Weltweit die einzige Kleinstadt mit authentischem
Gaslicht seit 1887:

Gaslicht in Lobberich:

Kultureles Erbe nicht verschrotten

ein Leserbrief (25.März 2010)

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Fragen und Antworten für Skeptiker
Streit um das Gaslicht - seit 1887
Vision: Vermarktung und Würdigung des Gaslichtes

Gaslicht - Maskottchen

Kulturelle Überlegungen
Kleine Geschichte der Lobbericher Gasversorgung als erstes Zeichen des Fortschrittes


GN
Donnerstag, 25. März 2010

LEDs sind eine tolle Technik (1). Das Sparpotenzial ist enorm. Sinnvoll (auch ökonomisch) erscheint mir aber vor allem ein Ersatz der 6000 elektrischen Leuchten. Hier ist die Stromversorgung bereits vorhanden, es muss keine neue Infrastruktur gegraben werden und das Sparpotenzial der LED kommt voll zur Geltung. Frau Fritzsche errechnet auf der Stadtwerke - Homepage eine 50%ige Reduzierung des Kohlendioxides beim Austausch elektrischer Lampen. Prima!

Wenn aber Gaslampen durch LEDs esetzt werden sollen sieht die Rechnung m.E. ganz anders aus: Laut GN sparen die 7 LED-Lampen vom Schulzenburgweg 414-202 = 212 Euro jährlich ein. Zwölf Lampen sind für die Brabanter Straße vorgesehen und die werden dann (Dreisatz) etwa 360 € im Jahr einsparen. Die geplante Investition von 40.000 € wäre nach diesen Zahlen erst in etwa 109 Jahren erwirtschaftet.

Auch die Klima-Bilanzrechnung bedarf weiterer Überlegungen: Ein KWh Energie aus Erdgas (Belastung laut iwr.de: 2 kg CO2 ) entspricht lt. Stadtwerke 10 KWh. Somit belastet eine KWh Energie aus Gas das Klima mit 200g CO2 , Nettetaltypischer Egalstrom aber ist für ein Vielfaches davon verantwortlich. Für Braunkohlestrom z.B. werden laut Öko-Institut über 1100 Gramm pro KWh in die Atmosphäre entlassen. Dem Fünftel Energiebedarf der LEDs stünde dabei ein fast 6-facher Schadstoffausstoß bei der Stromerzeugung entgegen. Damit fiele die Ökobilanz sogar zu Gunsten der Gaslampe aus - Ein Austausch wäre klimaschädlich.

Aber selbst, wenn die Gaslampen uns etwas kosten und der Strom für die LEDs vollständig regenerativ erzeugt würde:

Städtische Gasbeleuchtung ist selten geworden. Lobberich ist einer der letzten Orte, an dem diese traditionsreiche Technikstufe die Zeiten überdauert hat. Ist es wirklich sinnvoll, diese letzten Zeugnisse der für das Industriezeitalter typischen Installationen zu verschrotten? An anderen Orten entdeckt man das stimmungsvolle Licht für die Ausgehzentren sogar neu - in Düsseldorf und Berlin kämpfen Bürgerinitiativen für den Erhalt dieser Lampen. Auch an der Brabanter Straße wurden erste Interessenten für die alten Laternen gesichtet.

Wenn jetzt die Stadtverwaltung den Anwohnern knapp mitteilt, dass die Gaslaternen an der Brabanter Straße ausgetauscht werden "müssen", frage ich mich, ob die Wartung und Pflege dieser grundsoliden alten Technik in den letzten Jahren wirklich ernsthaft betrieben wurde oder diese Technik sogar kaputtgespart wurde. Mir berichtete ein Anwohner von eher schleppenden Reparaturen. Hatte man kein Interesse am Erhalt?

Ich kann nur vermuten, dass solche notwendige Reparaturen jeweils auf Kosten der Stadtwerke gegangen sind, während die Neuanschaffung jetzt von den Anwohnern mitgetragen werden muss. Nur dass die wohl nicht an den Einsparungen beteiligt werden. (?)

Ich bin hier unangenehm an "Markt 33" erinnert: Dieses (Haus) hatte so lange vor sich hin gegammelt, bis die für den Erhalt zuständige Behörde dem Abriss zustimmen musste.

Ich appelliere an die Verantwortlichen, weitere Demontagen zu verhindern, sensibler mit unserem Erbe umzugehen und die wenigen Besonderheiten Lobberichs der Nachwelt zu erhalten. Auch das ist "Verantwortung für die Region", mit der Stadtwerke gerne werben.

Eine Offenbarung war übrigens die im gleichen Artikel vorgestellte nostalgischen Musterlampe, die für Breyells Zentrum gedacht ist. Es handelt sich dabei um eine ursprünglich stimmungsvoll mit Gas betriebene Leuchte im Schinkeldesign. Aber wer LEDs in solchen Lampen stimmungsvoll findet, dem unterstelle ich zuhause- mit einem Augenzwinkern - auch ein elektrisches Feuer im offenen Kamin. Völlig wartungsfrei.

Ralf Schmeink

Lobberich, An St. Sebastian 30