze:

Fotos:


Das Moor im Naturschutzhof liegt zwischen Erlen und Tümpel


Über die Hälfte der Moorfläche wird von Pflanzen bedeckt


der feuchte hintere Teil des Moores


Die etwa 12 m2 große Schlenke


Das Biotop ist Lebensraum...


...vieler verschiedener Moorpflanzen


Der Wassernabel neben einem Stück Moos


Die Glockenheide


Die Besenheide zusammen mit den Ähren der Moorlilie


Die Rosmarinheide


An dieser Moosbeere kann man einige Früchte erkennen


Eine andere Art der Moosbeere mit weißen Blüten


Das Torfmoos (Shagnum)


Mehrere Gagelsträucher am Rande des Moores


Das schmalblättrige Wollgras mit seinen Wollbüscheln


Die beiden Grasarten des Moores: links die Flatterbinse, rechts das Wollgras


Die Flatterbinse wächst auch in der feuchten Schlenke


Zwei Libellen, die im benachbarten Tümpel...


... beheimatet sind

alle Fotos: Katrin Bruchhage


Link Naturschutzhof

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