Dr. Dr. h.c. Albert Steeger 1885-1958

zwei Gutachten zur Frage der ideologischen Distanz Steegers zum Nationalsozialismus.

Albert Steeger
Albert Steeger
mit frdl. Genehmigung des LVR-Fachbereichs Kommunikation

Zwei Gutachten - ein umbenannter Preis, zwei Straßennamen.

2021 wurde eine Studie von Alexander Friedmann (Universität Düsseldorf) veröffentlicht, nach der die Distanz Steegers - obschon er sich im "Dritten Reich" nicht als überzeugter Nationalsozialist oder "brauner Heimatforscher" profiliert habe - zum Nationalsozialismus deutlich kürzer war, als er dies in den späten 1940er Jahren suggeriert hatte und wie es lange Zeit in der Forschung angenommen wurde.

Weblink Juni 2021: Der Heimatforscher Professor Dr. Dr. h.c. Albert Steeger (1885–1958) und seine Rolle im Nationalsozialismus
Studie Dr. Alexander Friedman (Universität Düsseldorf)

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) änderte mit Bekanntwerden im Juni 2021 die Namensgebung des Albert Steeger Preises für Heimatforschung in "LVR-Wissenschaftspreis".

„Seit vielen Jahren setzt sich der LVR mit seiner eigenen Geschichte vor, während und nach der NS-Zeit auseinander. Im Lichte dieser Verantwortung wenden wir uns mit der nun erfolgten Umbenennung des Preises ganz bewusst gegen auch nur annähernde Verbindungen dieser in Wissenschaftskreisen äußerst renommierten Auszeichnung mit den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte“ (Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende des Landschaftsausschusses)

Weblink Pressemeldung des LVR von 21. Juni 2021 zur Umbenennung des Albert Steeger Preises in "LVR-Wissenschaftspreis", abgerufen Juli 2021

Da sich Steeger in Krefeld als Museumsleiter, innovativer Museumspädagoge und Archäologe Verdienste erworben hatte und es auch in Linn eine Albert-Steeger-Straße gibt, gab die Stadt Krefeld daraufhin eine "erweiterte Untersuchung" in Auftrag:

Weil Steeger und seine umfangreiche Forschung für die Krefelder Stadtgeschichte von hoher Bedeutung sind, die Studie jedoch vorhandene und zugängliche Quellen sowie Dokumente zu dem Thema möglicherweise nicht berücksichtigt hat, soll eine erweiterte Untersuchung erfolgen. Damit wurde Professor Joachim Scholtyseck vom Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn von der Stadt Krefeld beauftragt. Das Gutachten soll zum Jahresende vorliegen und dann als Basis für weitere Entscheidungen der Straßennamen-Kommission dienen. Die (...) Kommission prüft verschiedene Benennungen von Straßen und gibt dem Rat Empfehlungen, unter anderem für Umbenennungen und Zusatzschilder. (Weblink Quelle auf Krefeld.de, abgerufen 2.2.2022)


Albert-Steeger-Straße an Burg Linn

Professor Dr. Joachim Scholtyseck (Universität Bonn) befasste sich daraufhin eingehend mit der Biografie Steegers.
Sein Gutachten wurde am 1. Februar 2022 vorgestellt:

"Die wenigen problematischen Hinweise stehen qualitativ und quantitativ (...) in keinem Verhältnis zu den unzähligen Beiträgen, in denen sich Steeger strikt wissenschaftlich und etwa nicht im Stil, Duktus und Inhalt der NS-Weltanschauung äußerte. Für Steeger ging es, wie seine Schriften und Verlautbarungen zeigen, um Wissenschaft, nicht um die NS-Ideologie. Seine Mitgliedschaft in der NSDAP sei als opportunistisch, mit einer gewissen „Karrieresucht" zu bewerten."Der Mann denkt wissenschaftlich. Das steht bei ihm im Vordergrund", betont Scholtyseck bei der Vorstellung des Gutachtens. Auf tausenden von Seiten, die Steeger in den 1930er- und 1940er-Jahren schrieb, fänden sich keine Hinweise, dass er vom rassistischen geschweige denn vom antisemitischen Gedankengut beeinflusst war. „Wenn man so eine Aufgabe übernimmt, muss man aus den Quellen arbeiten. Man muss in mehrere Archive gehen und alles abgrasen", so der Gutachter. Hinsichtlich der völkischen Komponente zeigten wenige Passagen in seinen Texten eine Anbiederung an den nationalsozialistischen Zeitgeist. Hier sei insbesondere sein Beitrag in der Festschrift zur Ausstellung „2000 Jahre germanisches Bauerntum am linken Niederrhein" zu nennen. Darin thematisiert Steeger den Kampf der linksrheinischen Germanen gegen die römischen Besatzer. (Weblink Quelle auf Krefeld.de, abgerufen 2.2.2022)

Weblink Das Gutachten als *pdf auf Krefeld.de

Nach einem Bericht der Rheinischen Post vom 2. Februar 2022 hat der Krefelder Oberbürgermeister bereits angekündigt, dass die Verwaltung der Einschätzung des Gutachters folgen werde nach der es nicht angezeigt sei, die nach Steeger benannte Straße umzubenennen. Sie wird der seit 2012 mit solchen Fragen beauiftragten Kommission aus Politikern, städtischen Mitarbeitenden und sachkundigen Bürgern empfehlen, den Straßennamen beizubehalten und evtl. durch einen QR - Code zu ergänzen.

Mit der Weblink Steegerstraße in Lobberich wird sich der Kulturausschuss befassen. (Stand 2.2.2022)


Weblink Dr. Dr h.c. Albert Steeger

  • Link Heimatbuch 1950: Albert Steeger wird zum 65.
  • Link Heimatbuch 1950: Steinzeitliche Funden Steegers in Lobberich (Link Rosental)
  • Weblink Steegerstraße in Lobberich