Der "Lobbericker Wenk"
Um 1850 ließen sich in Lobberich die Webereien Mommers, de Ball und Niedieck nieder. In der Firma Niedieck entwickelte Meister Tappeser den ersten mechanischen Webstuhl; die Firmen erlangten später Weltruf und entwickelten sich und Lobberich zu ungekannter Blüte um die Jahrhundertwende 1800/1900.
Aufgrund der deutlich höheren Löhne siedelten sich dann auch viele Arbeiter der Umgebung hier an.
Die Lobbericher lebten gut und selbstbewusst. (eine Eigenschaft, die sie angeblich bis heute nicht abgelegt haben).
Die Wirkung nach außen spiegelt sich wider in dem Spruch:
"Köm-ße 's vrie-des noa Lobb'rick, is Lobb'rick al sonnes
aan"
(Kommst Du freitags nach Lobberich, ist Lobberich schon sonntäglich
angezogen)
In den umliegenden Gemeinden war auch bald die Rede vom "Lobbericher Wind".
Zuerst kam der Begriff in Breyell auf. Der "Lobbericker Wenk" trug die Musik von fröhlichen Festen am Windmühlenbruch zu ihnen herüber. An der dortigen Windmühle (1890 abgebrannt) wurde gefeiert, dass es krachte. Mit Verachtung sprach man von den "neureichen" Lobberichern und dem "Wind" den sie um jede Sache machen: Haben alle etwas Gleiches - in Lobberich ist es etwas mehr!
Aus Breyell ist dann auch die Ergänzung überliefert: "Lobb'ricker Wenk - dä stenk!" Eigentlich gar nicht so falsch: Auf Umweltschutz legte man in den Färbereien am Windmühlenbruch nämlich keinen besonderen Wert... (Der Verputz der Alten Kirche in den 80er Jahren ist auch auf schwefelhaltige Abgase zurückzuführen, die den sauren Regen erzeugen, der den Stein zerstörte. Auch die Ausbaggerung des Windmühlenbruches in den 1980er Jahren brachte etliche giftige Altlasten der am See gelegenen Niedieck'schen Webereien zu Tage)
In Hinsbeck wurde ein Gewerbegebiet direkt an die die Bahnlinie gesetzt, und damit an die Grenze zu Lobberich, knapp 2 km vom Kern des eigenen Dorfes entfernt.
Die Bezeichnung der Straße dort sagt auch schon alles:
Der zunächst verächtlich gemeinte Begriff wurde dann in Lobberich schnell zu einem Markenzeichen oder Geusenwort.
"Wenkbüll" (=Windbeutel) nannte man sich jetzt selber und die Backware wird bis heute bei Stadtfesten angeboten.
Schließlich setzte man dem Wenkbüll ein Denkmal:
Das Standbild des "Wenkbüll" auf dem Markt
"Ja, wir sind von Lobberich" (Lied)
Bei uns auf de' Kirmes in Lobberich....
Bis hin zum Karneval in Blerick geht der Spott.
Auf einer Revue aus 1990 wird ein Deutscher dargestellt, der in Blerick auf dem Hubertusplatz die Kirmes besucht. Natürlich ist zuhause alles besser: "Bej ons op de Kermis in Lobberich...." nämlich. (Der Autor des Liedes hat Leuther Wurzeln.)
Running Gag im Karneval: "Strunze?! Dat steit os Lobbricker ja neet"
Matthias Kams ("Kamps' Mattes") konnte mit dem ich durch den Büttenabend bei allen Gelegenheiten sich wiederholenden Satz einen dauerhaften Erfolg verbuchen: => "Angeben?! Sowas tun wir Lobbericher ja nicht" (w: das steht uns nicht)